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Vortrag: Vom Scheitern revolutionärer Aufbrüche von Holger Marcks
17. August 2016, 19:00 - 22:00
Mit wehenden Fahnen – Vom Scheitern revolutionärer Aufbrüche
Vor 80 Jahren begannen Bürgerkrieg und Revolution in Spanien. Drei Jahre später lag die revolutionäre Bewegung am Boden, in Blut erstickt oder ins Exil getrieben. Es folgten Jahrzehnte faschistischer Diktatur. Weder war dies der erste, noch der letzte revolutionäre Aufbruch, den solch ein tragisches Schicksal ereilte. Schon die Pariser Kommune, das prototypische Revolutionsmodell für die Arbeiterbewegung, endete vor 125 Jahren in Massaker und Reaktion. Es folgten dutzende weitere Aufbrüche, die, sofern sie nicht selbst Regime der Unterdrückung konstituierten, mit wehenden Fahnen untergingen. Selten gelang es ihnen, die subversive Dynamik in gesellschaftliche Institutionen zu übersetzen, die sich der Reaktion erwehren konnten.
Es gilt daher nicht zu Unrecht als die große Schwachstelle revolutionärer Umstürze, dass ihre verunsichernde Wirkung zu Repressionen, Putschen und Bürgerkriegen führt – und so ungewollt die gesellschaftlichen Zustände noch verschlimmert werden. Neuere Erfahrungen rund um den „Arabischen Frühling“ scheinen diese Skepsis zu bestätigen. Wenn aber die Revolution stets ein höchst riskantes Spiel mit dem Feuer ist, was taugt sie dann überhaupt? Hat die Geschichte dem Reformismus doch recht gegeben und revolutionäre Vorstellungen als naiv entlarvt? Oder gibt es revolutionäre Ansätze, die das Risiko der Reaktion umgehen können, ohne in Autoritarismus, Systemintegration oder Isolation zu enden?
Diesen Fragen widmet sich der Vortrag von Holger Marcks. Er zeichnet dabei nach, wie revolutionäre Bewegungen ihre Erfahrungen mit dem Scheitern theoretisch verarbeitet haben. Zur Diskussion gestellt wird schließlich eine Neubewertung revolutionärer Praxis, die mit der Revolutionsmythologie hart ins Gericht geht, ohne die revolutionäre Machbarkeit ad acta zu legen.
Input: Holger Marcks ist Buchautor und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt, wo er insbesondere zu revolutionären Bewegungen und dem Problem der revolutionären Gewalt forscht und unterrichtet.
Diskussion:
Mechthild Dortmund, Aktivistin & Radio Flora
Florian Grams, Historiker
Eine Kooperationsveranstaltung von Kulturzentrum Pavillon Hannover und Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen im Rahmen der geschichtspolitischen Reihe „history is unwritten“