Die Film-Premiere, die der neue spanische Botschafter Ricardo Martínez Vas eröffnete, war von der Linkspartei-nahen Rosa Luxemburg Stiftung, der Spanischen Botschaft in Berlin, dem Instituto Cervantes, dem Deutschen Spanischlehrerverband und dem Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik“ (KFSR) unterstützt worden. Die Stiftung hatte ebenso wie der TV-Sender Arte die Produktion des Filmes gefördert.
Kurz vor der Premiere auf Facebook – Franco on Trial: The Spanish Nuremberg?:
Vor der Premiere heute möchten wir auf einen Text von dem Dokumentarfilmpionier Klaus Wildenhahn aus dem Jahre 1967 hinweisen:
„(…) Keine ziehende Wolke wird gefilmt, um zu sagen, das Leben sei eine flüchtige Angelegenheit. Hat man die direkte Aussage nicht geschafft, läßt man derartiges. Was man hat, hat man, und es wird kein dramaturgisches Gehäuse vorgetäuscht, wo es nicht vorhanden ist. Jeder, der etwas länger mit Film gearbeitet hat, weiß, wie leicht es ist, rasante Montagefolgen herzustellen, gute Übergänge zu finden, und in der künstlichen Welt des Schneideraums das Drama umzufummeln. Mit leichter Hand Sarkasmus, Sentimentalität und Überlegenheit einzustreuen. Eine Geschlossenheit der Aussage herzustellen, die wenig oder gar nichts mit Wirklichkeit zu tun haben muß. Gewisse Schnittfolgen sind so in das Bewußtsein eingedrungen wie die Harmonien von Kirchenliedern. Man kann sie mitsingen, ohne das Lied zu kennen. Mit geschlossenen Augen. Man weiß, was kommt: Hunger, Stacheldraht, die Freien, die Unfreien, das ganze Schachbrett der Spielerfiguren. Das kann wunderschön sein und Unterhaltung und kann sogar Weisheit enthalten. Im Dokumentarfilm sollte diese Typisierung wegfallen. Jeder Versuch einer Rundung, die nicht natürlich sich einstellt, müßte wie die Pest vermieden werden. Man zeigt eine Sammlung von Splittern her, die man eingesammelt hat. Hatte man Glück und Ausdauer, gelingt es, den Zuschauer in den Spannungsbogen des offenen Spieles miteinzubeziehen. Des Spieles zwischen Filmemacher und dem Gefilmten. Und wenn der Zuschauer will, kann er Stellung beziehen nicht nur zum Gezeigten, sondern auch zum Hersteller und seinen offen zutage tretenden Vorlieben und Antipathien. Wenn der Film seinen Zweck erfüllt, entsteht ein Energiefeld zwischen diesen drei Polen: Gefilmter, Filmemacher und Zuschauer.“
- Mehr Rente für den Folterknecht | Der Dokumentarfilm »Franco vor Gericht« zeigt, wie die Opfer der spanischen Diktatur um Gerechtigkeit kämpfen. Von Carmela Negrete. „neues deutschland“ (nd), Kultur, »Franco vor Gericht«, 17. Oktober 2018 Jeder, der etwas über die jüngere spanische Geschichte und den gegenwärtigen öffentlichen Umgang damit erfahren möchte, sollte diesen Film sehen. Er ist ein Lehrstück. Im vergangenen Sommer zeigten ihn die Regisseure in einigen kleineren spanischen Städten, als eine Art Wanderkino. Die Wanderkino-Idee stammt aus der Zeit der Zweiten Republik. Seinerzeit war das ein Mittel der Bildung und zur Verbreitung demokratischer Ideen auf dem Land, nicht nur Filme, auch Theateraufführungen wurden gezeigt.
- Doppelstandards des Westens: Ungesühnte Verbrechen der Franco-Diktatur in Spanien | Von Tilo Gräser. sputniknews.com/gesellschaft/20181018-diktatur-faschismus-franco/ „Franco vor Gericht“ ist ein wichtiger Film, nicht nur, weil er ein „fast vergessenes Kapitel europäischer Geschichte“ in Erinnerung bringt, wie es im Begleitheft zur gleichzeitig erhältlichen DVD heißt. Er macht ebenso angesichts der 2019 zu erwartenden Anti-DDR-Welle die Doppelstandards derjenigen deutlich, die anderen Diktatur vorwerfen und selbst über Jahrzehnte Diktatoren unterstützten, weil diese nützliche Helfer im Kampf gegen den Kommunismus waren.Der Faschismus in Spanien und Portugal hatte wie auch in Deutschland und Italien nicht die grundlegenden kapitalistischen Eigentums- und Machtverhältnisse in Frage gestellt. Er hat sie dagegen gesichert gegen all jene, die sie verändern wollten. Dass dies in der DDR mit ihrem antifaschistischen Anspruch anders geschah, ist ihr wahres „Verbrechen“ in den Augen jener, die das untergegangene Land wiederholt zum „Unrechtsstaat“ abstempeln. Die Menschenrechtsverletzungen, die es gab, wären ihr andernfalls verziehen worden – so wie es nicht nur bei Franco geschah
- Die Mär vom guten Diktator lebt weiter. Auf www.deutschlandfunkkultur.de/dokumentarfilm/ 15.10.2018. Von Wolfgang Hamdorf. Dokumentarfilme machen die Diktatur begreifbarer |„Franco vor Gericht: Das Spanische Nürnberg?“ steht in einer Reihe von engagierten Dokumentarfilmen, die sich mit den Verbrechen des Regimes und der schwierigen Aufarbeitung der Vergangenheit in Spanien beschäftigen: Etwa „Francos Erbe – Spaniens geraubte Kinder“ der deutschen Regisseurin Inga Bremer über die Zwangsadoptionen und den Raub von etwa 300.000 Neugeborenen. Oder, auch im vergangenen Jahr, „Bones of Contention“ der amerikanischen Regisseurin Andrea Weiss über die systematische Verfolgung von Lesben und Schwulen in Franco-Spanien und auch die spanisch-amerikanische Produktion „El silencio de los otros – Das Schweigen der anderen“ über eine zerrissene Gesellschaft, in der die Verbrechen der Diktatur nie juristisch verfolgt werden durften.