Literatur für Antifaschisten: Frauen im Kampf um die Spanische Republik. Von Ulrich Schneider

Titelbild: Frauen-und-der-Spanische-Krieg-Edition-Ost-Allertz.

Literatur für Antifaschisten: Frauen im Kampf um die Spanische Republik.
Auf über 650 Seiten haben Ingrid Schiborowski und Anita Kochnowski, Töchter eines deutschen Spanienkämpfers Adolf Preissler, eine biographische Dokumentation über »Frauen im spanischen Krieg 19361939« vorgelegt. Sie enthält eine Liste von rund 3.300 Namen von Frauen aus Spanien – und aus vielen anderen Ländern, die nach dem Franco-Putsch die Volksfront verteidigen wollten.
Das Thema ist insgesamt noch recht wenig bearbeitet. Das gilt insbesondere für Spaniens Frauen, die – ob an der Front oder im Hinterland, in Verwaltungen und Krankenhäusern, auf den Feldern wie in den Fabriken – ihren Anteil an der Verteidigung der Republik hatten. In der bis dahin vom Katholizismus geprägten Gesellschaft hatte der Sieg der Volksfront gerade ihnen völlig neue Perspektiven eröffnet. Nicht zu vergessen sind aber auch all die aus dem Ausland gekommenen Frauen, die sich der Republik zur Verfügung stellten: etwa als Ärztin oder Krankenschwester, Milizionärin, Sekretärin, Kraftwagenfahrerin, Dolmetscherin, Bildreporter in oder Journalistin. Die Dokumentation nennt knapp tausend aus nahezu 40 Ländern, darunter auch rund 140 aus dem damaligen Deutschland. Ebenso überproportional vertreten waren Frankreich (65), Großbritannien (69) und Polen (85), die Sowjetunion (119) und die USA (84). Hinzu kamen Dutzende Frauen, die sich nur für kurze Zeit in Spanien aufhielten, sowie einige hundert, die in ihren Heimat- bzw. Exilländern in der Spanienhilfe aktiv waren.
Manche Namen sind bekannt. Allen voran natürlich die spätere Generalsekretärin bzw. Vorsitzende der KP Spaniens, Dolores Ibärruri, die legendäre »Pasionaria«. Aber auch die in Spanien tödlich verunglückte Fotografin Gerda Taro wäre da zu nennen, oder Lise London, die in Frankreich als »Ritter der Ehrenlegion« geehrt wurde, oder die in Argentinien aufgewachsenen Schwestern Paulina und Adelina Abramson, die für die Sowjetunion als Dolmetscherinnen nach Spanien gegangen waren. Weniger bekannt dürfte dagegen Fanny Schoonheyt aus Rotterdam sein. 1912 geboren, arbeitete sie Ende der 20er Jahre als Sekretärin in einer lokalen Zeitungsredaktion. Im Juli 1936 lebte sie in Barcelona. Als Pressesprecherin für die Arbeiterolympiade in der katalanischen Metropole vorgesehen, schloss sie sich nach dem Putsch gegen die Volksfront sofort einer antifaschistischen Miliz an. Im November 1936 verwundet, wurde Fanny Schoonheyt vom niederländischen Konsulat die Verlängerung ihres Reisepasses verweigert, »weil durch Königliche Verordnung des Sommers 1937 allen niederländischen Interbrigadisten ihre Staatsbürgerschaft aberkannt wurde«. Nach einem fast zweijährigen Aufenthalt in Frankreich reiste sie im Februar 1940 in die Dominikanische Republik weiter, wo sie als Fotografin erfolgreich tätig werden konnte. Ende 1961 starb sie, im Alter von nicht einmal fünfzig Jahren. Exemplarisch zu nennen ist auch Magdalena Jans aus Krefeld. Als ihr Mann zu den Interbrigaden ging, folgte sie ihm zusammen mit den beiden erwachsenen Söhnen, die sich ebenfalls den Interbrigaden anschlössen. Sie selber arbeitet 1937/38 bei Barcelona in einem Heim für verwundete Kämpfer der Republik. Das Buch ist eine verdienstvolle Sammlung, das den Charakter eines Nachschlagewerk hat.
Ulrich Schneider
Bibliographie Ingrid Schiborowski/Anita Kochnowski (Hrsg): Frauen und der spanische Krieg (1936-1939). Eine biographische Dokumentation. Verlag am Park, Berlin 2016, 652 Seiten, 29,99 Euro

Quelle: „NEWS FIR“ – Bulletin der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, Nr. 43, Seite 12, März 2017.

Redaktion KFSR