Einer der sehr wenigen Zeitzeugen, Antoine Piñol, Freiwilliger der XII. Internationalen Brigade im Spanischen Krieg 1936 – 1939 verstarb am 2. September 2016 in Agen, im Süden von Toulouse,Frankreich.
Wie die Partnerorganisation des Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939 e.V.“ (KFSR) von der spanischen Partnerorganisation AABI – Asociación de Amigos de las Brigadas Internacionales) erst jetzt erfuhr „verstarb der Spanienkämpfer Antoine Piñol Freiwilliger der XII. Internationalen Brigade am 2. September 2016 in Agen, Frankreich. Er wurde 1915 in Palamós (Girona) geboren und wurde 101 Jahre.“
Aus dem Nachruf der AABI
„Noch sehr jung wanderte er nach Frankreich aus, um Arbeit zu suchen. Bei Ausbruch des Krieges, ohne nachzudenken, schloss er sich aus seiner Liebe zur Freiheit und zu den republikanischen Idealen einer Gruppe von Italienern an, die die Grenze überschritt und trat in das Bataillon Garibaldi ein. Er kämpfte mit bei der Verteidigung von Madrid, am Jarama, Guadalajara und in anderen Schlachten. Auch am Ebro, wo Antoine Kommandant der 3. Kompanie des 2. Bataillons war.
Er erhielt eine Auszeichnung für „seinen Mut während des Überraschungsangriffs seiner Kompanie am 7. [September], wo er an der Spitze seiner Männer marschierte.“
Beim Rückzug der Internationalen Brigaden im Oktober 1938 setzte Antoine, da er Spanier war, den Kampf bis zum endgültigen Rückzug aus Katalonien im Februar 1939 fort.
Dann folgten Konzentrationslager, der Kampf in der Resistance, Arbeitslager, die Befreiung und die Erteilung der Französischen Staatsbürgerschaft.
Im September 2013 würdigten ihn die Organisationen ACER (Frankreich) und MER (Memoire de l’Espagne Republicaine – Erinnerung an die Spanische Republik) in Villeneuve-sur-Lot, Stadt Aquitaine in der Nähe von Montauban, der Stadt, wo die Überreste von Präsident Azaña ruhen.
Salud Antoine! (AABI)
Übersetzung: Kerstin Hommel
Aus No Pasaran!, Zeitschrift des Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939 e.V.“, 2014, Portrait, Seite 7.
Spanienkämpfer Antoine Piñol
„Antoine Piñol wurde 1915 in Katalonien (Spanien) geboren. Er wurde früh Waise, sein Vater starb während des Militärdienstes 1921. Seine Mutter, die nicht allein für ihn sorgen konnte, brachte ihn zur Großmutter nach Frankreich. Und so kam er im Alter von 6 Jahren nach Villeneuve sur Lot.
Antoine verließ die Schule frühzeitig und begann den Beruf eines Mechanikers zu erlernen. Seine Leidenschaft gehörte dem Rugby und dem Ringkampf, wo er als Junior auch erfolgreich an den französischen Landesmeisterschaften teilnahm.
Für seine weitere Bildung fühlte sich die Großmutter zuständig. Sie sprach weiterhin spanisch mit ihm, so dass er sich nach wie vor als Spanier fühlte. 1936 – mit Beginn des Spanienkrieges – fasste er den Entschluss, auf der Seite der Republik gegen die Feinde der Freiheit zu kämpfen. Er verließ Ende September 1936 das Haus seiner Großmutter und passierte die Grenze im Raum Perpignan. Auf der Weiterreise traf er im Zug auf Italiener, die das gleiche Ziel hatten. Antoine schloss sich ihnen an. Die Reise endete in Albacete, wo sich die Italiener am „Plaza de toros“ (Stierkampfarena) formierten. Antoine zog mit ihnen weiter.
Bei Madrid machten sie in einem Kloster halt, das zu einer Kaserne umfunktioniert worden war. Dort lernten sie in wenigen Tagen den Umgang mit der Waffe. Der Inspekteur der Interbrigaden Luigi Longo besuchte die Einheit und führte ihren neuen Kommandeur Guido Picelli ein. Dieser war ein bewährter italienischer Abgeordneter und kam geradewegs aus Russland.
Seine ersten Kampferfahrungen sammelte Antoine Piñol in der Universitätsstadt von Madrid, danach in den Kämpfen um die Anhöhen Cerro de los Angeles und Cerro de San Cristobal, nahe des Guadalajara. Dort fiel am 5. Januar 1937 sein Befehlshaber Guido Picelli. Nach den Kämpfen bei Caspe wurde er im Mai 1937 Oberleutnant der Abteilung der „Arditis“ innerhalb der Interbrigade Garibaldi.
In Huesca wurde er verwundet und ins Hospital nach Benicàssim gebracht. Nach der Entlassung trat er in die Offiziersschule in Monzón ein, wo er seine militärischen Kenntnisse vervollkommnete. Im Februar 1938 führte er einen nächtlichen Angriff im Raum Zalameca und der Sierra Quemada in der Extramadura. Im Juli 1938 nahm er an der Ebro-Schlacht teil, er trug dabei die Verantwortung für einen Frontabschnitt von ca. einem Kilometer Länge an der Festung von Miravet.
An dieser Schlacht behielt er schwere Erinnerungen zurück. Nachts attackierten Mauren der Franco-Truppen, jede Nacht verlor er aufs Neue Kampfgefährten, und am Tag versuchten sie sich gegen die Bombenangriffe zu verteidigen. Im Herbst 1938 wurde er wiederholt verwundet und in Barcelona operiert, zuletzt am Vorabend des Einmarsches der Franco-Truppen am 24. Januar 1939. Mit Hilfe eines Mitpatienten gelang es ihm, sich zu verstecken und die Grenze nach Frankreich zu überschreiten. So kehrte er im Alter von 24 Jahren nach Hause zurück, wo er dachte, Ruhe finden zu können.
Aber bereits wenige Tage später verschleppte ihn die französische Polizei in das Konzentrationslager von Septfonds im Departement Tarn et Garonne. Nach sechs Monaten Aufenthalt im Internierungslager konnte er mit Hilfe seiner Frau mit falschen Papieren entkommen. Nach Hause zurückgekehrt, fand er eine Einberufung in ein Arbeitslager der Mercedes-Werke in Deutschland vor. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo er in die Résistance-Bewegung eintrat. Er kämpfte in einer spanischen Gruppe der Maquí in einer Artillerie-Einheit im Südosten Frankreichs bis zum Kriegsende.
Heute wohnt er 99-jährig nahe von Agen, im Süden von Toulouse.“
Quelle: Artikel über Antoine Piñol von Jean-Yves Dana in „La guerre d’Espagne“ („Der Spanienkrieg“), Verlag Bayard jeunesse 2006. Das Bild ist dem Artikel entnommen. Zusammengefasst von MANUEL DURAN, Übersetzung: KERSTIN HOMMEL.
Foto: AABI