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Fotoausstellung zum spanischen Bürgerkrieg ab 6. September 2016 im Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin
6. September 2016
Eröffnung der Ausstellung: «Zwischen Grauen und Hoffnung»
6.September 18 Uhr: Dagmar Enkelmann (Vorsitzende Rosa-Luxemburg-Stiftung) Benedikt Behrens (Kurator, Hamburg)
Im spanischen Bürgerkrieg (1936-39) kreuzten sich die Wege des Schriftstellers Alfred Kantorowicz und der jungen Fotoreporterin Gerda Taro. Beide waren 1933 vor der Machtübernahme des NS-Regimes nach Frankreich geflohen. Wenngleich beide schon wegen ihrer jüdischen Herkunft gefährdet waren, mussten sie in erster Linie vor unmittelbarer politischer Verfolgung fliehen. Kantorowicz war in Berlin als Kulturfunktionär für die KPD aktiv, während die parteilose Gerda Taro (eig.: Gerta Pohorylle) in Leipzig Menschen im politischen Widerstand gegen das Regime unterstützt hatte. Kantorowicz wurde Offizier der Internationalen Brigaden und war zuletzt im „Tschapaiew“-Bataillon der 13. Brigade eingesetzt; Gerda Taro hatte in Paris Robert Capa kennengelernt und ging mit ihm wenige Wochen nach Ausbruch des Bürgerkriegs nach Spanien, um die dortigen Kämpfe und das Leiden der Zivilbevölkerung im Krieg zu dokumentieren. Taro verstand, genau wie Kantorowicz, ihr Wirken in Spanien als Kampf gegen die aggressive Expansion des europäischen Faschismus, als dessen Kampfplatz beide das Mittelmeerland betrachteten. Ihre journalistische Arbeit war inspiriert durch die Solidarität mit der demokratisch legitimierten Volksfrontregierung und mit der Bevölkerung im Kampf gegen den faschistischen Vormarsch.
Gerda Taros Fotografien sind in dieser Hinsicht vergleichbar mit denen der Kämpfer des Tschapaiew-Bataillons, die sich zu Hunderten im Nachlass von Alfred Kantorowicz in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befinden. Taro besuchte das Bataillon 1937, als es an der Front nördlich von Córdoba (Andalusien) lag. Sie nahm dabei Dutzende von Fotos auf, die dessen Situation an einer von einem Stellungskrieg gezeichneten, „vergessenen“ Front und dessen Beziehungen zur spanischen Zivilbevölkerung dokumentieren. Deren Negative sind erst vor wenigen Jahren im berühmten „mexikanischen Koffer“ in Mexiko erstmals entdeckt worden und gehören heute zum Bestand des International Center of Photography in New York. Es ist besonders reizvoll, die Arbeiten der professionellen Fotoreporterin mit denen der Interbrigadisten zu vergleichen. Neben den Aufnahmen von der Córdoba-Front, die den Kern der Ausstellung ausmachen, werden Bilder gezeigt über den Werdegang des Bataillons von seiner Gründung im November 1936 bis zur legendären Schlacht von Brunete bei Madrid im Juli 1937, nach der das Bataillon wegen schwerer Verluste aufgelöst wurde. In dieser Schlacht verlor die Fotoreporterin ihr Leben und Alfred Kantorowicz wurde schwer verwundet, was seinem Fronteinsatz in Spanien ein Ende setzte.