Entscheidung vor Madrid. Von Werner Abel.

Titelfoto: Die Abwehrkämpfe in der hügeligen Landschaft im Süden Madrids waren vor allem für die Internationalen Brigaden schwer und verlustreich – aber zunächst konnte die Front gehalten werden. Foto: jW-Archiv.

Entscheidung vor Madrid

Spanischer Krieg. Vom 6. bis zum 27. Februar 1937 fand die Jarama-Schlacht statt. Die Franquisten ­wollten die Verbindung zwischen dem Sitz der ­republikanischen Regierung in Valencia und der Hauptstadt ­unterbrechen – und unterlagen

Werner Abel

Eine völlig unbekannte Brücke erlangte plötzlich Weltruhm. Sie war weder eine außergewöhnliche Ingenieurleistung noch besonders schön oder groß. Die Brücke von Arganda del Rey war eine einfache auf Betonpfeilern ruhende Stahlkonstruktion aus dem Jahre 1910. Militärisch gesehen hatte dieser Übergang über den Fluss Jarama südöstlich von Madrid aber eine strategische Bedeutung für den Kampf der Spanischen Republik gegen die putschenden, vom deutschen und italienischen Faschismus unterstützten Generäle.

Die Gefechte um diese Brücke fanden auch Eingang in den Film »The Spanish Earth«, ein gemeinsames Werk der US-amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway und John Dos Passos sowie des niederländischen Dokumentarfilmers Joris Ivens. Gesprochen wurde die englische Fassung von Orson Welles. Bei seiner Uraufführung am 11.7.1937 in den USA begeistert aufgenommen, wurde der Film am 18. Juli 1937 in einem kleinen Kreis auch US-Präsident Franklin D. Roosevelt und seiner Frau Eleanor gezeigt. Sie, die ohnehin große Sympathie für die Spanische Republik hegte, war beeindruckt. Aber auch Roosevelt äußerte nach der Aufführung, er hätte gerne mehr für die Republik getan, sei aber durch die Verträge des internationalen Nichtinterventionsausschusses daran gehindert, materiell zu helfen.

Einmischung trotz Abkommen

In diesem Ausschuss hatten sich am 9. September 1936 insgesamt 22 Staaten, darunter auch Deutschland, Italien und die Sowjetunion, auf die Verpflichtung geeinigt, keine der Bürgerkriegsparteien in Spanien zu unterstützen. Weder die faschistischen Machthaber in Berlin noch die in Rom hatten aber die Absicht, die Vereinbarungen einzuhalten und schickten im großen Umfang Waffen und Militär. Deutsche und italienische Flugzeuge griffen auch massiv in die Schlacht am Jarama ein. Im Oktober 1936 gab Iwan Maiski, der sowjetische Botschafter in London, bekannt, dass sich die Sowjetunion nun ebenfalls nicht mehr an das Abkommen halten und der bedrohten Republik Waffen schicken werde (siehe jW-Themaseite vom 18.7.2016). Schließlich lieferten auch die USA umgekehrt eine große Anzahl von Lastkraftwagen nach Spanien, die die Beweglichkeit der Putschisten sicherten. Fast ebenso wichtig war der von Texaco bereitgestellte Treibstoff, ohne den, so ein franquistischer Militär später, die Franquisten den Krieg nicht hätten gewinnen können.

Gleichwie, der Film »The Spanish Earth« hatte einen großen Einfluss auf die internationale Solidaritätsbewegung für Spanien, und die Brücke von Arganda wurde zu einem Symbol des Kampfes der Republik. Die Dokumentation beginnt mit der durch die Volksfrontregierung ermöglichten Agrarreform in der kleinen, ca. 35 Kilometer südöstlich von Arganda del Rey gelegenen Ortschaft Fuentidueña de Tajo (im Film »Fuentedueña« genannt). Die Bewohner des Dorfes sind endlich Besitzer des Bodens, was ihnen fehlt, ist eine ordentliche Bewässerung. Aber der Krieg hindert sie. Mit der Sicherung der Brücke von Arganda des Rey durch die Republikaner ist schließlich die Voraussetzung geschaffen, dass Wasser fließen und der Boden bewässert werden kann.

Die Brücke von Arganda del Rey gehörte mit den Viadukten von San Martin de la Vega und Pindoque zu den besonders heiß umkämpften Übergängen über den Jarama. Da die Absicht der Putschisten, die Hauptstadt Madrid von Norden aus handstreichartig einzunehmen, am Widerstand der Republikaner und auch durch den ersten großen Einsatz der Internationalen Brigaden scheiterte, orientierte Francisco Franco auf eine andere Strategie. Jetzt sollte Madrid eingekesselt, von allen Versorgungsmöglichkeiten abgeschlossen und die Bevölkerung mit Hilfe der deutschen Luftwaffe durch Bombenterror demoralisiert werden. Wichtig war den Franquisten vor allem, die Verbindungsstraße zur katalanischen Küstenstadt Valencia zu unterbrechen, denn hierher war die Regierung, nachdem in Madrid eine Verteidigungsjunta unter dem Vorsitz des Generals José Miaja gegründet worden war, am 6. November 1936 übergesiedelt. Der Verbindungsweg nach Valencia führte über die Brücke von Arganda del Rey.

Der Krieg nahm nun einen völlig neuen Charakter an, da sich durch die Reorganisation der republikanischen Armee und der Einbindung der antifaschistischen Milizen zwei, auch mit ausländischer Hilfe hochgerüstete, Heeresverbände gegenüberstanden und auf offene Feldschlachten orientiert wurde. Da nicht nur auf der republikanischen Seite die Internationalen Brigaden und sowjetische Waffen zum Einsatz kamen, sondern auch ausländische Verbände und Waffen aus Deutschland und Italien die Putschisten unterstützten, erhielt dieser Krieg zunehmend eine internationale Dimension.

Rückschläge

Sowohl die Republikaner als auch die Putschisten konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf das Jarama-Tal. Erstere wollten in Richtung Toledo im Süden der Hauptstadt vorstoßen, um die Nachschubwege der Franquisten zu unterbrechen. Diese wiederum hatten die Absicht, aus dem Süden kommend die Westseite des Jarama zu erobern und über die Straße nach Valencia ins östlich der Kapitale gelegene Alcalá de Henares zu gelangen, um sich dort mit von Guadalajara anrückenden franquistischen Einheiten zu treffen. Damit wäre der Kessel um Madrid geschlossen gewesen.

Den Auftakt der Operationen bildete der Angriff der Franquisten am 5. Februar auf die etwa 5.800 Einwohner zählende Kleinstadt Ciempozuelos, bei dem die dort stationierte republikanische 18. Brigada Mixta vernichtend geschlagen wurde. Am nächsten Tag begann mit dem raschen Vormarsch der Putschisten, auf den die Republikaner nicht ausreichend vorbereitet waren, die Schlacht längs des Jarama. Die Eroberung der Berge von La Marañosa setzte die Truppen Francos am 8. Februar in eine vorteilhafte Position, denn von der Nordspitze dieses Gebirgszuges aus ließ sich die Straße zwischen Madrid und Valencia unter Beschuss nehmen. Ein Angriff der von dem kommunistischen Oberstleutnant Enrique Lister geführten Einheiten auf den Coberteras, den höchsten Punkt der La Marañosa, scheiterte, und nur noch durch schlechtes Wetter behindert, konnten die Franquisten weiter vorrücken. Am Abend des 8. Februar gab es auf dem Westufer des Jarama keine republikanischen Einheiten mehr.

Am 11. Februar eroberten die Franquisten durch eine List marokkanischer Söldner die Brücke »Pindoque«. Die Sprengung der Brücke gelang ihnen allerdings nicht, sie senkte sich zwar, blieb aber weiterhin benutzbar. Das sie verteidigende französisch-belgische Bataillon der Internationalen Brigaden verlor ein Drittel seiner Angehörigen. Am darauffolgenden Tag konnten franquistische Einheiten die Brücke von San Martin de la Vega einnehmen und nach ihrer Überquerung auf die entscheidende Anhöhe El Pingarrón vorstoßen. Das war, wie Enrique Lister später schrieb, ein herber Schlag für die Republikaner, denn wer diesen Punkt erobert hatte, der beherrschte das gesamte Jarama-Tal. Hinzu kam, dass es den Franquisten gelungen war, einen zehn Kilometer tiefen Brückenkopf am östlichen Ufer des Jarama zu sichern.

Mit diesem Sturm auf die Brücke von San Martin durch marokkanische Einheiten am 12. Februar begann die zweite Phase des franquistischen Vorstoßes in Richtung Arganda del Rey. Wie ernst diese Schlacht genommen wurde, zeigt, dass sowohl Franco den Generalstab der Putschisten als auch Ministerpräsident Largo Caballero die republikanischen Truppen besuchte. Lister zufolge schickte Franco 15.000 Mann, 80 Geschütze und 50 Panzer in diese Operation, die Republikaner verfügten zu diesem Zeitpunkt vor Ort über keine Reserven. Erst am Nachmittag konnte die rasch auf das Schlachtfeld geeilte XV. Internationale Brigade den Vorstoß der Franquisten teilweise aufhalten, das aber um den Preis schwerer Verluste. Mehr als zwei Drittel der Kämpfer des britischen Bataillons blieben tot oder verwundet zurück. Insgesamt verlor die Brigade die Hälfte ihrer Angehörigen.

»Suicide-Hill«

Traurige Berühmtheit erhielt dadurch ein bis dato unbekannter Hügel, der schwer umkämpft war und wegen der vielen Toten den Namen »Colina suicidio« oder »Suicide-Hill« erhielt. Das macht auf ein grundlegendes Problem dieser Schlacht aufmerksam: Den zwar hochmotivierten, in der Regel aber gänzlich frontunerfahrenen Interbrigadisten, noch dazu oft mangelhaft ausgerüstet, standen die kampf­erprobten Soldaten der spanischen Afrika-Armee und die, wie es der Interbrigadist Alfred Kantorowicz ausdrückte, mit barbarischer Grausamkeit vorgehenden marokkanischen Söldnern gegenüber.

Dieses problematische Verhältnis veränderte sich bis zum Ende der Jarama-Schlacht nicht mehr. Der amerikanische Freiwillige Harry Fisher berichtete am 27. Februar: »Einen Tag zuvor war den Männern mitgeteilt worden, dass sie im Morgengrauen angreifen würden. Um Mitternacht stieß eine Gruppe von achtzig neu angekommenen Amerikanern zu ihnen. Keiner dieser Männer hatte jemals zuvor ein Gewehr in der Hand gehabt, geschweige denn damit geschossen. (…) Die neuen Kameraden waren beherzt und voller Elan, alles zu tun, was man von ihnen verlangte. (…) Dem Bataillon hatte man erklärt, dass vor dem Angriff unsere Artillerie die faschistischen Stellungen mit einem Kugelhagel belegen würde, unsere Flugzeuge sie bombardieren und unsere Panzer der Infanterie vorausrollen würden. (…) Es hörte sich alles ganz gut an, aber nichts davon trat ein. (…) Es gab keine Artillerie, und die Panzer blieben hinter den Linien und feuerten über die Köpfe der vorrückenden Soldaten hinweg. Mit dieser Art von Vorbereitung wurden die Jungs aus dem Graben gejagt. Einige der Männer wurden praktisch sofort umgebracht. Sie lagen oben auf den Befestigungen, so wie sie aus dem Schützengraben kamen. Sie wussten nicht einmal, was ihnen geschah. Die erst am Vorabend angekommenen achtzig Männer waren so unerfahren, dass sie mit voller Ausrüstung aus den Gräben stürmten, samt Tornister und Decke. Sie stießen en masse voran und waren somit leichte Ziele für die faschistischen Maschinengewehre. Viele kamen ums Leben.«

Übersichtskarte zur Schlacht am Fluss Jarama, 6. bis 27. Februar 1937 Foto: jW Archiv

Nun war aber, wie ein anderes Beispiel belegt, die Unterstützung der Infanterie durch Artillerie und Panzer ein oft nicht zu lösendes Problem. Der deutsche Interbrigadist Heinz Priess schilderte das am Beispiel einer anderen Situation. Seine MG-Kompanie, die seit fast drei Monaten bei Las Rozas im Norden von Madrid unter Dauerbeschuss gelegen und von 130 Kämpfern mehr als 50 verloren hatte, weigerte sich, ohne vorhergehende Ruhestellung ins Jarama-Tal zu gehen. Erst der Divisionskommandeur General Walter, der die elementare Gefahr für Madrid schilderte, die sich aus dem Verlust des Jarama-Tals ergäbe, konnte die Männer zum erneuten Einsatz bewegen. Er sagte aber aufrichtig, dass durch das hügelige Gelände nicht überall Panzer und keine schweren Waffen eingesetzt werden könnten. Dieser Kampf würde also noch mehr Kraft und Mut abverlangen als der bisherige. Das einzige, was er versprechen könne, wären noch einige Maschinengewehre. Dieser Mann, der so aufrichtig und unverblümt sprach, war General Walter, der Pole Karol Swierczewski. Ernest Hemingway hat ihm in seinem Spanien-Buch »Wem die Stunde schlägt« als »General Golz« ein literarisches Denkmal gesetzt.

Trotz all dieser Probleme und dem hohen Blutzoll der Republikaner war deren Widerstand so energisch, dass der franquistische Generalstab zu begreifen begann, dass das Ziel seiner Operation wohl nicht so einfach zu erreichen war. Hinzu kam, dass eine neue Generation sowjetischer Jagdflieger vom Typ Polikarpow I-16 (»Mosca«) und Polikarpow I-15 (»Chato«) die faschistische Lufthoheit brach. Erst Tage später kamen mit den Fiat CR.32-Jagdflugzeugen Maschinen in die Luft, die den sowjetischen nicht mehr unterlegen waren.

Pawlows Panzer

Auch auf dem Boden verkörperten die sowjetischen Tanks eine neue Generation gegenüber den von den Putschisten eingesetzten Fiat- und Thompson-Panzern. Der sowjetische General Dmitri Grigorjewitsch Pawlow hatte mit 56 der neuen sowjetischen Panzer T-26B eine Brigade formiert, die zehn Kilometer südlich von Arganda del Rey bei Morata de Tajuña stationiert war und auf dem Höhepunkt der Kämpfe zwischen dem Jarama und dessen linkem Nebenfluss Tajuña in die Schlacht eingriff. Hans Kahle, zu dieser Zeit Kommandeur der XI. Internationalen Brigade, schrieb, dass an diesem Tag die Brigade völlig isoliert und von der Einschließung bedroht war. Seine einzige Hoffnung waren die Panzer Pawlows. Es gelang, diesen über einen Melder zu informieren. »Ich befahl, dass sich meine vier Bataillone, falls keine Panzerentsetzung möglich war, im Schutze der Dunkelheit bis zur Straße von Arganda nach Morata de Tajuña durchschlagen sollten, damit die Brigade vor einer Einschließung bewahrt blieb. Während ich die Meldungen des Beobachters verfolgte, vernahm ich nach einiger Zeit in unserem Rücken das Geräusch heranrollender Panzer. Das konnten nur die von Pawlow sein! Ich kletterte auf einen Baum und sah ungefähr 40 Panzer, die in höchster Geschwindigkeit näherkamen und ihre Kanonen bereits gegen den Feind schwenkten. Die Brigade war gerettet! Etwas später schüttelte mir der Kommandeur des Panzerbataillons die Hand und erkundigte sich nach der augenblicklichen Lage. Danach erteilte er seine Befehle und setzte die Panzer in Gefechtsordnung gegen die vorgehenden Moros (die marokkanischen Söldner) ein. Die Faschisten erschraken derart, dass sie sofort zurückgingen, zuerst noch in voller Ordnung, doch dann in wilder Flucht. Zum Vorteil für die Moros setzte nun die Dunkelheit ein.«

Die Franquisten mobilisierten nun alle Reserven und versuchten am 15. Februar eine neue Offensive, bei deren Abwehr wieder eine Kompanie des britischen Bataillons der XV. Internationalen Brigade aufgerieben wurde. Auch die republikanische Seite schickte trotz des Stadiums der Umorganisation ihrer Einheiten sämtliche verfügbaren Soldaten in den Kampf. Der Historiker Moritz Krawinkel weist in seinem Buch über die Jarama-Schlacht darauf hin, dass dazu auch die 70., mehrheitlich aus Anarchisten bestehende Brigade gehörte, die mit ihrem dort gezeigten Kampfgeist bald zu einer der besten Einheiten der Spanischen Volksarmee gehören sollte.

General José Miaja wurde an diesem Tag zum Befehlshaber der Zentrumsfront ernannt. Mit der Schaffung des III. Armeekorps beabsichtigte er nun, alle Kräfte zu konzentrieren und Unstimmigkeiten in den Befehlsstrukturen zwischen den einzelnen Einheiten zu beseitigen. Zum III. Armeekorps gehörten dann die Division A unter dem Kommando von »General Walter«, die Division B, unter dem Namen »General Gal« kommandiert von dem Ungarn Janosz Galicz, und die Division C, befehligt von dem Major Enrique Lister. Diese Division war aus dem legendären »5. Regiment«, der ursprünglichen Volksmiliz der Kommunistischen Partei Spaniens, hervorgegangen. Außerdem gehörte dem Armeekorps die 4. Division unter dem Kommando von Juan Modesto an. ­Líster und Modesto waren ursprünglich einfache Arbeiter gewesen, die aber dann die Frunse-Militärakademie der Roten Armee absolviert hatten. Zum Oberbefehlshaber des Korps war der Oberstleutnant Ricardo Burillo ernannt worden. Von ihm war bekannt, dass er die Internationalen Brigaden nicht mochte. Er musste dann aber später eingestehen, dass die XI., die XII., die XIV. und die XV. Brigade die Front von Morata bis Arganda des Rey erfolgreich stabilisiert hatten.

Am Morgen des 17. Februar gingen die republikanischen Einheiten aus der Defensive zur Offensive über. Obwohl sie die gesetzten Angriffsziele nicht erreichten – so konnten z. B. die Marañosa-Hochfläche und die Pingarrón-Höhe nicht erobert werden –, wurde doch der Vormarsch Francos gestoppt, so dass dessen Einheiten den Befehl bekamen, nunmehr die erreichten Positionen zu halten. Auf diese konzentrierten sich in den folgenden Tagen die Republikaner mit starken Angriffen, die am 22. Februar mit dem erneut versuchten Sturm auf den Pingarrón zum schwersten Kampf während der Jarama-Schlacht wurde.

Sieg mit Verlusten

Weder diese Attacke noch einige weitere in den Tagen bis zum 27. Februar ausgeführte Angriffe hatten Erfolg. Der Pingarrón blieb in der Hand der Franquisten. Der Kampf ging in einen Stellungskrieg über. Beide Seiten brachen ihre Operationen ab, die Schlacht am Jarama war damit im Grunde beendet. Obwohl die Republikaner Gelände verloren hatten, fiel die Bilanz eher zu ihren Gunsten aus, denn die Putschisten hatten ihr Ziel, die Straßenverbindung nach Valencia abzuschneiden und Madrid einzukesseln, nicht erreicht. Mehr noch: Die in äußerst kurzer Zeit und unter immensem Druck neu aufgestellte Spanische Volksarmee zeigte, dass sie in einer offenen Feldschlacht einen hochgerüsteten, erprobten Gegner durchaus gewachsen war. Der englische Historiker Hugh Thomas schrieb: »Die neue republikanische Armee, der die internationalen Brigaden als Muster gedient hatten, hatte zum ersten Mal die Nationalen (damit sind die Putschisten gemeint, W.A.) in offener Feldschlacht aufgehalten. Sowjetjäger hatten zumindest zeitweise die Überlegenheit in der Luft gesichert.« Der Nimbus der Unbesiegbarkeit der durch die deutschen und italienischen Faschisten unterstützten Franquisten war gebrochen.

Vicente Rojo, Chef des Generalstabs der Spanischen Volksarmee, schrieb: »Deshalb gehörte der Triumph uns. Und jetzt, da der Zweck dieses Angriffs in Jarama bekannt ist, können wir sagen, dass der Sieg uns gehörte, weil unsere Kräfte einen Angriff abwehren konnten, der zu der entscheidenden Wende des Kriegs werden sollte. Der Feind verfehlte nicht nur dieses Ziel, sondern verfehlte ebenso Ziele, die seine Verluste hätten kompensieren können.« Der durch Dolores Ibárruri am 19. Juli 1936 zu Beginn des Putsches verkündete Aufruf der Kommunistischen Partei Spaniens »¡No pasarán!« (»Sie werden nicht durchkommen!«) schien sich zu bewahrheiten.

Zu einer historischen Bilanz gehören auch die Opfer. Die Kämpfe am Jarama zählten zu den verlustreichsten des Spanienkriegs. Hugh Thomas bezifferte die Anzahl der Toten bei den Republikanern mit 25.000 und bei den Franquisten mit 20.000. Lister dagegen schrieb, es seien 18.000 bis 20.000 bei den Franquisten und 14.000 bis 15.000 bei den Republikanern gewesen. Nach einem gründlichen Studium aller verfügbaren Akten korrigierte der spanische Historiker Jesús González de Miguel diese Zahlen 2009 deutlich nach unten. Er kam zu dem Schluss, es habe etwa 10.000 Tote auf seiten der Republikaner und um die 7.000 auf der der Franquisten gegeben. Die Internationalen Brigaden hätten ihm zufolge 830 Tote zu beklagen. Das würde bedeuten, von den im März 1938 im Stab der Interbrigaden in Albacete registrierten 4.575 gefallenen Interbrigadisten wären fast ein Fünftel in der Schlacht am Jarama gefallen. Die größten Opfer brachte das britische Bataillon, zu dem auch Nordamerikaner und Iren gehörten. Von dem irischen Freiwilligen Kit Conway ist der Ausspruch überliefert, er würde mit seinem Körper lieber das Kampffeld düngen, als Franco den Sieg zu überlassen. Er fiel am 12. Februar 1937.

Der Historiker Werner Abel schrieb an dieser Stelle zuletzt am 1.10.2016 über die Gründung der Internationalen Brigaden.

Den Artikel finden Sie unter: https://www.jungewelt.de/2017/02-08/052.php

(c) Junge Welt 2017 – https://www.jungewelt.de

Quelle: junge Welt, 08. Bebruar 2017 / Thema / Seite 12, 13.

Herunterladen: Abel Jarama-Schlacht jw-2017-02-08

Redaktion KFSR

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