XVI. Jarama-Marsch vom 19. Februar bis 25. Februar 2024 – zu Ehren der jugoslawischen und tschechoslowakischen Interbrigadisten
Der spanische Verein der Freunde der Internationalen Brigaden (Asociación de Amigos de las Brigadas Internacionales, (AABI) organisiert jedes Jahr mehrere Veranstaltungstage zum Gedenken an die Geschichte und das Vermächtnis der Internationalen Brigaden, deren Mitglieder während des Kriegs und der ausländischen Intervention 1936-1939 in Spanien gegen den Faschismus kämpften. Er unterhält Kontakte zu den Nachkommen der Interbrigadisten und zu denen an ihrer Geschichte Interessierten in vielen Ländern.
Eine von diesen Veranstaltungen ist der Jarama-Marsch, der jedes Jahr im Februar zu Ehren der ausländischen Interbrigadisten, die an der Seite der II. Spanischen Republik gegen die Franco-Faschisten und die deutschen und italienischen Faschisten die Republik verteidigt haben. In diesem Jahr fand der XVI. Jarama-Marsch zu Ehren der jugoslawischen und tschechoslowakischen Interbrigadisten in Spanien stattfand.
Auf Einladung der Asociación de Amigos de las Brigadas Internacionales reisten daher aus Serbien Töchter, Söhne, Enkel und Urenkel der Interbrigadisten an. Sie wurden begleitet von Mitgliedern der Vereinigung der jugoslawischen Freunde der Internationalen Brigaden, die keine Angehörigen der Interbrigadisten sind. Aus Deutschland kamen die Töchter von Adolf Preissler, der tschechoslowakische Staatsbürger war, als er sich auf den Weg nach Spanien machte.
Es gibt in der Tschechischen und der Slowakischen Republik keine Organisation der Freunde der Spanischen Republik, so das aus Tschechien und der Slowakischen Republik keine Angehörigen der Interbrigadisten anreisen konnten.
Zu dieser Gruppe hinzu kamen Nancy Phillips aus den USA, Mitglied des Vereins Abraham Lincoln Archivs (ALBA), zwei Mitgliedern des Polnischen Verein der Freunde der Internationalen Brigaden und zwei Freunde des italienischen Vereins Associazione Italiana Combattenti Volontari Antifacisti di Spagna. Gemeinsam reisten wir sechs tagelang an historischere Orte des spanischen Krieges. Wir waren eine große Familie, denn uns verband die Hochachtung für den Kampf der Internationalen Brigaden in Spanien.
Unser Vater, Adolf Preissler, wurde in Maffersdorf dem heutigen Vratislavice nad Nisou geboren und er gehörte zu den Tausenden von Mitgliedern der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei deutscher Nationalität. Er war auch einer der vielen deutschen Kommunisten, die aus der Tschechoslowakei nach Spanien gingen, um die spanische Republik mit der Waffe in der Hand und unter Einsatz ihres Lebens gegen den vom faschistischen Italien und Nazideutschland unterstützten reaktionären Putsch zu verteidigen.
Almansa
Unser erster Besuch galt der Stadt Almansa, die im Norden der Provinz Albacete in der Autonomen Region Kastilien-La Mancha liegt. Die Entfernung von Madrid bis Almansa beträgt 333 km.
Hier wurden wir vom Kulturverein Pablo Iglesias empfangen, der das Tagesprogramm organisierte. Während des Stadtrundganges erzählte uns Enrique wie die Verteidigungslinie von Almansa während des Krieges verlief. Im Konvent der Augustinerinnen befand sich damals die Artilleriekaserne der Internationalen Brigaden. Ganz oben im Turm der Burg hatte ein Beobachtungsposten das ganze Umfeld rund um Almansa im Blick. Hier in der Burg sind heute noch die Graffitis zu sehen, die die Interbrigadisten dort hinterlassen haben.
Zum Abschluss des Stadtrundganges wurden wir von der sozialistische Bürgermeisterin Pilar Callado ins Rathaus eingeladen. Dort fand die Ehrung der Internationalen Brigaden statt, an der Bürger des Ortes teilnahmen. Die Bürgermeisterin Pilar Callado erinnerte in ihrer Rede neben der Ehrung der Kämpfer der Internationalen Brigaden auch an die vielen Frauen, ob spanische oder internationale, die genauso wie die Männer ihren Beitrag zur Verteidigung der Republik leisteten.
Am Abend waren wir zu einem gemeinsamen Abendessen in einer fröhlichen Runde eingeladen. Hieran nahm auch die Bürgermeisterin Pilar Callado teil.
Albacete
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg in das 73 km entfernte Albacete. Albacete war der Hauptstützpunkt der Internationalen Brigaden von Oktober 1936 bis April 1938, als sie nach Barcelona umziehen mussten.
Wir verließen den Bus dort, wo während des Krieges der Bahnhof war. Dieses Gebäude gibt es heute nicht mehr. Hier war der Ankunftsort für die Interbrigadisten. Von hier aus gingen die Internationalen Brigaden an die Madrider Front.
An dem Gebäude, das heute an der Stelle des Bahnhofes steht, wurde im Jahr 2016 eine Gedenktafel zu Ehren der Internationalen Brigaden enthüllt. Die Straße heißt heute Avenida de la Estación (Bahnhofsallee).
Die Einwohner von Albacete begrüßten im Januar 1936 die Interbrigadisten begeistert. Von hier aus gingen die Interbrigadisten entlang der Paseo de la Libertad bis zur Plaza del Altozano, wo sie später zu den verschiedenen Unterkunftsorten eingeteilt wurden. Dazu muss man wissen, dass in Albacete schon spanisches Militär stationiert war und es schwierig war, Unterkunft für die Neuankömmlinge zu schaffen. Es musste auch auf kleine Orte und Dörfer rund um Albacete zurückgegriffen werden. Und wie man sich denken kann, war auch die Verpflegung ein riesiges Problem, vor dem die Verantwortlichen standen.
Gegenüber dem ehemaligen Bahnhof befand sich das Gebäude des Colegio de las Hermanas Dominicas (Kollegium der Dominikanischen Schwestern). Die Schwestern widmeten sich der Erziehung von Kindern. Im Juli 1936 wurde es wegen des Krieges aufgegeben und als Hauptquartier der Internationalen Brigaden unter der Leitung von André Marty, dem politischen Kommissar und Chef der Internationalen Brigaden, genutzt. Mit ihm arbeiteten die Französin Pauline Taurinya, Leiterin als Krankenhausinspektorin der Internationalen Brigaden, und die Französin Lise London als Übersetzerin und Dolmetscherin.
Dieses Gebäude wurde durch ein moderneres ersetzt, dass heute eine Grund- und Sekundarschule ist.
Die Kirche Purísima Concepción war eine Alte Einsiedelei aus dem 18. Jahrhundert und gehörte den Jesuiten. Sie wurde während des Krieges in Albacete mehrfach genutzt. So wurde sie als Waffenlager, zur Unterbringung der Interbrigadisten und eines der Seitenschiffe von der Militärpolizei als Gefängnis genutzt. Aber auch ein Teil des Generalstabs, mit Gayman als Verwaltungschef, wurde dort untergebracht.
Das noch erhaltene Gebäude des Grand Hotel stammt aus dem Jahr 1917 und ist das Werk des Architekten Daniel Rubio. Während des Krieges war es der Sitz des Generalstabs der Internationalen Brigaden. Dieses Gebäude war eines der wichtigsten Zentren für die Interbrigadisten in Albacete. Zwei Etagen standen den Offizieren zur Verfügung, eine weitere für Kleidung und Ausrüstung. Es diente auch als Krankenhaus für Rekonvaleszenten, die auf ihre Rückführung in ihre Herkunftsländer warteten.
Gordana Nadj, die Tochter der Interbrigadisten Kosta Nadj, berichtete uns, dass ihr Vater in diesem Krankenhaus gepflegt wurde.
Auf der Plaza del Altozano wurden 1937 Luftschutzbunker zum Schutz der Bevölkerung vor Luftangriffen gebaut. Albacete war zahlreichen Bombardierungen durch Francos Luftwaffe ausgesetzt. Der Tödlichste war der vom 19. Februar 1937. Die Internationalen Brigaden spielten eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Verwundeten durch die Bomben und den Einsturz von Gebäuden. Als Folge dieser Bombardierung wurde beschlossen, Schutzräume zu schaffen, von denen dieser Luftschutzbunker, den wir besucht haben, besonders hervorstach. Er hatte vier Eingänge und mehrere Tunnel mit einer Reihe von Bänken zum Sitzen. An den Wänden wurden Warnhinweise für die Bevölkerung angebracht, wie z. B. ein Rauchverbot und die Aufforderung, sich ruhig zu verhalten. Als wir diesen Bunker betraten, wurde uns berichtet, dass die Schutzsuchenden vorsichtshalber eigene Lichtquellen mitbringen mussten, weil nicht gewährleistet werden konnte, dass immer das Licht brennen würde. Als unsere Führung das Licht ausschaltete, standen wir in einem stockdunklen Raum, das ich als sehr beklemmend empfunden habe. So war es auch in allen Luftschutzkellern, die während des Krieges in Spanien und später im II. Weltkrieg genutzt werden mussten. Ich konnte mir vorstellen, wie groß die Angst wart, die die Menschen dort unten während der Bombardierung gehabt haben mussten.
Das Capitol-Kino befindet sich an der Plaza del Altozano und wurde 1934 nach Plänen des Architekten Julio Carrilero erbaut. Es wurde als Kino genutzt, ebenso war es ein Veranstaltungsort für Musik- und Gesangskonzerte oder politische Versammlungen. Heutzutage ist es der Sitz der Städtischen Filmbibliothek von Albacete.
Die Stierkampfarena von Albacete war ein weiterer wichtiger Ort für die Interbrigadisten. Sie war der Empfangsort für die Kämpfer der Internationalen Brigaden und wurde für die militärische Ausbildung genutzt. Einige Räume dienten als Kantinen und Küchen.
Hier wurden auch Kundgebungen und Feiern abgehalten, darunter der 1. Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden.
Meine Mutter, mein Mann Gerhard und ich gehörten zu der deutschen Delegation, die im November 1996 mit dabei waren, als den noch lebenden Interbrigadisten die spanische Staatsbürgerschaft durch die Cortes angeboten wurde. Nach diesen wichtigen Ereignissen reisten die Delegationen in verschiedene spanische Städte, wo sie geehrt und gewürdigt wurden.
Wir waren dabei als in Albacete das Denkmal für die Ehrung Internationalen Brigaden auf dem Campus der Universität im November 1996 enthüllt wurde.
Die Inschrift auf dem Denkmal lautet: An die Freiwilligen für die Freiheit. Albacete. 1936-1996. Das Volk von Kastilien-La Mancha.
Als ich nun wieder in Albacete vor dem Denkmal stand, habe ich in Gedanken noch einmal den unglaublich herzlichen Empfang eines Teils des spanischen Volkes für ihre Interbrigadisten Revue passieren lassen. Ich sah den Interbrigadisten Professor Dr. Dr. Fred Müller vor mir, mit dem wir gemeinsam uns auf den Weg in die Madrider Sport- und Kongresshalle gemacht haben. Dort fand die Ehrung der Interbrigadisten durch die Spanier statt. Viele Spanier waren gekommen um bei der Ehrung ihrer Brigadistas dabei zu sein. Sie standen schon Spalier vor der Sport- und Kongresshalle und Sprechchöre begrüßten die Interbrigadisten. Unser Professor Dr. Dr. Fred Müller, der immer viel redete, verschlug es die Sprache. Tränen liefen über sein Gesicht und er rief aus, „Die Spanier haben uns nicht vergessen“. Dann aber war er nicht mehr zu halten. Er schüttelte die ihm dargeboten Hände und sprach mit den Spaniern.
Wir konnte uns nun auch wirklich vorstellen, wie das spanische Volk in den Jahren des Krieges die Freiwilligen der Freiheit aus über 50 Ländern begrüßt hatten. Wenn ich daran denke, treten mir noch heute die Tränen in die Augen. Diese Liebe des spanischen Volkes noch nach so vielen Jahren zu ihren Interbrigadisten zu erleben, war unglaublich.
Madrigueras
Jetzt aber mussten wir weiter. Wir machte uns auf den Weg in das 60 km von Albacete entfernte Madrigueras, wo wir das von CEDOBI geförderte Memorial de las Brigadas Internationales besuchten. Der Leiter des Memorials führte uns durch die Ausstellung. Für diesen kleinen Ort eine eindrucksvolle Gedenkstätte.
Die Gedenkstätte der Internationalen Brigaden befindet sich in Madrigueras, einer kleinen Stadt in der Provinz Albacete, die seit langem das Erbe der Internationalen Brigaden bewahrt, da sie einer der wichtigsten Orte während des Aufenthalts der Interbrigadisten zwischen Oktober 1936 und April 1938 war.
Aus über 50 Nationen kamen die Interbrigadisten nach Spanien, um gegen den Faschismus zu kämpfen, weil sie erkannten, dass der deutsche Faschismus aufgehalten werden musste. Der spanische Krieg war die Generalprobe der Deutschen Wehrmacht für den II. Weltkrieg, der am 01. September 1939, gerade mal fünf Monate nach dem Ende des Spanischen Krieges, in Europa begann.
Die Gedenkstätte befindet sich in den Einrichtungen eines ehemaligen städtischen Schlachthofes, einem einfachen Gebäude am Stadtrand, das für die dauerhafte Unterbringung der Ausstellung hergerichtet wurde, die eine Leihgabe des Studien- und Dokumentationszentrums der Internationalen Brigaden ist, einer gemeinsamen Einrichtung der Universität von Castilla la Mancha und des Instituto Estudios de Albacete „Don Juan Manuel“, einer autonomen Einrichtung der Regionalregierung von Albacete.
Mir hat besonders der Raum gefallen, in dem Fotokopien der Graffitis gezeigt wurden, die die Verteidiger der Spanischen Republik hinterlassen haben. Sie widerspiegelten ihre Gedanken und Gefühle. Besonders beeindruckt war ich von dem Graffiti mit den Vokabeln, die mir zeigten, dass viele Interbrigadisten die spanische Sprache erlernten. Ich habe Interbrigadisten aus vielen Ländern kennengelernt und die meisten von ihnen sprachen Spanisch.
Mir ging so durch den Kopf, wie wichtig es doch war, dass sich die Kämpfer untereinander verständigen konnten. Sie kamen doch aus so viel Ländern der Welt. Wäre es nicht schön, wenn es auf der Welt eine gemeinsame Sprache neben der Nationalen geben würde, die alle Menschen sprechen und verstehen. Wieviel besser könnten wir uns untereinander verständigen. Viele Missverständnis würde es nicht mehr geben. Das wäre prima.
Ich habe in dieser Woche in Spanien festgestellt, wie frustrierend es ist, wenn ich mich nicht mit den Freunden aus Serbien, Italien, Polen und den USA unterhalten kann, da ich nur deutsch und etwas russisch verstehe. Eine Weltsprache ist ein Traum.
Am Denkmal für die Internationalen Brigaden in Madrigueras verabschiede uns der Bürgermeister der Stadt mit den Worten, „Hier stehen wir auf der Straße, die den Namen Internationale Brigaden trägt und wir sind stolz darauf, dass es in unserem Ort keine Rechten gibt“.
Madrid
Von Madrigueras ging es die 333 km zurück nach Madrid. Der folgende Tag stand uns dann zur freien Verfügung. Erst am Abend waren wir eingeladen zu dem, jugoslawischen Dokumentarfilm „Das Spanien unserer Jugend“ der in den sechziger Jahren gedreht wurde.
Eine Diskussion schloss sich an. Der Saal war voll besetzt. Es war ein herzliches Treffen zwischen Familie und Freunden aus dem Ausland und Spaniern, die am Ende der Vorführung und des Kolloquiums zu einer Agape eingeladen waren. Es wurde gegessen, getrunken, diskutiert und viel gesungen. Es war ein wunderbarer Abschluss dieses Tages.
Brunete
Unsere Gruppe vergrößerte sich auf den Weg nach Brunete. Hinzu kamen Freunde aus Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und Irland. Wobei wir es zwei irländischen Gruppen gab, eine Gruppe kam aus Nordirland, das zu Großbritannien gehört und die andere Gruppe aus der Republik Irland. Auch die Schotten kamen als eine eigene Gruppe, trotzdem sie ebenfalls zu Großbritannien gehören.
Gemeinsam besuchten wir verschiedene Orte auf dem Schlachtfeld von Brunete, wobei die Orte hervorgehoben wurden, an denen die Einheiten der XV. Internationalen Brigade gekämpft hatten, zu denen auch die jugoslawischen und die tschechoslowakischen Freiwilligen gehörten.
Dieser Tag endete auf dem Mosquito-Hügel, von wo aus wir einen guten Panoramablick hatten. Dort legte Nancy Phillips einen Blumenstrauß nieder, um an den Hauptmann des Lincoln-Bataillons, Oliver Law, zu erinnern, der bei dem Versuch gefallen war, diesen Hügel zu verteidigen.
Oliver Law war der erste Afroamerikaner in der Geschichte der Vereinigten Staaten, der eine militärische Einheit anführte. Als Jugendlicher trat er in die US-Armee ein und diente von 1919 bis 1925 als Gefreiter, so dass er mit einer militärischen Ausbildung im Januar 1937 nach Spanien kam. Oliver Law gehörte zu den ersten US-amerikanischen Freiwilligen. In Spanien wurden Laws Führungsqualitäten und seine frühere militärische Erfahrung sehr geschätzt. Er diente zunächst als Gruppenleiter in der Maschinengewehrkompanie. Als das Lincoln-Bataillon nach den verheerenden Angriffen am 27. Februar 1937 bei Jarama neu organisiert wurde, wurde Oliver Law zum Kommandeur der Kompanie befördert. Er wurde zum Adjutanten des Bataillonskommandeurs und später zum Hauptmann ernannt.
Er führte das Abraham-Lincoln-Bataillon in den ersten Tagen der Brunete-Offensive. Am 10. Juli 1937, er wurde tödlich verwundet, als er sein Bataillon bei einem Angriff auf dem Mosquito-Hügel anführte.
Jarama-Marsch
Heute nun war der Tag des Jarama-Marsches angebrochen. Mit vier Bussen und sehr vielen Privatfahrzeugen machten sich etwa 400 Freunde der Internationalen Brigaden auf den Weg dorthin, wo die Jarama-Schlacht im Februar 1937 stattfand.
Nach den schweren Kämpfen in Madrid von November bis Dezember 1936 hatte die republikanische Armee hohe Verluste zu beklagen. Die Internationalen Brigaden erhielten jetzt einige Wochen relativer Ruhe, eine Atempause.
Die XI. Brigade, die am meisten gelitten hat, wurde nach Murcia verlegt. Sie ist zu den Kämpfen um Madrid im November 1936 mit fast 2000 Freiwilligen dort eingetroffen, in der Zwischenzeit hat sie 1000 Mann Verstärkung erhalten. Madrid verlässt sie mit weniger als 1000 Mann.
In Murcia wird die Brigade mit neuen Interbrigadisten aufgefüllt. Die militärische Ausbildung wurde wieder aufgenommen. Zu diesen neuen Freiwilligen gehört auch unser Vater. Aber diese Zeit in Murcia ist schnell vorbei. In Eiltempo wird die XI. Internationale Brigade an die Jarama Front geschickt. Denn an den Ufern und auf den Höhen des Jarama ist eine große Schlacht um Madrid entbrannt. Alle verfügbaren Kräfte müssen eingesetzt werden.
So nimmt die XV. Internationale Brigade nach links Verbindung mit Listers Division auf, nach rechts mit der XI. Internationalen Brigade und der V. spanischen. Hier schließt sich die XIV., daneben die XII. Internationale Brigade an. So das außer der XIII. Internationalen Brigade alle anderen Brigaden am Kampf an der Jarama-Front beteiligt waren.
Die Schlacht erreicht zwischen den 11. Und 15. Februar 1937 ihren Höhepunkt. Der Kampf ist erbittert, denn die Wut und Entschlossenheit auf beiden Seiten ist groß. Am 23. Februar 1937 steht fest, den Faschisten ist es nicht gelungen, die Straße Madrid – Valencia zu erobern, jedoch unter sehr hohen Verlusten.
Zu unserer Gruppe gehörte auch die Serbin Branka Mosurovic, deren Vater Srecko Jurkic während der Jarama-Schlacht der XV. Internationalen Brigade angehörte. Unser Vater kämpfte in der XI. Internationalen Brigade rechts von der XV. Internationalen Brigade. Gemeinsam haben sie hier gegen die Faschisten gekämpft. Es war schön Branka in Spanien zu treffen. Als wir auf dem Jarama-Marsch waren, umarmten wir uns, denn wir standen dort, wo unsere Väter am Jarama ihre blutigste Schlacht geschlagen haben, wie es in dem Lied der Lincoln-Brigade heißt.
„In dem Tal dort am Rio Jarama
schlugen wir unsere blutigste Schlacht.
Doch wir haben auf Tod und Verderben
Die Faschisten zum Stehen gebracht.
Zeigt uns, wie man mit alten Gewehren
Einen Panzer-Angriff heil übersteht!
Zeigt uns wie man in offener Feldschlacht
Einem Tiefflieger-Angriff entgeht!
Ja, wir haben die Stellung verlassen;
Denn es half auch kein: Oh, Herr mon Dieu!
Kameraden der Inter-Brigaden
Unseren Toten ein letztes Adieu!
Eines Tages da stehen Campesinos
Als die Sieger auf spanischem Feld!
Und das Tal dort am Rio Jarama,
wird gehören dem Mann der´s bestellt!
Dieser Marsch ist eine Hommage an die Freiwilligen der Internationalen Brigaden. Miguel Ángel García erläuterte einige Aspekte der Schlacht und die Leistung der Internationalen in ihr und hob die große Kampfbereitschaft und Anstrengung hervor, die sie sowohl in der Schlacht als auch in den folgenden vier Monaten zeigten, als sie diese Front bis zur Brunete-Offensive verteidigten.
Von den britischen Freiwilligen wurde am 29. April 1937 ein Denkmal für die gefallenen Freiwilligen aufgestellt, das nach Kriegsende jedoch beseitigt wurde. Dank der Bemühungen José Mª Olivera, der den genauen Ort des Denkmals sowie die Gräber, in denen die sterblichen Überreste der Gefallenen begraben wurden, entdeckt hat, und dem Impuls der AABI war es möglich, eine Replik des Denkmals zu rekonstruieren, an dem der Stadtrat von Morata und insbesondere sein Bürgermeister, der Sozialist Ángel Sánchez, beteiligt waren. Das Denkmal wurde am 29. April 2023 provisorisch eingeweiht und ist nun in Anwesenheit zahlreicher britischer, irischer, serbischer und anderer Freunde dauerhaft errichtet worden.
Hier wurde ein Brief der Enkelin Juan Negríns (Ministerpräsident der Republik), Carmen Negrín, verlesen. Da sie selbst nicht anwesend sein konnte, möchte ich sie alle grüßen, insbesondere die Angehörigen der Interbrigadisten.
Die Interbrigadisten sind seit ihrer Kindheit Teil ihres Lebens. Ihr Großvater, Juan Negrín, hat ihr und ihren Bruder seine Bewunderung für diese internationalen Freiwilligen, junge Männer und Frauen, weitergegeben. Er schätzte ihr politisches und menschliches Engagement, das sie in die Tat umsetzten, die Anstrengung, die es für sie bedeutete, in ein fremdes Land zu kommen, dessen Sprache sie nicht kannten, sich von ihren Familien zu trennen, ohne eine vorherige militärische Ausbildung zu haben. Es waren engagierte Menschen, die die Bedeutung und Dringlichkeit der Rettung der Republik, für die sie bereit waren, ihr Leben zu geben, besser als alle anderen verstanden.
Besuch des Friedhofs von Fuencarral
Schon einmal stand ich im Sommer 2015 hier gemeinsam mit meinem Mann Gerhard. Wir kamen in Fuencarral mit der Metro an. Nun fragten wir uns aber, wo ist der Friedhof und wie kommen wir dahin? Am besten ist es, wir suchen uns ein Taxi und das taten wir auch. Dem Taxifahrer teilten wir unser Ziel mit und dass wir zum Denkmal für die Internationalen Brigaden wollten. Wir hatten großes Glück. Der Vater unseres Taxifahrers war republikanischer Soldat und es war ihm eine Ehre, uns dorthin zu bringen. So standen wir dann gemeinsam vor dem Denkmal und dachten an die vielen Gefallen des spanischen Krieges. Wir wollten wieder zurück zum Taxi, doch unser neuer Freund schüttelte den Kopf und meinte, wir müssen noch weiter gehen. Er führte uns zu dem Denkmal für die sowjetischen Interbrigadisten und an das Denkmal für die spanischen Kämpfer, die den Kampf 1939 – 1945 in Frankreich weitergeführt hatten. Wir bedankten uns ganz herzlich für die Führung auf dem Friedhof. Zurück in Fuencarral lud er uns zu einem Kaffee ein und wir verabschiedeten uns mit dem Gruß der Interbrigadisten, den er erwiderte.
Unsere Gruppe aus Serben, Italienern, Polen, Amerikanern, Briten und Spaniern versammelte sich vor dem Denkmal der Internationalen Brigaden. Es wurde erklärt, dass dies der Ort war, der ausgewählt wurde, um die bei der Verteidigung Madrids Gefallenen in Einzelgräbern mit Namen und Nationalität oder gegebenenfalls mit der Inschrift „Unbekannt“ ehrenvoll zu bestatten. Diese Gräber wurden 1941 geschändet und geleert, und ihre Überreste in ein Massengrab am Rande des Friedhofs geworfen. Es gab kurze Ansprachen, eine Schweigeminute und eine Kranzniederlegung. Nun besuchten wir das Denkmal für die sowjetischen Freiwillen und das Denkmal für die Spanier. Auch hier legten wir Blumen nieder.
Am Ende der Veranstaltung begaben wir uns in Begleitung der Vereinigung „No al Cantón“ von Montecarmelo auf das Gelände, auf dem sich das Massengrab befinden könnte.
Mit dem der Verein „No al Cantón“ hat die AABI eine Kampagne geführt, um den Beginn der Arbeiten am Cantón de Limpieza zu verhindern, bis sie überprüft haben, ob sich das Massengrab der Interbrigadisten auf diesem Grundstück befindet oder nicht. Eine Kampagne, die von der Presse, der Schwesterorganisationen und Botschaften unterstützt wurde.
Dieser Besuch auf dem Friedhof Fuencarral war der Abschluss des 16. Jarama-Marsches in diesem Jahr.
Die Amigos hatten diese Reise hervorragen geplant und organisiert. Liebevoll wurden wir von ihnen schon in Madrid am Flughafen in Empfang genommen. Die darauffolgenden Tage waren für mich anstrengend aber auch von viel Liebe und Herzlichkeit für die Freiwilligen der Freiheit geprägt. Es war für uns alle sehr bewegend, diese Liebe der spanischen Freunde für ihre Interbrigadisten zu erleben. In diesem Jahr werden 88 Jahre seit Beginn des Spanischen Kriegs vergangen sein und dennoch wird in Spanien und weltweit an die Freiwilligen der Freiheit erinnert und ihr beispielloser Einsatz für die II. Spanische Republik und ihr Kampf gegen Faschismus und Krieg gewürdigt. Gerade in der heutigen Zeit ist es so wichtig, dass wir Nachgeborenen den Kampf der Interbrigadisten für Frieden und Freiheit, gegen Krieg und Faschismus fortsetzen. So gefährdet wie der Frieden in der heutigen Zeit, das Kriegsgeschrei groß ist und uns ein III. Weltkrieg droht, ist es wichtig, unsere Stimmen zu erheben und den Kriegstreiben die Waffen aus der Hand zu schlagen. Unsere schöne Erde darf nicht in einem atomaren Inferno, das eine Krieg entfachen würde, untergehen.
Ingrid Schiborowski