Gedenkfeier für die Glasgower Kämpfer der Internationalen Brigaden 2018. Von Cilly Keller
„Better to die on your feet than live for ever on your knees (Dolores Ibarruri – La Pasionaria“, Juli 1936
An den Kämpfen im Spanischen Krieg 1936-1939 nahmen an der Seite der Republikaner 65 Freiwillige aus Glasgow teil. Unter ihnen u.a., J. Connely, C. Donnely, J. Kermodie. Die Gedenktafel mit ihren Namen befindet sich im Gebäude des schottischen Gewerkschaftszentrums STUC in Glasgow, in der Woodland Road 333.
Jedes Jahr, Anfang September, findet in Glasgow eine Gedenkfeier für die Glasgower Kämpfer der Internationalen Brigaden statt. Auf Initiative von Sandra und Iain, Mitgliedern des Freundeskreises Ernst-Thälmann-Gedenkstätte e.V., Ziegenhals erhielten wir eine Einladung zu zwei Veranstaltungen nach Glasgow, die organisiert wurden von der Organisation „Hope not hate“, von den Glasgower Gewerkschaftsorganisationen TUC und Unison, dem Scottish Morning Star, dem „Peoples Assembly“ und sie wird von der IBMT unterstützt.
Simon, von der Organisation „Hope not hate“ aus Glasgow, eröffnete die Gedenkfeier vor dem Denkmal „La Pasionaria“, das am Custom House Quay, am River Clyde steht.
Über einhundert Teilnehmer waren gekommen, unter ihnen viele junge Leute. Sie kamen mit Fahnen der Spanischen Republik, mit Fahnen der KP Britanniens, der Flagge der Eisenbahner und Seefahrer Gewerkschaft – RMT, dem Transparent von „Hope not hate“, Fahnen der KP Schottlands, dem Banner des britischen Bataillons – der schottischen Teilnehmer im Spanischen Krieg 1936-1939, der Fahne der Antifaschistischen Aktion.
Weitere Sprecher waren Frieda P., die Vizepräsidentin der Kuba Solidaritätsgesellschaft und Mike A., der Sekretär der schottischen IBMT Sektion.
Als ausländischer Sprecher war Reinhardt S. vom KFSR aus Hamburg eingeladen. In bewegten Worten wandte er sich an die Anwesenden und dankte für die Einladung von „Hope not Hate“ und dass er auf dieser wichtigen Gedenkfeier sprechen darf.
Er übermittelte solidarische Grüße von der deutschen Spanienkämpferorganisation KFSR, von den beiden Thälmannorganisationen in Hamburg und Berlin, von der Willi-Bredel-Gesellschaft aus Hamburg und ganz besonders von jungen Antifaschisten aus dem Norden Hamburgs, von der Gruppe „Antifa 309“. Diese jungen Kämpfer sorgten täglich dafür, dass das faschistische Gesindel sich im Norden seiner Stadt nicht wohlfühle.
Reinhardt ist selbst groß geworden in den Arbeitervierteln Hamburgs und aufgewachsen unter den illegalen Kämpfern der KPD Betriebszelle Hafen (die KPD Thälmanns ist seit 1956 in der BRD verboten) und er fühlt sich emotional tief verbunden mit der Glasgower Arbeiterklasse.
Er sprach über den proletarischen Internationalismus – als Interbrigadisten Seite an Seite mit ihren spanischen Brüdern und Schwestern kämpften; über die vor 80 Jahren tobende große Schlacht am Ebro; von der Zustimmung Ministerpräsident Negrins im Völkerbund (noch während der Ebroschlacht), dass die internationalen Freiwilligen der Volksarmee und auf Francos Seite die deutschen und italienischen Interventionstruppen abgezogen werden sollen; wie dann am 23. Januar 1939 über 1.000 Interbrigadisten der XI. Brigade beschlossen, zusammen weiter zu kämpften. Er berichtete u.a. auch vom Hamburger Spanienkämpfers Erich Hoffmann, genannt „Vatti“, dem es im Konzentrationslager Auschwitz zusammen mit anderen Genossen gelang 158 jüdische Kinder aus Ungarn zu verstecken und so vor der Ermordung zu retten.
Reinhardt sprach auch zu aktuellen Problemen in der BRD und was wir aus der Geschichte lernen können, welche Aufgaben heute vor uns stehen, angesichts der vom Imperialismus neu entfachten Kriege.
Nach seiner Rede kamen viele der Teilnehmer zu ihm, dankten und umarmten ihn für seine Worte. Er hatte ihnen aus dem Herzen gesprochen, der Gleichklang der Gedanken war sofort spürbar.
Am Nachmittag des gleichen Tages lud die Gewerkschaftsorganisation „UNISON Glasgow City Branch“ zu einem social event in ihre Räumlichkeiten ein, bei dem mit kulturellen Beiträgen an die Glasgower Spanienkämpfer erinnert wurde – mit Gitarre, Gesang zu einem historischen schottischen Handzuginstrument sowie Textvorträge, wie einem eigens verfasstes Gedicht zu der „Battle of Cable street“ vom 4. Oktober 1936, verfasst und vorgetragen von Colin P..
„And the cry was ỊNo pasaran!
from the east end working class
And the cry was !
ỊNo pasaran! ỊNo pasaran! They shall not pass!“
Nach dieser interessanten Veranstaltung gingen wir zusammen mit den schottischen Genossen zum Stand der KP Schottlands, der jeden Samstag auf der stark frequentierten Fußgängerzone in der Innenstadt Glasgows steht. Ihm gegenüber der befreundete Stand der „Glasgow Palestine human rights campaign“.
Anmerkung 1
Im Oktober diesen Jahres ist die Errichtung eines weiteren Denkmals am River Clyde geplant, das an die Geschichte derjenigen erinnert, die Franco zu See bekämpft haben. Die Skulptur trägt den Namen: „The Warning Shout“.
Vor 15 Jahren hatte der damalige Präsident der Schifffahrtsstelle des RMT Glasgow (Gewerkschaft der Eisenbahner und Seeleute), den Bildhauer Frank C. angesprochen, um die Seeleute zu ehren, die während des Spanischen Bürgerkriegs die Blockaden nach Spanien durchbrachen. Die Schiffe und die Seeleute, die Teil des Kampfes für den Schutz der demokratisch gewählten spanischen Republik angesichts der Franco-Aggression waren, sind weitgehend unbemerkt geblieben. Diese Schiffe waren nicht nur von Franco`s Kriegsschiffen bedroht, sondern auch von den gut bewaffneten deutschen und italienischen Faschisten, schändlichst unterstützt u.a. von der britischen Kriegsmarine. Insgesamt wurden 27 in Großbritannien registrierte Schiffe zwischen 1936 und 1939 versenkt. Daran soll eine Gedenktafel erinnern.
Der Standort für das Denkmal ist auf dem Clyde Walkway, auf der Westseite der Glasgower Brücke – einen Steinwurf von dem von dem englischen Bildhauers Arthur Dooley geschaffenen Denkmal „La Pasionaria“ entfernt.
Anmerkung 2
Am Vorabend fand im Lesesaal der KP Schottlands ein von uns vorbereiteter Lichtbildervortrag zu Ernst Thälmann und seiner Zeit und den heutigen politischen Problemen der BRD statt. Zahlreich waren die schottischen Genossen erschienen und dem Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an. Zur weiteren Verbreitung des Vortrages baten die Genossen ihnen das Material in Kopie zu überlassen, was wir gern taten.
Zum Abschluss überreichten wir eine rote Flagge mit dem Emblem von Ernst Thälmann, was Ergänzung fand zu dem Thälmann Wandteppich, den vor zwei Jahren Vera Dehle-Thälmann bei ihrem Besuch überreicht hatte.
Bericht: Cilly Keller
Fotos: Cilly Keller und Iain Trotter
September 2018
Rede reinhard Silbermann: PDF deutsch GLASGOW Rede / PDF englisch GLASGOW Speech Reinhard Silbermann 9