Titelfoto: Titelseiten der Zeitung der XI. Brigade vom Oktober und November 1937. Foto: Karl Dietz Verlag.
Reportagen aus Spaniens Schützengräben
Pasaremos, Zeitschrift der XI. Internationalen Brigade im Krieg ab 1936 aufgelegt, als Reprint
Von Peter Rau
Pasaremos. Reprint der Zeitschrift der XI. Brigade, herausgegeben von Werner Abel unter Mitarbeit von Karla Popp und Hans-Jürgen Schwebke. Karl-Dietz-Verlag, Berlin 2017, 430 Seiten, 39,90 Euro
Der Krieg in Spanien 1936 bis 1939 wurde zur ersten militärischen Konfrontation mit dem Faschismus in Europa. Reaktionäre Generäle hatten ihn mit ihrem Putsch gegen die im Februar 1936 rechtmäßig gewählte republikanische Volksfrontregierung am 17./18. Juli desselben Jahres vom Zaun gebrochen. Er löste damals massive Gegenwehr der Mehrheit des Volkes aus und führte zu einer bisher noch nie dagewesenen Welle internationaler Solidarität. Die äußerte sich in der Formierung Internationaler Brigaden zur Verteidigung von Freiheit und Demokratie.
Auch wenn die etwa 35.000 »Voluntarios de la Libertad«, die »Freiwilligen der Freiheit« aus mehr als 50 Ländern, nur eine Minderheit unter den Verteidigern der Republik waren und nach mehr als zwei Jahren des Kampfes gegen einen von Deutschland und Italien hochgerüsteten Gegner eine Niederlage nicht abwenden konnten: Ihr Beispiel bleibt unvergessen. Davon könnten auch die Zeitungen der jeweiligen Einheiten Zeugnis ablegen – von denen jedoch einzig Pasaremos (»Wir werden durchkommen«), das Organ der XI. Internationalen Brigade, erhalten geblieben ist. Sie ist jetzt als komplettes Reprint im Karl Dietz Verlag veröffentlicht worden. Die Initiative dazu ging vom Verein »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik« (KFSR) aus.
Im Verlauf des Krieges gab vermutlich jede der 66 Divisionen der neuen Volksarmee und jede ihrer rund 200 Brigaden mehr oder weniger regelmäßig eigene Zeitungen oder Zeitschriften heraus. Das erste Organ der XI. Interbrigade trug zunächst den französischsprachigen Titel Le peuple en armes (Das Volk unter Waffen) und erschien erstmals im November 1936. Erst Anfang 1937 wurde Spanisch für alle Einheiten verbindlich. Zur deutschen Gruppe, die in der XI. Interbrigade vorherrschend war, zählten neben Österreichern und Schweizern auch Niederländer und Skandinavier. Im März 1937 waren in der Brigade 1.468, im April dann 1.744 Kämpfer registriert.
Pasaremos erschien erstmals am 2. März 1937. Bis zur Verabschiedung der ausländischen Freiwilligen auf republikanischer Seite im Herbst 1938 wurden insgesamt 41 Ausgaben publiziert, allerdings in unregelmäßigen Abständen. Ihr Umfang lag zwischen vier und 20, meist aber zwischen acht und zwölf Seiten. Zum Start erschien sie mit einer beachtlichen Auflage von 14.000 Exemplaren. Vier Monate später wurden nur noch etwa halb so viele Zeitungen gedruckt und ab Oktober 1937 mehr oder weniger konstant jeweils 2.500.
Erschienen sie anfangs noch in drei Sprachen – deutsch, spanisch und französisch –, so wurde ab Sommer 1937 mehr und mehr auf französische Übersetzungen verzichtet. Das Blatt informierte natürlich über die Kämpfe an den verschiedenen Frontabschnitten, über Siege wie über Niederlagen der Brigade sowie über das Geschehen in ihren Bataillonen »Etkar André«, »Ernst Thälmann«, »Hans Beimler« und »12. Februar«. Das reichte vom Besuch von Repräsentanten der Sozialistischen Internationale im April 1937 bis zur Visite der legendären spanischen Revolutionärin und Kommunistin Dolores Ibárruri, bekannt als »La Pasionaria«. Aspekte der Volksfrontpolitik wurden ebenso erörtert wie die durch die »Nichteinmischungspolitik« der meisten europäischen Staaten komplizierter werdende Lage Spaniens.
Trotzdem scheint die Zuversicht der Kämpfer lange ungebrochen gewesen zu sein. So hob etwa in der Nr. 12 vom 1. Mai 1937 Richard Staimer, der damals neue Befehlshaber der Brigade, das vergebliche Anrennen der mit den Putschisten verbündeten Truppen des italienischen Mussolini-Regimes gegen die Antifaschisten an der Guadalajara-Front hervor: »Die faschistischen Kräfte sind dezimiert, die Moral ihrer Truppen sinkt von Tag zu Tag. Überläufer kommen in immer größerer Zahl (…).«
Alles in allem ergänzen die nun zugänglichen Zeitungsartikel die bisher bereits bekannte Geschichte der Brigade um etliche Facetten. Die Autoren wurden übrigens nur mit Vornamen oder den jeweiligen »Kriegsnamen« genannt, was ihre Identifizierung erschwert. Dennoch sind natürlich etliche von ihnen bekannt, so zum Beispiel Kurt Stern (1907–1989), der erste verantwortliche Redakteur, der sich hinter dem Kürzel KST verbarg. Auch die Brigadechefs Hans Kahle (1899–1947), Richard Staimer (1907–1982) und Heinrich Rau (1899–1961) verfassten Beiträge.
Quelle: Aus: junge Welt, Ausgabe vom 16.08.2017, Seite 15 / Antifa