Die französische Justiz prüft, ob Franco die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion aberkannt werden kann. Von Carlos Hernández, www.eldiario.es, 30.07.2017.
Übersetzt und zusammengefasst von M. Bremer.
„Dies ist meine letzte Patrone. Ehe ich aus dieser Welt scheide, möchte ich erreichen, dass diesem Diktator, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat, die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion entzogen wird.“ Mit seinen 77 Jahren fühlt Juan Ocaña, dass er seinen letzten Kampf im Namen der Opfer des Franquismus kämpft. Eine Schlacht, bei der er heute dem Sieg etwas näher ist, denn das Verwaltungsgericht von Paris hat nun die von ihm eingereichte Klage zur Verhandlung angenommen.
Anfang 2016 stellte dieses Kind des spanischen Exils fest, dass der Diktator 40 Jahre nach seinem Tode immer noch Inhaber dieser höchsten vom französischen Staat vergebenen Auszeichnung ist, was er als eine „unerklärliche historische Ungerechtigkeit“ ansah. Mit Unterstützung mehrerer Erinnerungsvereinigungen wandte er sich an den damaligen Präsidenten der Republik, François Hollande, weitere Mitglieder der sozialistischen Regierung und an die Großkanzlei der Ehrenlegion. Enttäuschenderweise kamen von den französischen Sozialisten nur Ausreden: Es gebe keine Zuständigkeit der Regierung; es wäre eine spanische Angelegenheit, … Es mangelte an politischem Willen. Die Großkanzlei verlegte sich auf Verfahrensfragen. Einem Toten könne die Ehrung nicht entzogen werden, da er sich nicht mehr verteidigen könne. Auf das eigentliche Problem ging sie nicht ein.
Juan hatte derartige Schwierigkeiten nicht erwartet. Als jedoch die Großkanzlei im vergangenen November sein Ersuchen formell ablehnte, gab er nicht auf, sondern suchte die Hilfe einer Anwältin, die die weiteren juristischen Schritte einleitete. Die Annahme der Klage durch das Verwaltungsgericht stimmt ihn nun optimistisch.
Falls das Urteil im September oder Oktober günstig ausfällt, müsste die Großkanzlei den Fall inhaltlich prüfen, d.h. sich jetzt mit den „Verdiensten“ des Diktators auseinandersetzen. „Und wenn es so ist, so ist die Schlacht gewonnen. Wenn die Historie der Verbrechen Francos untersucht wird, kann es keine andere Möglichkeit geben, als den Entzug der Ehrung.“
Der Verantwortliche für die Ehrung Francos als Offizier (1928) und später als Kommandeur (1930) der Ehrenlegion ist der Marschall Pétain. Dieser Nazifreund war einer der großen Freunde Francos. Ihre Beziehung begann in den 20-er Jahren im Rif-Krieg.
Fast 90 Jahre später ist es der Sohn eines der zahllosen Opfers Francos, der sich verschworen hat, ihm diese Auszeichnung zu entreißen.
„Mein Vater, José Ocaña García, kämpfte in Spanien gegen den franquistischen Putsch, musste nach Frankreich ins Exil gehen und schließlich auf direkte Entscheidung Francos vier Jahre im Nazi-Konzentrationslager verbringen. Als Kind wusste ich praktisch nichts über das, was er dort erlitt, aber ich erinnere mich an drei seltsame Dinge: eine Geschwulst im Gesicht, über die er nie sprach; eine unkontrollierbare Furcht vor Hunden und dass er während der ersten gemeinsamen Weihnachten alle Lichter und Dekorationen vom Weihnachtsbaum entfernte, die ich angebracht hatte. Über vierzig Jahre sprach er nicht darüber; erst kurz vor seinem Tode erklärte er es mir. Die Geschwulst in seinem Gesicht stammte von einem furchtbaren Faustschlag eines SS-Mannes, als er sich nach einem Zigarettenstummel gebückt hatte; die Angst vor den Hunden resultierte daraus, dass er oft ansehen musste, wie die Nazis diese Tiere nutzten, um Häftlinge zu quälen und zu ermorden; der Hass auf die Weihnachtsdekoration aus der Erinnerung an die erste Weihnacht in Mauthausen, als die betrunkenen deutschen Offiziere um den reich dekorierten Weihnachtsbaum tanzten, während dahinter ununterbrochen der Schornstein des Krematoriums rauchte.“ Bis dahin hatte Juan sich nicht allzu sehr um die Geschichte seines Vaters gekümmert. „Ich bedauere, nicht mehr mit ihm darüber gesprochen, nicht mehr gefragt zu haben. Seit diesem Moment, seit seinem Tod, habe ich mir vorgenommen, für sein Gedächtnis und das seiner Kameraden zu arbeiten.“ Seitdem hat er erreicht, dass Albacete, die Heimatstadt seines Vaters, auf dem Friedhof eine Stele zur Erinnerung an die 94 in Nazi-Lager deportierten Bürger aufgestellt hat, dass diese zu Ehrenbürgern ernannt wurden und dass die Franco verliehene Goldmedaille wieder aberkannt wurde.
„Jetzt ist es sehr wichtig, dass der Diktator nicht mehr auf der Liste der durch den französischen Staat Geehrten steht, auf der auch Republikaner der „Neunten“, die Paris von den Nazis befreiten, und auch Spanier, die Gefangene in den Konzentrationslagern Hitlers waren, stehen. Es ist ein Akt der Gerechtigkeit für all diese und die hunderttausende Opfer des Franquismus.“
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