Reprint mit bleibendem Wert
Nachdruck von „Pasaremos“ erinnert an die XI. Internationale Brigade im Spanischen Krieg
Von Peter Rau
Auf dem Höhepunkt des Krieges in Spanien standen auf republikanischer Seite rund eine Million Menschen unter Waffen. Im Mai 1938 zählte die Volksarmee 23 Armeekorps mit 66 Divisionen und 202 Brigaden, darunter auch die Internationalen, also jene Einheiten, in denen vor allem ausländische Kämpfer konzentriert waren.
Im Verlauf des Krieges gab vermutlich jede Division der neuen Volksarmee, jede ihrer Brigaden und Bataillone mehr oder weniger regelmäßig eigene Zeitungen bzw. Zeitschriften heraus. Dazu gehörten auch die fünf offiziellen Internationalen Brigaden, zu denen sich im Jahr 1937 mit der 86., der 129. bzw. 150. Brigade weitere, maßgeblich von ausländischen Freiwilligen gebildete Einheiten gesellen sollten. Das erste, vorläufige Organ der XI. Interbrigade nannte sich „Le peuple en arms“ („Das Volk in Waffen“) und erschien erstmals im November 1936. Dass dieser Titel wie auch die anderer Einheiten zunächst in französisch gehalten waren, hing mit dem anfangs dominierenden Einfluss französischer Experten zusammen, die ihre Muttersprache als Kommandosprache durchsetzen wollten. Erst später, zu Beginn des Jahres 1937 wurde spanisch für alle Einheiten der Volksarmee verbindlich. Hinzu kam, dass die „Voluntarios de la Libertad“ zunehmend nach Sprachgruppen erfasst und auf die entsprechenden Einheiten aufgeteilt wurden. Zur deutschen Sprachgruppe, die in der XI. Brigade vorherrschend war, zählten neben Österreichern und Schweizern auch die Niederländer und die Skandinavier. Im März 1937 lag ihr Bestand bei 1.468, im April wurden sogar 1.744 Kämpfer registriert, von denen aber bereits etwa 600 Spanier waren.
Als offizielles Organ der XI. Internationalen Brigade erschien „Pasaremos“ erstmals am 2. März 1937, also vor nunmehr acht Jahrzehnten. Bis zur Verabschiedung der ausländischen Freiwilligen auf republikanischer Seite im Herbst 1938 wurden insgesamt 41 Ausgaben publiziert, allerdings in unregelmäßigen Abständen. Ihr Umfang lag zwischen vier und 20, dabei mehrheitlich zwischen acht und zwölf Seiten. Wenn „Pasaremos“ eine Startauflage von 14.000 Exemplaren zählte, so ist davon auszugehen, dass sie als Beispiel für andere Brigade-Zeitungen dienen sollte. Denn vier Monate später war diese Auflage nahezu halbiert, und ab Oktober 1937 wurden mehr oder weniger konstant jeweils 2.500 Zeitungen gedruckt.
Erschienen sie anfangs noch in jeder Ausgabe mit drei Sprachen – deutsch, spanisch und französisch, wobei allerdings nur in einer einzigen Zeitung (Nr. 5 vom 19. März 1937) alle drei gleichzeitig, gleichrangig und gleichlautend auf der Titelseite präsent waren –, so wurde ab Sommer 1937 mehr und mehr auf französische Übersetzungen verzichtet. Inhaltlich informierte „Pasaremos“ – ab Nr. 10 vom 17. April 1937 übrigens mit einem leicht geänderten Layout – natürlich über die Kämpfe an den verschiedenen Frontabschnitten, über Siege wie über Niederlagen der Brigade sowie über das Geschehen in ihren Bataillonen. Das reichte vom Besuch von Repräsentanten der Sozialistischen Internationale im April 1937 bis zur Visite der legendären „Pasionaria“ in der XI., über den am 7. August 1937 berichtet wurde. Die Einweihung des Kinderheims „Ernst Thälmann“ wurde gleichermaßen thematisiert wie ein Ernteeinsatz oder das Brigadesportfest. Darüber hinaus wurden Aspekte der Volksfrontpolitik ebenso erörtert wie die durch die vermeintliche „Nichteinmischung“ komplizierter werdende internationale Lage Spaniens.
Dennoch scheint die Siegeszuversicht der Spanienkämpfer über das Jahr 1937 hinaus noch ungebrochen zu sein, wie in „Pasaremos“ wiederholt zu lesen ist. So etwa in der Nr. 12 vom 1. Mai 1937, in der Richard Staimer, seit der Beförderung von Hans Kahle zum Divisionskommandeur ab April 1937 neuer Befehlshaber der Brigade, das vergebliche Anrennen des Feindes gegen die Front der Antifaschisten hervorhebt. „An der Guadalajara-Front bezogen Mussolinis Divisionen eine eindrucksvolle Niederlage; im Universitätsstädtchen, an der Aragon-Front, bei Teruel und Oviedo wie an der Südfront ist die republikanische Armee in erfolgreichem Angriff. Die faschistischen Kräfte sind dezimiert, die Moral ihrer Truppen sinkt von Tag zu Tag. Überläufer kommen in immer größerer Zahl … Ganz anders ist’s auf unserer Seite … Zum 1. Mai 1937 können wir zuversichtlich auf unsere Fahnen schreiben: Offensive gegen den Faschismus! Vorwärts zum Sieg!“
Das unregelmäßige Erscheinen der Zeitung mag dem Auf und Ab all der Kämpfe geschuldet sein, an denen die XI. Brigade seit den Tagen von Madrid beteiligt war. Dennoch bleibt weitgehend offen, wieso nach den sieben Ausgaben im März 1937 und den vier bis fünf in den jeweiligen Folgemonaten im gesamten Jahr 1938 nur noch insgesamt fünf Ausgaben veröffentlicht wurden. Das mag mit der Abkehr von der anfangs gegebenen Siegesgewissheit zu tun haben, die bereits im Titel der Zeitschrift manifestiert ist. „Pasaremos“ ist nicht nur das Gegenstück zur anfänglichen Widerstandslosung „No Pasarán!“, sondern besagt auch: „Wir werden durchkommen“ – „Wir werden es schaffen“.
*“Pasaremos“, Organ der XI. Brigade. Reprint der Zeitschrift. Hrsg: Werner Abel unter Mitarbeit von Karla Popp und Hans-Jürgen Schwebke. Ein Projekt des Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939“, gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Karl-Dietz-Verlag Berlin 2017, ISBN-13: 978-3320023379; 430 Seiten, 39,90 Euro.
Die Redaktion dankt Peter Rau für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Artikels „Reprint mit bleibendem Wert – Nachdruck von „Pasaremos“ erinnert an die XI. Internationale Brigade im Spanischen Krieg, der erstmals in der „antifa“, Herausgeber: Bundesausschuss der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antfaschisten (VVN-BdA) e.V., Ausgabe Juli/August 2017 erschien.