Geschichtsaufarbeitung in Spanien: Die Überreste von Opfern des Bürgerkrieges sollen exhumiert werden
Graben für die Gewissheit
In Spanien liegen in Hunderten Massengräbern noch die Überreste von mehr als 100 000 namentlich bekannten Opfern des Bürgerkriegs (1936–1939) und der darauffolgenden Massaker. Die katalanische Regionalregierung will mit einem ambitionierten Plan Exhumierungen fördern.
Von Jan Marot. 03.08.2017
Im Pyrenäendorf Figuerola d’Orcau mit seinen knapp 200 Einwohnern wussten alle von einem Massengrab. Jenem, das just neben der alten Friedhofsmauer im Mai 1938 ausgehoben wurde. »Die Alten haben davon erzählt. Auch davon, dass man Kreuze mit den Namen der Gefallenen darüber aufstellte. Und kein Bauer wagte es, das Land hier seither zu beackern«, sagt Constantí Aranda Farrero vom Partit Demòcrata de Catalunya. Er ist der Bürgermeister des unweit von Tremp und Andorra gelegenen Dorfes. »Es ist eine Frage der Würde, die Verscharrten zu exhumieren und zu identifizieren«, sagt er. »Es geht nicht darum, Wunden zu öffnen, wie die Rechtskonservativen beklagen, sondern darum, ebenjene zu heilen. Viele Familien leben seit Dekaden in Ungewissheit, was mit ihren Angehörigen geschehen ist. Und sie wünschen sich, ihnen ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen.«
Quelle: Jungle.World, Seite 16