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Schulter an Schulter
Im März 1938 riefen deutsche Interbrigadisten in Spanien zur Einheit der Arbeiterbewegung im Kampf gegen den Faschismus auf
Von Werner Abel
Aus: „junge Welt“, Ausgabe vom 13.03.2018, Seite 12 / Thema
»An alle deutschen Antifaschisten!« So begann der Aufruf, mit dem am 13. März 1938 in Valencia deutsche Kommunisten und Sozialdemokraten ihren »Einheitsfrontkongress« beendeten. »Wir Sozialdemokraten und Kommunisten, die wir früher in Deutschland getrennt marschierten, die wir in den harten Kämpfen der Illegalität reiften, haben auf Spaniens Erde endgültig unser Kampfbündnis besiegelt.« Diese zentrale Aussage des Aufrufs war keine Verlautbarung von Parteifunktionären, sondern Ausdruck dessen, was sich als Meinung und Forderung längst bei den Kämpfern der Internationalen Brigaden herausgebildet hatte. Vor allem dort, wo deutsche und österreichische Antifaschisten die Mehrheit unter den Internationalen der Spanischen Volksarmee bildeten, war der Ruf nach Einheit ein zentrales Thema der politischen Diskussion in den Bataillonen und Kompanien. Gerade diejenigen, die täglich in den Schützengräben die bedrohte Republik vor den Angriffen der Putschisten und der deutschen und italienischen Faschisten schützen wollten, wussten, dass die Aktionseinheit der Arbeiterparteien ein Instrument gewesen wäre, ihren Kampf erfolgreicher zu führen. Von Anfang der Kämpfe in Spanien an gab es seitens der Kommunisten Forderungen an die internationale Sozialdemokratie, vor allem an die Sozialistische Arbeiterinternationale (SAI), endlich die Lehren aus dem Siegeszug des Faschismus in Europa zu ziehen und im Interesse der Spanischen Republik die Vorbehalte gegen ein geeintes Zusammengehen von Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten zu überwinden. Von einige Ausnahmen abgesehen, verhallten diese Forderungen ungehört.
In der Presse der Internationalen Brigaden verging kein Tag, an dem nicht die Einheitsfront beschworen wurde. Ohne Berichte und Appelle dieser Art, ohne die Forderungen von der Front wäre wohl auch die Einheitsfrontkonferenz vom März 1938 nicht zustande gekommen.
Gemeinsame Front
In der deutschen Ausgabe des Volontaire de la liberté, des in mehreren Sprachen erscheinenden Organs der Internationalen Brigaden, waren am 18. Juli 1937 unter der Überschrift »Erkenntnisse eines Jahres« folgende Sätze zu lesen: »Spanien kann und muss die Brücke sein, über die die ehemals streitenden Brüder zueinandergeführt werden. Was in den Interbrigaden möglich ist, dass der Sozialdemokrat Schulter an Schulter mit dem Kommunisten kämpft, dass der eine den anderen, wenn er verwundet ist, unter Lebensgefahr aus dem Feuer trägt, dass ihre gemeinsame Front gerichtet ist gegen die Front der faschistischen Weltunterdrücker – das muss auch im Weltmaßstabe möglich sein – nein, es ist möglich!« Unterschrieben war der Artikel mit »ein deutscher Sozialdemokrat. M. d. L.« Gedacht wurde in einem Nachruf, plaziert unter diesem Artikel, des Sozialdemokraten Otto Jürgensen aus Braunschweig und des Kommunisten Gustav Kern aus Essen. Beide waren an der Zentralfront während der Schlacht um Brunete gefallen und danach gemeinsam beerdigt worden. Auch ihr Tod solle, so der Nachruf, die immer noch Zögernden mahnen: »Schließt endlich die gemeinsame Front der Weltarbeiterschaft!«
Im Februar 1940 hatten in Moskau das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Spaniens und das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale damit begonnen, die in die Sowjetunion in Sicherheit gebrachten Archive der Internationalen Brigaden auszuwerten. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Akten von 2.318 deutschen Interbrigadisten herangezogen werden, die folgendes Bild ergaben: 1.337 der Deutschen waren Mitglieder der KPD, 72 gehörten dem KJVD an, dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands, 31 waren Sympathisanten der KPD. 606 waren parteilos und 156 Mitglieder kleinerer linker Parteien wie der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) oder der KPD (Opposition), also der sogenannten Zwischengruppen. Nur 109 Interbrigadisten zählten zur SPD und sieben zur Sozialistischen Arbeiterjugend. Auch bei den österreichischen Spanienkämpfern war das Verhältnis zwischen Kommunisten und Sozialisten nicht viel anders. Von 1.063 Österreichern in Spanien waren 859 Mitglieder der KPÖ, 146 waren parteilos oder hatten dem sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbund angehört, 58 kamen von den Revolutionären Sozialisten Österreichs.
Vor allem im Jahre 1937 hatten sich die Kommunistische Internationale und die ihr angeschlossenen Parteien, in erster Linie die KPD und die französischen Kommunisten, immer wieder mit der Forderung an die SAI gewandt, gemeinsam den Überlebenskampf der Spanischen Republik zu unterstützen. Ein Erfolg war, dass sich Kommunisten und Sozialisten am 21. Juni 1937 in der französischen Stadt Annemasse nahe der Schweizer Grenze getroffen und sich auf ein Abkommen über die Solidarität mit Spanien geeinigt hatten. Zur praktischen Umsetzung der geplanten Aktionen kam es allerdings in den wenigsten Fällen. Während die italienischen, französischen und spanischen Sozialisten offen waren für die Aktionseinheit mit den Kommunisten, lehnten die britischen, skandinavischen und auch die deutschen Sozialdemokraten ein Zusammengehen mit den Kommunisten ab oder verhielten sich zumindest deutlich reserviert. Daran änderte sich auch nichts, nachdem Louis de Brouckère, der Generalsekretär der SAI, der Labour-Politiker Clement Attlee (nach dem sogar die 1. Kompanie des Batallóns Británico der XV. Brigade benannt worden war), Paul Hertz vom Prager Parteivorstand der SPD, die ehemalige SPD-Reichstagsabgeordnete Toni Sender, Erich Ollenhauer, Generalsekretär der Sozialistischen Jugendinternationale (SJI), Walter Schevenels, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes und andere mehr Spanien besucht hatten. Alle waren während ihrer Aufenthalte in Spanien immer wieder, auch von den spanischen Sozialisten, auf die Herstellung einer Einheitsfront gegen den Faschismus angesprochen worden.
In Albacete rief der junge saarländische Sozialdemokrat Hermann Drumm dem Vorsitzenden der SJI zu: »Genosse Ollenhauer, ihr müsst mehr tun für das heldenhafte spanische Volk, ihr müsst im Interesse des Weltproletariats die Aktionseinheit und darüber hinaus die Einheit herstellen. Wir geben unser letztes, was wir haben, für die Sache des spanischen Volkes, unser Leben, und wir können und müssen von euch verlangen, dass ihr in den Kommunisten keine Feinde, sondern Brüder, die für das gleiche kämpfen, seht. Wir machen hier in Spanien nicht viel Worte, sondern wir kämpfen gemeinsam für das eine Ziel: Vernichtung des Faschismus, und wenn ihr das auch wollt, dann kämpft, und der Kampf wird die Einheit bringen.« Kurze Zeit später fiel Hermann Drumm bei der Einnahme der Stadt Belchite.
Obwohl ihr Auftreten in Spanien als herausragendes Ereignis gefeiert wurde, brachten die Vertreter der SAI gleichzeitig zum Ausdruck, dass sie vor allem als Privatpersonen gekommen, aber ansonsten an die Beschlüsse ihrer Organisationen gebunden waren. Die SAI betonte, dass sie sich an die Festlegungen des am 9. September 1936 gegründeten Komitees für die Nichteinmischung in die Angelegenheiten Spaniens halte. Diesem Komitee waren 27 Staaten beigetreten, auch Deutschland und Italien, ohne deren massive militärische Unterstützung der Putsch der Generale unter Franco gescheitert wäre. Im Oktober 1936 hatte die Sowjetunion erklärt, dass sie wegen der deutschen, italienischen und portugiesischen Einmischung die Beschlüsse des Komitees nicht mehr als bindend ansehe.
Zusammenschluss von unten
Unzufrieden über die durch heftige Differenzen und Streitigkeiten zwischen den einzelnen Parteien gelähmten Volksfrontausschüsse in Frankreich und enttäuscht über die zögernde Haltung der SAI, gründeten kommunistische und sozialdemokratische Spanienkämpfer am 8. Dezember 1937 in Albacete, wo sich die Basis der Internationalen Brigaden befand, ein paritätisch besetztes Einheitsfrontkomitee. Für die KPD saßen darin Ernst Blank (d. i. Karl Thoma), Willi Engels und Walter Knobloch, für die SPD Ernst Braun, Hans Martens und Kurt Garbarini. Das Komitee wählte bewusst den Namen »Einheitsfrontkomitee von Albacete«, weil nur der Regionalvorstand des PSOE der Provinz Albacete die Sozialdemokraten der Interbrigaden als Vertreter der SPD in Spanien anerkannt hatte und man sich deshalb nicht anmaßen wollte, im Namen aller Sozialdemokraten und Sozialisten zu sprechen.
Die Mitglieder des Komitees gingen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass z. B. der Prager Vorstand der SPD einen gesamtspanischen Bezug von vornherein nicht akzeptieren würde. Ein weiteres Argument war, dass die drei genannten SPD-Genossen ähnlich den KPD-Vertretungen in den Brigaden die sozialdemokratischen Interbrigadisten organisatorisch erfasst und in Albacete dafür eine Leitung bzw. einen Vorstand gebildet hatten. Aber im gesamtspanischen Kontext war das etwas komplizierter, denn außerhalb der Internationalen Brigaden gab es einige Probleme zwischen deutschen Kommunisten und Sozialisten, die auch Einfluss auf die spanische Politik hatten. Beachtet werden muss, dass Spanien zu dieser Zeit in Juan Negrín einen sozialistischen Ministerpräsidenten und in Indalecio Prieto einen sozialistischen Verteidigungsminister hatte. Von daher wäre die Unterstützung ihrer spanischen Genossen durch die SAI logisch gewesen. Aber Paul Hertz vom Prager Parteivorstand der SPD versuchte von Prieto primär in Erfahrung zu bringen, was mit dem deutschen Jungsozialisten Mark Rein geschehen sei. Rein, Sohn des emigrierten russischen Menschewiken Rafail Abramowitsch, hatte sich der Republik als Elektroingenieur zur Verfügung gestellt und war in der Nacht vom 9. zum 10. April nach dem Verlassen seines Hotels verschwunden. Obwohl Prieto Hertz brieflich mitteilte, die Regierung gehe davon aus, dass Rein tot sei, ist sein Verbleib bis heute ungeklärt. Die erhalten gebliebenen Dokumente zeigen, dass auch die KPD von dem »Fall Rein« überrascht worden war. Trotzdem forderte die SAI von der KPD Aufklärung, die diese jedoch in diesem Fall nicht geben konnte. Andererseits aber verdächtigte die KPD-Vertretung in Spanien prominente Sozialisten wie Julius Deutsch und Rolf Reventlow, eine eigene sozialistische internationale Brigade gründen zu wollen und aus diesem Grund Angehörige der Internationalen Brigaden zu animieren, ihre Einheiten zu verlassen. Es ist allerdings anzunehmen, dass dieser Verdacht unbegründet war.
An der Front und in den Schützengräben jedenfalls sah alles ganz anders aus. Warum aber, so fragten sich die kommunistischen und sozialistischen Interbrigadisten, sollte ein einheitliches Auftreten nicht auch im gesamtspanischen und dann auch im internationalen Maßstab möglich sein? Und so wird denn auch in allen Verlautbarungen des Einheitsfrontkomitees die Solidarität mit dem antifaschistischen Widerstand in Deutschland und Österreich betont und dazu ermutigt, auch dort endlich die Einheitsfront zu schaffen. Die berühmte Metapher Hans Beimlers, dass der Weg nach Berlin über Madrid führe, hatte auch hier seine Bedeutung.
Das Ringen um die Einheitsfront muss aber auch vor dem Hintergrund der Verschärfung der militärischen Situation in Spanien gesehen werden. Die Franquisten stießen weiter auf Madrid vor. Der letzte große Sieg der Republikaner in der Schlacht von Teruel (15.–24.12.1937) wurde zwar auch international stark beachtet. Denn erstmals hatten die Republikaner den Franquisten eine Provinzhauptstadt abgenommen. Aber diese Stadt konnte nicht gehalten werden und wurde am 22. Februar von den Franquisten zurückerobert. In diesem Sinne hatte das Beharren auf der Einheitsfront auch appellativen Charakter an die Sozialistische Internationale, in der Erwartung, dass sie durch ihren Einfluss auf die westlichen Demokratien diese doch noch zur Solidarität mit der Spanischen Republik anregen könnte. Es war also kein Zufall, dass die Einheitsfront-Konferenz im März 1938 stattfand.
Grundlegendes Dokument für diese Konferenz war der von Franz Dahlem verfasste Artikel »Was wir von Spanien lernen können«. Und das war eine ganze Menge: Die vom VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale im August 1935 ausgearbeitete Volksfrontpolitik hatte der KP Spaniens die Teilnahme an einem Linksbündnis ermöglicht, das die Wahlen im Februar 1936 gewann. Nach dem Putsch der reaktionären Generale im Juli 1936 wollten die Kommunisten im Bündnis mit den Sozialisten eine sofortige Bewaffnung des Volkes und die Schaffung einer neuen, schlagkräftigen Volksarmee erreichen. Die ad hoc entstandenen Milizen wurden nach und nach in diese Armee integriert. Am weitesten war die politische Situation in Katalonien, ansonsten einer Hochburg der Anarchosyndikalisten, gediehen, denn dort hatten sich schon am 23. Juli 1936 die KP Kataloniens, die Unión Socialista de Catalunya, der katalanische Zweig des PSOE und der Partit Català Proletari zur Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens (PSUC) zusammengeschlossen, die dann Mitglied der Kommunistischen Internationale wurde. Schon zuvor, am 1. April 1936, war aus der Fusion des kommunistischen und des sozialistischen Jugendverbandes mit der Vereinigten Sozialistischen Jugend (JSU) eine einheitliche Jugendorganisation entstanden. Damit kam es zu einer einmaligen Situation: Die JSU wurde Mitglied der Sozialistischen Jugendinternationale (SJI), aber auch anerkannt und unterstützt von der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI). Hier hoffte man, über die JSU, die bald 300.000 Mitglieder zählte, eine Einheitsfront beider Internationalen für die Unterstützung Spaniens zu erreichen. Die Zeichen standen zunächst gut, denn vom 28. Juni bis 4. Juli 1937 besuchte die SJI-Spitze, geleitet von dem Generalsekretär Erich Ollenhauer, Spanien und traf, wie erwähnt, in Albacete mit Interbrigadisten zusammen. Obwohl es nach einem gemeinsamen Vorgehen aussah, wurden später seitens der SJI keine praktischen Schritte in diese Richtung unternommen.
Vorbild Spanien
Aber nicht nur unter der Jugend strebte man eine organisatorische Fusion an, auch im PCE und im PSOE wurde über eine Vereinigung nachgedacht. Schon am 5. Januar 1937 war das Comité Nacional de Enlace (Verbindungskomitee) gegründet worden, das den Zusammenschluss beider Parteien vorbereiten sollte. Bedingt durch das Kriegsgeschehen, gerieten die Pläne jedoch über das Anfangsstadium nicht hinaus.
Aber es war noch etwas anderes, wodurch sich das republikanische Spanien als beispielgebend und als Lehrstück auszeichnete, und das war das Konzept der »demokratischen Republik neuen Typs«, das eine forcierte Verstaatlichung der Produktionsmittel vorsah. Da diese Entwicklung nicht nur bei den ausländischen Kommunisten wie z. B. Franz Dahlem Beachtung fand, sondern auch als Modell für die Etablierung der Volksdemokratien in Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg diente, soll hier die Definition genannt werden, die José Díaz, Generalsekretär des PCE, 1939 gab: »Wir kämpfen für eine demokratische Republik, für eine demokratische und parlamentarische Republik neuen Typs mit tiefem sozialen Inhalt. Der Kampf, der sich in Spanien abspielt, hat nicht die Errichtung einer demokratischen Republik wie in Frankreich oder irgendeinem anderen kapitalistischen Land zum Ziel. Nein, die demokratische Republik, für die wir kämpfen, ist eine andere. Wir kämpfen für die Zerstörung der materiellen Basis der Reaktion und des Faschismus, denn ohne Zerstörung dieser Basis kann es keine wirkliche politische Demokratie geben.«
Dem PCE war es gelungen, und das wurde auch von vielen Seiten anerkannt, eine neue Politik im Sinne der Beschlüsse des VII. Weltkongresses der Komintern zu realisieren. Als sich dann am 13. März 1938 dreizehn Kommunisten und neun Sozialdemokraten in Valencia trafen, um zu dokumentieren, dass die Einheitsfront unter den Interbrigadisten Realität ist, hielt Karl Mewis, der sich in Spanien »Fritz Arndt« nannte, als Sprecher der KPD das Hauptreferat. Er schloss an den Artikel Franz Dahlems an und erklärte: »Wir sind hier Lernende, und wir lernen von unseren spanischen Brüdern das, was wir in Deutschland versäumt haben: die Einheit.« Mewis, seit November 1937 in der Nachfolge Franz Dahlems Vertreter der KPD beim ZK des PCE und zur Zeit des Kongresses Leiter des »Club Antifascista Internacional« in Barcelona, führte weiter aus: »Gestattet, deutsche Genossen, dass ich euch den Vorschlag mache, weniger überzeugt zu sein, dass wir mehr wissen, mehr können als die anderen. Wir sind gegenüber allen Arbeitern, ganz gleich, woher sie kommen, in einer Frage rückständig: Wir haben durch die Aufrechterhaltung der Spaltung der Arbeiterbewegung die Machteroberung durch Hitler zugelassen. Wir haben deshalb auch nicht verhindern können, dass hier Frauen und Kinder durch deutsche Bombenflugzeuge vernichtet werden. Wir haben nicht das Recht, uns als große, starke und erprobte Kämpfer aufzuspielen, es ziemt uns, bescheiden zu sein. Mögen unsere Genossen in militärischen, in technischen Dingen manchem anderssprachigen Kameraden überlegen sein, politisch sind die anderen überlegen. Insbesondere unsere spanischen Brüder haben uns Lektionen erteilt, von denen wir noch lange zehren müssen.«
Es wurde durchaus kontrovers diskutiert, so z. B. auch darüber, was wichtiger wäre für das republikanische Spanien: eine effiziente Volksfrontpolitik oder mehr Waffenlieferungen aus dem Ausland? Aber auch darüber, dass es nicht Politik der Volksfront sein könne, die Ziele der Arbeiterbewegung aufzugeben, sondern dass die Politik der Einheit von Land zu Land unterschiedlich sein müsse. Aber es überwog das Einende, das diesen Tag prägte. Beklagt wurde, dass wegen der Kämpfe niemand von der XI. Brigade, von der ja die ursprünglichen Initiativen ausgegangen waren, anwesend sein konnte. Aber die 21 Delegierten, unter ihnen zwei Frauen, repräsentierten das antifaschistische Deutschland in Spanien. Sie kamen von den kämpfenden Einheiten, den Sanitätsstellen, aus der Verwaltung, aber auch von den Guerilleros und aus der Kriegsindustrie. Die Resonanz in der Öffentlichkeit war groß, und noch am Abend des Kongresses wurden die angenommenen Beschlüsse an die Parteivorstände von KPD und SPD und an die gesamte deutsche Exilpresse geschickt. Die Absicht, eine eigene Zeitung herauszugeben, konnte nicht verwirklicht werden, dafür aber gab es in rascher Abfolge erscheinende Flugschriften für die deutschen und österreichischen Interbrigadisten. Besonderes Gewicht erhielten die auf konspirativem Weg aus Hamburg nach Spanien gelangenden Norddeutschen Informationen, die vom antifaschistischen Widerstandskampf und der Situation in Deutschland berichteten.
Der Kongress legte auch den Grundstein für das Ende 1938 in den Auflösungslagern der Brigaden entstandene deutsch-österreichische Einheitsfrontkomitee, das sich mit mahnenden Worten an das deutsche und das österreichische Volk wandte. Ein herber Verlust war, dass der deutsche Kommunist Ernst Blank Anfang 1939 beim letzten Einsatz der Interbrigaden ums Leben kam. Aber der Gedanke der Einheit blieb – wenngleich unter weit komplizierteren Bedingungen als in Spanien – auch in den französischen Internierungslagern lebendig.
Übrigens: Am 13. März 1938 tagte nicht nur der Einheitsfrontkongress deutscher Kommunisten und Sozialisten, an diesem Tag beschlossen die beiden großen spanischen Gewerkschaften, die sc und die anarchosyndikalistische Confederación General de Trabajadores, die zukünftige Aktionseinheit.