Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) ist eine lebendige Organisation – erfolgreicher XVII. ordentlicher Kongress in Prag. Von Dr. Ulrich Schneider. / Die politischen Hauptaufgaben der nächsten Jahre – Politische Erklärung der FIR.

Der Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. (KFSR) ist Mitglied der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR). Am XVII. ordentliche Kongress vom 18.-20. November 2016 in Prag nahmen Regina und Wilhelm Girod für den KFSR teil. Im Folgenden dokumentieren wir die Erklärung des Generalsekretär der FIR, Dr. Ulrich Schneider und die Die politischen Hauptaufgaben der nächsten Jahre – Politische Erklärung der FIR, angenommen auf dem XVII. Kongress der Organisation in Prag (Pressemitteilung vom 4. Dezember 2016).

Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) ist eine lebendige Organisation – erfolgreicher XVII. ordentliche Kongress in Prag

Am Wochenende 18. – 20. November 2016 fand in Prag der XVII. ordentliche Kongress der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten statt. Mehr als 50 Delegierte aus knapp 20 europäischen Ländern vertraten Verbände ehemaliger Partisanen und Widerstandskämpfer, Kämpfer der Anti-Hitler-Koalition, Deportierte und Verfolgte, ihre Familienangehörigen und Antifaschisten heutiger Generationen. Unter den Delegierten waren noch drei Veteranen des antifaschistischen Kampfes.
Eröffnet wurde der Kongress am Freitagabend durch die Übergabe des Michel-Vanderborght–Preises der FIR an Preisträger aus neun Ländern. Unter den Geehrten waren ein tschechischer Verfassungsjurist, der italienische Militärstaatsanwalt, der u.a. das Verbrechen von Sant’ Anna di Stazzema verfolgte, ehemalige Widerstandskämpfer aus Griechenland und den Niederlanden, die bis heute als Zeitzeugen aktiv sind, sowie das belgische Team des „Zug der Tausend“ und der Studienkreis „Deutscher Widerstand 1933 – 1945“ für ihre Geschichtsarbeit mit jungen Menschen.

Auf dem Kongress zogen die Delegierten eine Bilanz der erfolgreichen Arbeit der vergangenen drei Jahre, die durch eindrucksvolle Gedenkveranstaltungen und zahlreiche politische Aktivitäten geprägt war. In mehreren Ansprachen wurde mit großer Sorge der Aufschwung der extremen Rechten in vielen europäischen Ländern und deren Einfluss selbst im Europäischen Parlament thematisiert. Hier sehen die Mitgliedsverbände in den kommenden Jahren eine große Herausforderung, eine politische Rechtsentwicklung in Europa und den einzelnen Ländern zu stoppen.
In der lebendigen Diskussion, an der sich fast alle Verbände beteiligten, wurden Bilanz gezogen und Einschätzungen zur aktuellen Entwicklung vorgestellt. Dass diese Einschätzungen recht unterschiedlich ausgefallen sind, überrascht nicht, beteiligten sich doch Delegierte aus Russland und der Ukraine, aus Griechenland und Belgien, aus Italien und Serbien an der Debatte.
Es war aber ein beeindruckendes Zeichen antifaschistischer Gemeinsamkeit, dass in der mit großer Mehrheit angenommenen politischen Erklärung des Kongresses die Fragen der Kriegsgefahr und der aktuellen Flüchtlingssituation klar thematisiert wurden. Bei aller Unterschiedlichkeit der Einschätzungen war deutlich, dass Antifaschisten sich für die sozialen und Menschenrechte jedes Einzelnen – unabhängig von seinem Pass und seiner Herkunft – einsetzen. Auch zum Kampf gegen Geschichtsrevisionismus und Verfälschung der Rolle des Widerstandes gab es große Übereinstimmung.
Im Vorschlag für die politischen Aufgaben der kommenden Jahre wurden die Aktivitäten gegen den Aufschwung der extremen Rechten ebenso genannt, wie das gemeinsame Handeln für die Bewahrung der Erinnerung. Dazu gehören die Arbeit mit der Ausstellung „Europäischer Widerstand gegen den Nazismus“ und der Vorschlag, eine europäische Konferenz mit verschiedenen antifaschistischen und antirassistischen Netzwerken gegen den Vormarsch der extremen Rechten auf den Weg zu bringen.
Von großer Einmütigkeit zeugten die Wahlen. Der ungarische Präsident Vilmos Hanti wird nun von drei Vizepräsidenten aus Griechenland, Italien und Russland unterstützt.
Den Abschluss des Kongresses bildete eine Fahrt in die Gedenkstätte Lidice, wo die Delegierten und Gäste Kränze zur Erinnerung an die Opfer der faschistischen Barbarei niederlegten. Der Vertreter der Lagergemeinschaft Ravensbrück übergab bei dieser Gelegenheit der Gedenkstätte ein interessantes Dokument der Solidarität der deutschen politischen Häftlinge mit den Frauen von Lidice.

Dr. Ulrich Schneider
Generalsekretär der FIR

Die politischen Hauptaufgaben der nächsten Jahre – Politische Erklärung der FIR, angenommen auf dem XVII. Kongress der Organisation in Prag (Pressemitteilung vom 4. Dezember 2016)

1. Antifaschismus ist wichtiger denn je!

Auch mehr als 70 Jahre nach dem historischen Sieg im Mai 1945 über faschistische Regime in Europa ist Antifaschismus als politische Idee aktueller als je zuvor. Die gegenwärtigen Probleme politischer, wirtschaftlicher und sozialer Ursachen fordern von allen Menschen gemeinsame Handlungen – ohne politische Parteiengrenzen – für eine sozial gerechte, friedliche und demokratische Entwicklung in allen Teilen der Welt.

2. Stoppt das Wiederaufleben von Rechtspopulismus und Neofaschismus

Mit großer Sorge sehen wir die Zunahme des politischen Einflusses extremer Kräfte, von gewalttätigen Neofaschisten bis zu rechtspopulistischen Gruppen in verschiedenen europäischen Ländern. Diese Gruppen engagieren sich scheinbar für die ernsthaften Sorgen der Bevölkerung, geben aber nationalistische und rassistische Antworten auf die bestehenden Probleme. Darüber hinaus propagieren und praktizieren sie zunehmend gewalttätige Konfliktformen wie Brandanschläge auf “Ausländer”, Jagd aus Flüchtlinge und andere Exzesse.

Die von Krieg und sozialer Not hervorgerufene Fluchtbewegung, die nur durch die praktische Solidarität aller europäischen Länder bewältigt werden kann, wird von ihnen mit einer Forderung nach Autoritarismus, Intoleranz und nationalistischem Chauvinismus beantwortet. Gleichzeitig propagieren sie Ideale früherer faschistischer Bewegungen (Bandera, Horthy, Mussolini, Ustascha und andere “Modelle”). Dies steht im Widerspruch zu der internationalen Erklärung, insbesondere der Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Thema Erinnerungskultur (7. Dezember 2014).

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände als internationalistische Bewegung stehen zusammen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Neofaschismus, Nationalismus und rechtsextremen Populismus. Wir unterstützen Proteste wie die Demonstration in Riga u.a.m.

3. Beseitigt die Bedrohung des Krieges – für den Schutz des Friedens

Faschismus und Krieg sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb war der politische Slogan von 1945 “den Nazismus mit seinen Wurzeln zu zerstören und eine neue Welt des Friedens und der Freiheit zu schaffen”.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten hat als “Botschafter des Friedens” der Vereinten Nationen eine moralische Verpflichtung, für nichtmilitärische Lösungen der Konflikte in der Welt zu arbeiten. Wir kämpfen insbesondere gegen die Ursachen von Kriegen und Kriegstreiber, die ihre imperialen Ziele, ihre Rohstoffbedürfnisse und geopolitischen Interessen auf dem Rücken der Völker durchsetzen wollen. Wir erwarten von den Vereinten Nationen die Unterstützung friedlicher Lösungen, zum Beispiel in Afghanistan, Irak, Syrien oder in der Ukraine. So agiert die FIR als Teil der internationalen Friedensbewegung.

Als neue Form der Bedrohung sehen wir Terroranschläge. Zum Teil mit “religiösen” Begründungen, zum Teil mit der Standardkritik an “westlichen Werten” werden vor allem Angriffe auf die Zivilbevölkerung in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt. Wir verurteilen solche unmenschlichen Gewaltakte in aller Form, wir können aber nicht vergessen, dass solche Terroristen im späteren Kalten Krieg finanziert und als “Waffen” verwendet wurden. Wir rufen die durch Terroranschläge betroffenen Länder auf, solche brutalen Handlungen nicht als Vorwand zu benutzen, um demokratische Rechte abzubauen und autoritäre Regeln aufzustellen.

4. Erinnerung bewahren – gegen Geschichtsrevisionismus

Die Erinnerung an den gemeinsamen antifaschistischen Kampf der Völker und der militärischen Teile der Anti-Hitler-Koalition ist eine ständige Aufgabe der FIR und ihrer Mitgliedsverbände. In mehreren europäischen Ländern, vor allem in den baltischen Staaten, in Polen, in der Ukraine und in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, sehen wir auf verschiedenen politischen und sozialen Ebenen Versuche und Tendenzen, die antifaschistischen Erinnerungen zu verfälschen. Denkmäler des antifaschistischen Kampfes wurden zerstört oder sogar umgewidmet. Ehemalige Freiwillig der SS werden als “Freiheitskämpfer” anerkannt und auf europäischer Ebene gibt es Versuche, am 23. August einen “Gedenktag gegen den Totalitarismus” zu etablieren.

Wir verurteilen diese Versuche des Geschichtsrevisionismus. Andererseits sind wir stolz darauf, dass in all diesen Ländern auch Veteranen und antifaschistische Gruppen ihre Pflicht für die historische Wahrheit erfüllen und Gedenkstätten für die Befreiung vom Nazi-Faschismus und für die Befreier verteidigen.

Die Aufgabe der FIR und ihrer Mitgliedsverbände bleibt es, die historische Erinnerung an den Widerstand der Völker, die Frauen und Männer, die ihr Leben opferten, die in den Reihen der Anti-Hitler-Koalition oder für ihre Überzeugung kämpften oder aus anderen Gründen der faschistischen Ausgrenzung als Verfolgte in den Konzentrations- und Vernichtungslagern waren, zu bewahren. Ihre Erfahrungen an gegenwärtige und zukünftige Generationen weiterzugeben, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die vor unseren Organisationen stehen.

Wir kooperieren vor allem mit Denkmälern an den Orten der Lager, mit Archiven und historischen Institutionen und antifaschistischen Initiativen, die die Geschichte weitertragen. Hervorragende Beispiele dieser Arbeit sind die Ausstellung “Europäischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus” und die internationalen Jugendtreffen, die eine eindrucksvolle Form der Vermittlung der Geschichte an junge Generationen aufzeigen.

5. Die Einheit der antifaschistischen Kräfte stärken – neue Generationen gewinnen!

Seit 65 Jahren arbeitet die FIR als internationale Dachorganisation aller Kämpfer und Kräfte der Anti-Hitler-Koalition, ehemaliger Verfolgter und heutiger Antifaschisten. Ihre Stärke ist die Gemeinsamkeit, die sich trotz unterschiedlicher politischer Parteienorientierungen, gesellschaftlicher Visionen oder religiöser Werte ergibt. Der Weg der “Friedens-Fackel” betonte eindrucksvoll die Gemeinschaft.

In unseren Reihen sind Kameraden und Freunde

• die gegen das ausbeuterische System, das Armut, Faschismus und Krieg erzeugt, kämpfen,
• die demokratische und soziale Rechte verteidigen,
• die auf religiöser oder humanistischer Überzeugung mit den antifaschistischen Zielen verbunden sind,
• die die Erinnerungen ihrer Familien bewahren wollen.
Jeder Weg zum Antifaschismus ist in der FIR willkommen.

Diese Einheit muss immer wieder erneuert werden, weil die Generation der Zeugen uns verlässt. Wir rufen alle Mitgliedsverbände auf, ihre Struktur für die heutigen Generationen zu öffnen. Auf diese Weise sind wir gefordert, die Ideale des antifaschistischen Erbes mit den Nachkriegsgenerationen zu teilen, die ihre eigenen Themen und Perspektiven in politische Konflikte einbringen.

Für die FIR steht daher die Aufgabe:

Gemeinsam mit den jetzigen Generationen bewahren wir das Erbe der Kämpfer und Verfolgten und kämpfen für Demokratie, Humanismus, soziale Gerechtigkeit und “eine neue Welt des Friedens und der Freiheit”.

Siehe auch Bericht über den Kongress.

The main political tasks of the coming years – the political declaration of FIR

4. Dezember 2016

1. Anti-fascism is more relevant than ever! Even more than 70 years after the historic victory in May 1945 over fascist regimes in Europe anti-fascism is a more recent political idea than ever. The current problems of political, economic and social causes require from all people joint actions – not facing political party boundaries – for a socially just, peaceful and democratic development in all parts of the world. 2. Stop the resurgence of right-wing populism and neo-fascism With great concern, that we see the increase of the political influence of extreme right forces, from violent neo-fascists to right-wing populist groups, in different European countries. These groups engage ostensibly to the serious concerns of the people, but give nationalist and racist responses to the existing problems. Moreover they propagate and practice increasingly violent forms of conflict, such as arson attacks on “foreigners”, hunting refugees and other excesses. The refugee movement caused by war and social need – which only can be answered by practical solidarity of all European countries – is answered by them with a demand for authoritarianism, intolerance and nationalist chauvinism. At the same time they propagate ideals of former fascist movements (Bandera, Horthy, Mussolini, Ustasha and other “models”). This is in contradiction to international declaration, especially the resolution of the United Nations General assembly to the topic preserving memories (7 Dec 2014). The FIR and its member federations as internationalist movement stand together against racism, xenophobia, neo-fascism, nationalism and extreme right-wing populism. We support protests like the demonstration in Riga et.al. 3. Eliminate the threat of war – for the protection of peace Fascism and war are two sides of one medal. That is why the political slogan of 1945 was “destroying the Nazism with its roots and creating a new world of peace and freedom”. The International Federation of Resistance Fighters (FIR) – Association of Anti-fascists has as “ambassador of peace” of the United Nations a moral order to work for non-military solutions for the conflicts in the world. We fight in particular the causes of war and warmongers who want to impose their imperial goals, their needs of raw material and geopolitical interests on the backs of peoples. We expect the United Nations to support peaceful means of settling e.g. in Afghanistan, Iraq, Syria or in Ukraine. That is how FIR acts as part of the international peace movement. As a new form of threat we can see terrorist attacks. Partly with “religious” reasons, partly with the standard criticism of “Western values” attacks against the civilian population in various European countries are carried out in particular. We condemn such inhuman acts of violence in the strongest terms, but we cannot forget on the other hand, that such forces have been financed and used as “weapons” in the late Cold War. We call the countries concerned by terrorist attacks not to use such brutal acts as a pretext to dismantle democratic rights and to establish authoritarian rules. 4. Preserving memories – against historical revisionism The memory of the common anti-fascist struggle of the peoples and military parts of the anti-Hitler coalition is a permanent task of FIR and its member federations. In several European countries, notably the Baltic States, in Poland, in Ukraine and in countries of the former Yugoslavia we see on various political and social levels attempts and tendencies to falsify the antifascist memories. Monuments of the anti-fascist struggle were destroyed or even rededicated. Former collaborators of the SS are recognized as “freedom fighters” and on European level there are attempts to establish a “solemn ceremony against totalitarianism” on 23 August. We oppose those attempts of historical revisionism. On the other hand we are proud that in all these countries also veterans and antifascist groups do their duty for the historical truth and defending such memorial places for the liberation from Nazi-fascism and for the liberators. The tasks of the FIR and its member federations remains to preserve the historical memory of the resistance of the peoples, to the women and men who sacrificed their lives, who fought in the ranks of the anti-Hitler coalition or for their convictions or have been victims from other reasons of fascist exclusion in the concentration and extermination camps. To pass their experiences on to present and future generations is one of the most important tasks, standing in front of our organizations. We cooperate particularly with memorials at the places of camps, with archives and historical institutions and antifascist initiatives conveyance of history. Outstanding examples of this work are the exhibition “European resistance against Nazism” and the international youth meetings, documenting the impressive forms of conveying history to the young generations. 5. The unit of the anti-fascist forces consolidate – win new generations! Since 65 years, the FIR is working as an international umbrella organization of all the different fighters and forces of the Anti-Hitler-Coalition, former persecuted and today’s anti-fascists. Their strength is the commonality that results despite different political party orientations, social visions or religious values. The path of the “torch of FIR” impressively emphasized that community. In our ranks are comrades and friends

they fight to overthrow the exploitative system that generates poverty, fascism and war,
they defend democratic and social rights,
they are based on religious or humanistic ideals connected with the antifascist goals,
they want to preserve the memories of their families.

Each way to antifascism is welcomed in FIR. This unit must be developed renew, because the witness’s generation is leaving us. And we call all member federations to open their structure for the today’s generations. In that way we are challenged to share the ideals of the anti-fascist legacy with the post-war generations, who bring their own issues and perspectives in political disputes. For FIR therefore the task is: In connection with the present generations we preserve the legacy of the fighters and persecuted and fight for democracy, humanism, social justice and “a new world of peace and freedom.”

Redaktion KFSR