Titelbild: Die Schau „No Pasarán!“ erinnert an zwei aus Spanien geflohene Schwestern und an Spanienkämpfer aus der Region. Zweiteres führt zu Kontroversen. © Norbert Millauer, SZ-Online.
Im Folgenden dokumentieren wir die Berichterstattung in der sz.online.de über die Diskussionsveranstaltung im Kulturbahnhof Radebeul, die Einladung zur Podiumsdiskussion am 11.11.2016 unter dem Motto: „Sehen – Zuhören – Mitreden“, Stellungnahmen, Presseveröffentlichungen, den Leserbrief von Hannelore Schliewinski, Tochter des Spanienkämpfers Otto Schliwinski an die SZ (bisher nicht abgedruckt), das Grußwort des KFSR an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Eröffnung der Ausstellung sowie die offizielle Einladung des Oberbürgermeisters und der VVN-BDA Region Dresden e.V. zum Geschehen.
Montag, 14. November 2016, sz-online.de. „Pro und Pro für die Ausstellung – Bei der Diskussion um die Spanien-Ausstellung im Kulturbahnhof Radebeul fehlten die Kritiker. Trotzdem gab es einen Streitpunkt.“ – Von Nina Schirmer.
Radebeul. Rund 30 Leute sind gekommen. Es ist Freitag 18 Uhr, zum letzten Mal wird an diesem Abend die Ausstellung „No Pasarán“ im Kulturbahnhof Radebeul gezeigt. Jene Schau, die für einen deftigen Streit im Stadtrat gesorgt hatte. Für die sich sogar Oberbürgermeister Bert Wendsche rechtfertigen musste, weil er den Organisatoren, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), den städtischen Raum zur Verfügung gestellt hatte.
Junge Leute sucht man an diesem Abend vergeblich. Die meisten im Publikum sind 50 plus. An einem Tisch ganz vorn haben Roland Hering vom VVN-BdA, OB Wendsche (parteilos), Christian Fischer von der Linkenfraktion im Stadtrat und Thomas Gey, Fraktionsvorsitzender der SPD, Platz genommen. Im Publikum sitzen Vertreter der Grünen-Fraktion. Leute von CDU und FDP fehlen. Dabei waren es genau die Stadträte jener Fraktionen, welche die Ausstellung hart kritisierten. Die Erinnerung an die Interbrigaden, freiwillige Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg gegen das Franco-Regime, sei nicht friedensstiftend, glorifiziere sogar Kriegsverbrechen, hieß es. Außerdem werde der VVN-BdA in Bayern vom Verfassungsschutz als linksextremistisch eingeschätzt, was eine Zusammenarbeit mit der Organisation generell verbiete. Soweit die Anklagen.
Bei der Diskussionsrunde am Freitagabend herrscht Einigkeit: Diese Punkte seien nicht nachvollziehbar. Kriegsverherrlichung könne man in der Ausstellung nicht erkennen. Dann dürfe man auch nicht ins Militärhistorische Museum in Dresden gehen, sagt Linken-Stadtrat Fischer. Und OB Wendsche wiederholt eine Aussage, die er schon bei der Eröffnung der Schau getroffen hat: „Geschichte muss in all ihren Facetten gezeigt werden.“ Er rechtfertigt auch die Entscheidung, dem VVN-BdA den Kulturbahnhof zur Verfügung zu stellen. Die Organisation sitze im Stiftungsbeirat Sächsische Gedenkstätten und habe einen Sitz im Medienrat der öffentlich-rechtlichen Medien. „Die würden sicherlich keine verfassungsfeindliche Organisation aufnehmen“, so Wendsche.
Parteien schlagen Einladung aus
Bisher dürfen in Radebeul keine städtischen Räume für Wahlkampfveranstaltungen oder Parteitage von politischen Parteien oder Vereinigungen geöffnet werden. Eine Regel, die neu überdacht werden sollte, findet Grünen-Stadträtin Eva Oehmischen. „Wir brauchen Räume, wo wir auch politisch diskutieren können“, sagt sie. „Man kann dafür nicht immer nur in Kirchen gehen.“ Einzelne Wortmeldungen aus dem Publikum fordern dasselbe. Doch der OB sieht das kritisch. „Dann müssten wir alle Organisationen, die nicht verboten sind, hereinlassen“, sagt er. „Auch die am zwielichtigen Rand.“ Als Bürgermeister muss Wendsche absolute Neutralität wahren. Wenn beispielsweise eine rechtsextreme Gruppe in den Räumen tagen wollte, dürfte Wendsche das nicht unterbinden und auch nicht zu Gegendemonstrationen aufrufen. „Wir können über eine Öffnung der städtischen Räume noch einmal diskutieren, müssen aber an alle Konsequenzen denken“, sagt er.
Ihm bereite vor allem die politische Auseinandersetzung im Stadtrat Sorge, sagt SPD-Fraktionschef Gey auf der Podiumsdiskussion. Insbesondere von einer Partei, die es bei schlimmen rhetorischen Ausfällen ihrer Mitglieder nur bei einer Verwarnung belasse. Eine Anspielung auf den Meißner CDU-Stadtrat Jörg Schlechte, der wegen eines Krematorium-Posts bei Facebook in die Schlagzeilen geraten war. Zur Gegenrede konnten die Kritisierten jedoch nicht ansetzen – sie waren ja nicht anwesend. Eine Einladung zur Podiumsdiskussion hatten die CDU und die FDP ausgeschlagen. Jan Mücke (FDP) äußerte dazu, dass er mit Feinden der Verfassung nicht auf einem Podiumsgespräch diskutiere.
Und so wurde am Ende doch wieder übereinander, statt miteinander gesprochen. Obwohl das Anliegen des VVN-BdA eigentlich ein anderes war.
Dienstag, 08. November 2016, sz-online.de. „Diskussionsrunde zu umstrittener Spanien-Ausstellung – Eine Schau im Kulturbahnhof hatte für Wirbel gesorgt. Nun laden die Veranstalter zur öffentlichen Diskussion ein.“ – Von Nina Schirmer.
Noch vor der Eröffnung der Ausstellung, die mit einer Gedenkveranstaltung an Spanienkämpfer im Franco-Regime verbunden wurde, gab es zum Teil heftige Kritik an der Schau.
Radebeul. Man wünsche sich einen sachlichen Meinungsaustausch, schreibt Holm Theinert, der Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Region Dresden (VVN-BdA), in seiner Einladung zur Podiumsdiskussion. Am Freitagabend will der Verein eine öffentliche Gesprächsrunde im Kulturbahnhof veranstalten. Das Thema wird die Ausstellung „No Pasarán“ sein, die ebendort noch bis zum Freitag gezeigt wird.
Noch vor der Eröffnung der Ausstellung, die mit einer Gedenkveranstaltung an Spanienkämpfer im Franco-Regime verbunden wurde, gab es zum Teil heftige Kritik an der Schau. Unter dem Motto „Ansehen, Zuhören, Diskutieren“ soll nun darüber gesprochen werden. Vorab möchte Roland Hering vom VVN-BdA einige Punkte zur Ausstellung richtigstellen. Diese sei von der Gemeinde des spanischen Ortes Badostáin hergestellt worden und schildere den Lebensweg der Geschwister Úriz von Badostáin nach Ostberlin.
Um den konkreten Bezug zu Radebeul herzustellen, habe der VVN-BdA zusätzlich Kurzbiografien von fünf Interbrigadisten aus Radebeul und Dresden sowie von Willy Brandt und Peter Blachstein anfertigen lassen. In Radebeul wohnten zwischen 1950 und 1952 spanische Emigranten, so Hering.
Die Ausstellung hatte in der letzten Stadtratssitzung im Oktober für Kritik gesorgt. Der VVN-BdA wolle sich jedoch nicht an einer schriftlichen Auseinandersetzung beteiligen, weil diese in der Regel nicht zielführend seien, sagt Hering. Stattdessen habe man alle Fraktionen zu der Podiumsdiskussion eingeladen.
Stadtrat Jan Mücke (FDP) hat bereits in der letzten Woche offiziell abgesagt. Er wirft den Veranstaltern vor, eine linksradikale Gesinnung zu vertreten. In der Stadtratssitzung hatte er darauf aufmerksam gemacht, dass der VVN-BdA vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird. Andere Stadträte kritisierten, dass ein Gedenken an den Spanienkampf in der heutigen Zeit nicht friedensstiftend sei und der Kulturbahnhof nicht für politische Veranstaltungen dieser Art geöffnet werden sollte. Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) hatte sich hingegen hinter die Ausstellung gestellt und die Gedenkveranstaltung mit einer 30-minütigen Rede eröffnet.
Die öffentliche Diskussionsrunde findet am Freitag um 18 Uhr im Kulturbahnhof statt.
- Donnerstag, 03. November 2016, Einlader: Holm Theinert, Vorsitzender VVN-BdA, Region Dresden e.V.
Einladung zur Diskussion: Im Vorfeld zur Ausstellung im Kulturbahnhof Radebeul über die Geschwister Úriz im Zusammenhang mit dem 80. Jahrestag der Interbrigaden, gab es Kritiken und Vorwürfe, ohne dass die Ausstellung gesehen wurde. Der Organisator, die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Region Dresden e.V.“ lädt am Freitag, den 11.11.2016 – 18:00 Uhr in den Kulturbahnhof zu einem Gesprächsabend ein. Wir wünschen uns unter „Sehen – Zuhören – Mitreden“ eine sachliche Diskussion.
- Dienstag, 01. November 2016, Sächsische Zeitung*, SZ-ONLINE.DE, Nachrichten, „Schau sorgt weiter für Empörung – Nach einem Streit im Stadtrat soll es eine Podiumsdiskussion geben. Der Vorschlag stößt zum Teil auf Ablehnung. Von Nina Schirmer.
Radebeul. Es war eine Debatte, mit der Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) nicht gerechnet hatte: In der letzten Stadtratsitzung im Oktober äußerten einige Stadträte scharfe Kritik an einer Ausstellung über die Interbrigaden-Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg, die derzeit im Kulturbahnhof gezeigt wird. Die Vorwürfe reichten bis zur Kriegsverherrlichung. Jetzt wollen die Fraktion Die Linke und der Veranstalter der Ausstellung, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA), darüber diskutieren. Sie schlagen eine öffentliche Gesprächsrunde vor. Man wolle gemeinsam darüber nachdenken, wie die Diskussion konstruktiv weitergehen kann, heißt es in der schriftlichen Einladung.
Die ging auch an Stadtrat Jan Mücke (FDP). In seiner Antwort, die der SZ vorliegt, erteilt er den Veranstaltern eine Absage. „Mit Feinden unserer Verfassung und des demokratischen Rechtsstaates, seien sie nun links- oder rechtsextrem, diskutiere ich ganz sicher nicht auf einer Podiumsdiskussion“, schreibt Mücke. Er bekräftigt damit erneut seine Kritik am Ausstellungsveranstalter. Schon bei der besagten Stadtratssitzung hatte Mücke moniert, dass der VVN/BdA vom bayerischen Verfassungsschutz als linksextrem eingestuft wird. Seiner Meinung nach war es ein Fehler des Oberbürgermeisters, den Kulturbahnhof für die Ausstellung und eine Gedenkveranstaltung zur Verfügung zu stellen.
Der OB steht zu seiner Entscheidung. Bei der Eröffnung der Ausstellung hatte er die Arbeit des VVN/BdA gewürdigt. Nun könne sich Wendsche auch vorstellen, an der Diskussionsrunde teilzunehmen. Zuerst wolle er aber die Reaktionen aus der Fraktion abwarten.
- Sonnabend, 29. Oktober 2016, Einladung zum Gespräch – VVN/BdA und Stadtrats-Fraktion DIE LINKE.Radebeul wollen gemeinsam über Geschichtsbild nachdenken
Brief des VVN/BdA
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
sehr geehrte Stadträte,
durch die Veröffentlichungen in der DNN vom 21.10.2016 und in der SZ vom 22.10.2016 sowie durch Gespräche während der Ausstellungseröffnung am 20.10.2016 im Kulturbahnhof, an der Abgeordnete Ihrer Fraktion teilnahmen, wurden wir auf kritische Äußerungen seitens der Fraktionen der CDU und Bürgerforum Grüne sowie von Herrn Jan Mücke (FDP) zur Stadtratssitzung am 19.10.2016 aufmerksam gemacht.
Durch diese Fraktionen und Herrn Mücke gab es im Wesentlichen, so die Presseveröffentlichungen, folgende Punkte:
1. In der Ausstellung „Der Weg der Schwestern Úriz von Badostáin nach Ostberlin und Spuren ehemaliger Kämpfer/innen in Radebeul und Dresden werden Kriegsverbrechen glorifiziert“;
2. Der Oberbürgermeister verstieß angeblich gegen die Absprachen „städtische Räume nicht für politische Veranstaltungen herzugeben“;
3. Es würde mit der VVN-BdA angeblich „einer vom Verfassungsschutz beobachteten linksextremistischen Organisation“ Tür und Tor geöffnet und
4. Wie will der Oberbürgermeister dort seine Eröffnungsrede halten?
Unserem Verständnis von Demokratie entspricht es, sich vor einer solchen Kritik sachkundig zu machen. Die genannten Fraktionen und Herr Mücke haben das leider nicht getan und auch nicht an der Ausstellungseröffnung am 20.Oktober teilgenommen. Dort hätten sie zu vielen Ihrer, zu Inhalt und Organisation der Ausstellung vorgebrachten Kritiken, Antworten gefunden.
Wir halten es gegenwärtig nicht für sinnvoll, auf diese Vorwürfe schriftlich zu antworten. Vielmehr bevorzugen wir das Gespräch und den Dialog. Wir laden Euch und die anderen Fraktionen sowie Herrn Mücke deshalb ein, mit uns gemeinsam eine öffentliche Podiumsdiskussion zu führen. Wir würden uns freuen, wenn das zeitnah, noch während der Ausstellung in Radebeul zu sehen ist, erfolgen könnte.
Als Termin für diese öffentliche Podiumsdiskussion schlagen wir vor: Freitag, den 11. November 2016 – 18:00 Uhr im Kulturbahnhof.
Mit freundlichen Grüßen, VVN-BdA Region Dresden e.V., Holm Theinert, Vorsitzender, i.V. Roland Hering
- Mittwoch, 26. Oktober 2016, Aus der Stadtratsfraktion DIE LINKE, „Gedenken heißt nachdenken“
Gedenken heißt nachdenken
Am vergangenen Donnerstag, dem 20.10.16 wurde im Kulturbahnhof von Radebeul-Ost durch unseren Oberbürgermeister eine höchst interessante und sehenswerte Ausstellung eröffnet.
Diese Ausstellung steht unter der Überschrift „NO PASARAN! und zeigt den Weg der Schwestern Uriz von Spanien nach Ost-Berlin und erinnert an den 80. Jahrestag der Bildung der Interbrigaden in Spanien. Dieser Ausstellung ging für mich eine unschöne Reaktion von Stadträten gegen diese Ausstellung in der Stadtratssitzung vom 19.10. voraus. Dazu wird unsere Fraktion demnächst Stellung beziehen.
Diese Ausstellung zeigt den Lebensweg der Schwestern Uriz, die auch als Reformpädagoginnen charakterisiert werden, aus dem Spanien der 30-er Jahre. Diese beiden Schwestern haben sich in dem damaligen Spanien und auch während des spanischen Bürgerkrieges von 1936 bis 1939 für die Grundrechte von Kindern und Frauen eingesetzt, insbesondere für das Grundrecht auf Bildung für alle Kinder. Da sie durch den Francofaschismus wegen ihres demokratischen Engagements verfolgt wurden, emigrierten sie nach Frankreich, und von dort in die damalige DDR, als die französische Regierung sie auswies.
Diese Ausstellung ist für mich eine gelungene Antikriegsausstellung, die auch den Gedanken eines geeinigten Europas in sich trägt. Bekanntermaßen hatte im damaligen bürgerlichen Spanien die Demokratie durch Wahlen gesiegt und eine sozial orientierte bürgerlich demokratische Regierung war dann das Ergebnis. Anfang der 70-er Jahre hat sich solch ein Prozess in Chile wiederholt.
Diese spanische Regierung, die nach unseren demokratischen Wertvorstellungen in freier Wahl entstanden war, war anderen gesellschaftlichen Kräften (analog in Chile) ein Dorn im Auge und es fand sich dagegen ein Vollstrecker, nämlich Franco, der einen Putsch gegen diese Regierung anführte. Um die Werte von Recht, Demokratie und Freiheit verteidigen zu können, rief diese Regierung die Welt und insbesondere Europa um Hilfe an. Das war der Auslöser und Grundgedanke der späteren Interbrigaden und für mich schon ein Beispiel für ein einiges Europa.
Diesem Umstand trägt diese Ausstellung Rechnung, die in ihren hauptsächlichsten Inhalten durch spanische Bürger in Spanien in Erinnerung an diese beiden Schwestern erschaffen worden ist. Ich empfehle allen, sich diese interessante Ausstellung anzusehen, auch oder insbesondere denjenigen, die sich gegen Kriegsausstellungen und Verherrlichung des Krieges aussprechen oder ausgesprochen haben.
Als Nachsatz merke ich an, dass diese Ausstellung bereits im März diesen Jahres im neuen Rathaus in Leipzig gezeigt wurde.
Christian Fischer, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Radebeul
- Sonntag, 23. Oktober 2016, Presseveröffentlichungen zur Gedenkveranstaltung in Radebeul von der VVN/BdA, Region Dresden, Provokation oder mangelhaftes Geschichtsbild?
Presseveröffentlichungen zur Gedenkveranstaltung in Radebeul – VVN/BdA, Region Dresden
Nicht die Angriffe auf die VVN-BdA allein sind es, die uns beunruhigen, sondern die gezielten, unsachlichen Behauptungen und die von Unkenntnis (oder nicht wissen wollen) der historischen Zusammenhänge und Tatsachen.
Gegen die unglaublichen persönlichen Angriffe auf unseren Oberbürgermeister, Herrn Bert Wendsche, wollen und werden wir auftreten. Als VVN-BdA, Region Dresden e.V. werden wir entsprechende Schreiben an beide Zeitungen und an die Stadtratsfraktionen von Radebeul schicken. Wir werden auch Gesprächsangebote und einen gemeinsamen Besuch der Ausstellung anbieten.
Lesermeinung zum Artikel „Vorwurf: Kriegsverherrlichung im Kulturbahnhof“ vom 22.10.2016 in der Sächsischen Zeitung SZ – Online
Mit Entsetzen habe ich im o.g. Artikel lesen müssen, dass es Ratsmitglieder in Radebeul, wie die Herren Jacobi und Mücke, gibt, die aus Unwissenheit (was ich hoffe und nicht wegen übler Hetze) die Spanienkämpfer, die an der Seite der jungen demokratischen Republik Spanien standen, sowie eine gegen den Faschismus kämpfende Organisation – die VVN-BdA – diffamieren.
Die junge Republik Spanien, die in ihrer Verfassung den Krieg ablehnt, wurde auf Grund des Militärputsches unter Führung von Franco gezwungen, zur Rettung des Friedens, der Demokratie und Menschlichkeit sich zu wehren. Tausende Arbeiter, Angestellte, Künstler, Ärzte … kamen ihr aus 53 Ländern zur Hilfe. Es waren Sozialdemokraten, Kommunisten, Anarchisten, Parteilose, Christen, Juden … Gemeinsam kämpften sie gegen den gemeinsamen Feind: Faschismus.
Eine der Lehren des Spanienkrieges ist es, gemeinsam gegen einen gefährlichen Feind vorzugehen.
Das sollten wir auch heute angesichts der stärker werdenden nationalistischen Strömungen in die Tat umsetzen. Ich denke, dass müssen sowohl die sogenannten bürgerlichen Parteien, als auch die linken lernen.
In nicht wenigen Ländern Europas wurden und werden auch staatlicherseits Spanienkämpfer geehrt, Gedenktafeln, Denkmäler errichtet.
Das faschistische Deutschland, das sich am Verbrechen von Franco am spanischen Volk aktiv beteiligt hatte, tut sich heute als Rechtsnachfolgestaat sehr schwer, sich wegen dieser Verbrechen öffentlich zu entschuldigen.
Es wird Zeit, dass zum Beispiel die Offiziere und Soldaten der Legion Condor öffentlich geächtet werden und „die Glorifizierung ihrer Kriegsverbrechen“ während der Existenz Hitlerdeutschlands, wie die Straßenbennenung „Spanische Allee“ in Berlin ein Ende findet.
Und wenn in Bayern die VVN-BdA durch Verfassungsschutzorgane als linksextremistische Organisation bewertet wird, ist es an der Zeit, dass die Gesellschaft angesichts der Existenz von Reichsbürger–Vereinigungen, notwendig gewordener NSU-Prozesse… dieses staatliche Organ auf seine Loyalität gegenüber der demokratischen BRD überprüft.
Stadträte wie die o.g. Herren mit ihren reaktionären Auffassungen brauchen wir nicht . Ich erwarte, dass deren Parteien reagieren.
Hannelore Schliwinski
- Samstag, 22.10.2016, Sächsische Zeitung*, SZ-ONLINE.DE, Nachrichten, Vorwurf: Kriegsverherrlichung im Kulturbahnhof – Eine Ausstellung über Spanienkämpfer sorgt für Streit. Der OB hält den Veranstalter aber nicht für linksextrem. Von Nina Schirmer.
Eine Ausstellung über Spanienkämpfer sorgt für Streit. Der OB hält den Veranstalter aber nicht für linksextrem.
Radebeul. Ein Bürgermeister, der wenige Stunden bevor er ans Rednerpult tritt, den Plan für seine Ansprache komplett über den Haufen wirft – das kommt selten vor. Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) sah sich diese Woche dazu gezwungen. Zur Eröffnung der Ausstellung „No Pasarán!“, die an den Kampf der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg erinnert, sprach Wendsche am Donnerstag zwar ein Grußwort. Allerdings ganz anders als geplant.
Die Interbrigaden waren Freiwillige aus zahlreichen Ländern, die auf der Seite der Spanischen Republik gegen den von Franco angeführten Staatsstreich, und dessen von Hitler und Mussolini unterstützte Verbände kämpften. Zu den bekanntesten Interbrigadisten gehören die Schriftsteller Ernest Hemingway und George Orwell.
Im Radebeuler Stadtrat sorgte das geplante Gedenken an die Kämpfer für einen Streit, mit dem der Oberbürgermeister nicht gerechnet hatte. Eine Glorifizierung von Kriegsverbrechen nannte Stadtrat Wolfgang Jacobi (CDU) die Veranstaltung. An den Spanienkampf zu erinnern sei nicht friedensstiftend. „Ich halte das in der heutigen Zeit nicht für richtig“, so Jacobi. Jan Mücke (FDP) nahm vor allem Anstoß daran, dass der Veranstalter der Ausstellung vom bayerischen Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft wird.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) steht in Bayern tatsächlich unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. In einem Bericht von 2014 heißt es, in der Organisation wird „ein kommunistisch orientierter Antifaschismus verfolgt.“ Alle nicht marxistischen Systeme – also auch die parlamentarische Demokratie – würden von der Vereinigung als potenziell faschistisch, zumindest aber als eine Vorstufe zum Faschismus betrachtet, die es zu bekämpfen gilt. In allen anderen Bundesländern sowie auf Bundesebene wird die Vereinigung hingegen seit Jahren nicht mehr vom Verfassungsschutz beobachtet. Auch in Bayern läuft ein Verfahren zur Einstellung der Beobachtung. Stadtrat Sven Eppinger (CDU) kritisierte, dass der Kulturbahnhof für eine politische Veranstaltung geöffnet wird, obwohl man sich einig gewesen sei, das nicht zu tun. Seine Fraktionskollegin Bianca Erdmann-Reusch warf der Ausstellung vor, das Gedenken an Vertriebene mit der Erinnerung an die Kämpfer zu vermischen. „Wie wollen sie dort Ihre Eröffnungsrede halten?“, fragte Eva Oehmichen (Grüne) den Oberbürgermeister.
Darüber musste sich Bert Wendsche wahrscheinlich nun erst einmal selbst neu im Klaren werden. Am Donnerstag jedenfalls trat er im Kulturbahnhof an das mit der rot-gelb-lila Fahne der Interbrigaden geschmückte Rednerpult. Über 50 Leute waren zur Gedenkveranstaltung gekommen. Weil die Plätze nicht ausreichten, musste eine weitere Stuhlreihe aufgestellt werden. Unter den Gästen größtenteils Senioren.
„Ich habe heute alles über den Haufen geschmissen“, sagte Wendsche. Dann schilderte er den Anwesenden die Diskussion im Stadtrat. Ungläubiges Schnaufen und Kopfschütteln im Publikum. Die Kritik der Stadträte habe ihn nachdenklich gemacht und auch ein Stück weit getroffen, so der OB. „Mir geht es nicht darum, in schwarz und weiß zu malen.“ Stattdessen müsse Geschichte in all ihren Facetten gezeigt werden. Auch in Radebeul gebe es Spuren der Spanienkämpfer, ob man sie sehen wolle oder nicht. Spanien habe die noch lebenden Interbrigadisten 1996 zu Ehrenbürgern erklärt. In Luxemburg hätten sie vom damaligen Premierminister Jean-Claude Juncker eine Ehrenmedaille erhalten, referierte Wendsche. Auch die umfangreiche stalinistische Verfolgung der Interbrigaden mache die Vorwürfe der Stadträte schwierig.
„Es ist ein breites gesellschaftliches Anliegen, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen. Wir sollten dem in nichts nachstehen“, sagte der OB. Applaus im Publikum. Dem Veranstalter der Ausstellung danke er aus größter Überzeugung. „Es ist ein wichtiges Stück Erinnerungskultur, das hier gezeigt wird.“ Der Ortsgruppe des VVN-BdA sei es zu verdanken, dass jährlich am 27. Januar gemeinsam in der Stadt den Opfern des Nationalsozialismus gedacht wird. Auch die Projekte, die der Verband an Schulen durchführt, würdigte Wendsche.
Die Schau selbst beschäftigt sich mit der Geschichte zweier spanischer Schwestern, die nach Deutschland flohen. Außerdem wird über Spanienkämpfer aus Radebeul und Dresden informiert.
- Die Ausstellung wird bis zum 11. November im Kulturbahnhof gezeigt.
- Der Eintritt ist frei.
Ausstellung trägt OB Wendsche deftige Kritik ein
(DNN, 21.10.2016) Spanienkämpfer-Schau sorgt für Streit im StadtratSo perplex hat man Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) selten gesehen. Den Vorwurf der „Kriegsverherrlichung“ musste er sich auf der jüngsten Stadtratssitzung von Wolfgang Jacobi (CDU) gefallen lassen. Einen Verstoß gegen Radebeuler Gepflogenheiten, städtische Räume nicht für politische Veranstaltungen herzugeben von Sven Eppinger (CDU). Dass er einer vom Verfassungsschutz beobachteten radikalen Organisation Tür und Tor geöffnet habe von Jan Mücke (FDP). Der Anlass: Eine Ausstellung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) anlässlich der Bildung von Interbrigaden im Spanischen Bürgerkrieg vor 80 Jahren, die am Donnerstagabend mit einem Festakt im Kultur-Bahnhof Radebeul-Ost eröffnet wurde.
Die Vorwürfe sind ernst zu nehmen, zumal CDU und FDP, also die Fraktionen, aus denen sie kommen, gemeinsam mit den Freien Wählern im Stadtrat als Stützen von OB Wendsches Politik fungieren. Mit Bianca Erdmann-Reusch sitzt er gemeinsam in der CDU-Fraktion des Kreistags. Auch sie fand deutliche Kritik: „Mir hätte es genügt, wenn die Ausstellung das Schicksal der Kriegsvertriebenen behandelt hätte, gerade im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Entwicklungen“, sagte sie. Die Heroisierung von Spanienkämpfern lehne sie dagegen ab. „Ich war völlig baff“, meinte OB Wendsche nach der Schelte aus dem bürgerlichen Lager. Sie mit einem Schulterzucken abzutun ist für ihn jedenfalls schon aus taktischen Gründen keine Option.
Nach einer Nacht intensiver Recherche hat sich der OB dennoch für ein Grußwort bei der Eröffnung entschieden und hält auch die Öffnung städtischer Räume für eine Ausstellung des Bundes der Antifaschisten für legitim. „Der VVN wird seit Jahren weder auf Bundesebene noch auf Landesebene vom Verfassungsschutz beobachtet“, begründet er. „Mit der Ausnahme von Bayern, und selbst dort läuft ein Verfahren zur Einstellung der Beobachtung“, fügt der OB an. Ihm sei an der Auseinandersetzung mit der Geschichte gelegen, auch der so schwierigen des Spanischen Bürgerkriegs, der in der deutschen Betrachtung meist hinter dem Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund rücke, aber wichtige Einblicke in das so kriegerische 20. Jahrhundert geben könne. Etwa 5000 Deutsche sollen ab 1936 gegen den putschenden General Francisco Franco zu Felde gezogen sein, dessen Truppen vom Hitlerregime durch die Legion Condor unterstützt wurden. Im Anschluss an den Sieg Francos gingen viele seiner Gegner ins Exil, einige landeten nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der damaligen DDR, wovon die Ausstellung berichtet.
Zu diesen allgemeinen Fakten kommen spezifisch Radebeuler Gründe, weshalb die Stadtverwaltung in einer Zusammenarbeit mit dem Antifaschistenbund kein Problem erkennt. „Ohne den VVN würde es kein gemeinsames Gedenken am 27. Januar für die Opfer des Nationalsozialismus geben – er hat sich den bürgerlichen Fraktionen geöffnet“, sagt Wendsche. Ohne die Antifaschisten wäre auch das Zeithain-Projekt des Lößnitzgymnasiums nicht zustande gekommen, aus dem zwei Tafeln für das stadtgeschichtliche Museum der Partnerstadt Obuchiw hervorgegangen sind. Mit Radikalen dürfe es keine gemeinsame Sache geben, sagt der OB, aber abgesehen davon wolle er mit Vertretern des gesamten politischen Spektrums im Gespräch bleiben.
- Veröffentlicht auf linksunten.indymedia.org (https://linksunten.indymedia.org)
- Dresdner Neueste Nachrichten [1] / Erstveröffentlicht: 21.10.2016
- Siehe auch: http://www.dnn.de/Region/Region-News/Interbrigaden-Ausstellung-traegt-OB-Wendsche-deftige-Kritik-ein
Der Eintritt ist frei
- Freitag, 21. Oktober 2016, Tagebucheintrag von Harald Kühne, DIE LINKE MEISSEN
Auf den Spuren der Interbrigaden
Tagebuch von Harald Kühne – Freitag, 21. Oktober 2016
Der Spanienkrieg. Wer hat sich das letzte Mal tiefgründig damit beschäftigt? Am Donnerstagabend in Radebeul bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Bildung der Interbrigaden in Spanien und der Eröffnung einer entsprechenden Ausstellung gab es dazu Gelegenheit. Der Raum im Kulturbahnhof war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch viele LINKE, darunter Uta Knebel, Heinz Hoffmann, Kerstin Lauterbach und Michael Röhner, waren dabei. Emotional und tiefgründig schilderten Zeitzeugen ihre Eindrücke. „Nie wieder Krieg“ war der Grundtenor des Abends. Auch Oberbürgermeister Wendsche betonte dies in seinem Eröffnungsworten. Auch wenn er dafür am Vorabend heftig Gegenwind aus der Grün-Schwarzen Ecke des Radebeuler Stadtrates bekam.
Die Ausstellung ist noch bis zum 11. November zu sehen.
http://www.dielinke-meissen.de/politik/detail/article/auf-den-spuren-der-interbrigaden/
- Donnerstag, 20. Oktober 2016, Grußwort des KFSR 1936 – 1939 e.V. an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vernissage im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Internationalen Brigaden in Spanien in Radebeul
TeilnehmerInnen an der Vernissage im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Internationalen Brigaden in Spanien, Kultur-Bahnhof, Sidonienstr. 1c, 01445 Radebeul
Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vernissage im Rahmen der
Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Internationalen Brigaden in Spanien in Radebeul
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
anlässlich der Vernissage „Der Weg der Schwestern Úriz von Badostain nach Ostberlin und Spuren ehemaliger Kämpferinnen und Kämpfer in Radebeul und Dresden“ möchte ich Ihnen die kameradschaftlichen Grüße des deutschen Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ (KFSR) überbringen.
Diese bedeutsame Ausstellung und die sie begleitenden Veranstaltungen finden am Vorabend der Gründung der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren in Spanien statt. Wir halten es für bedeutsam, die Erinnerung an die internationalen Kämpfer an der Seite der spanischen Republik, an eine der größten Solidaritätsaktionen weltweit und an den heroischen Kampf des spanischen Volkes wach zu halten. Dem dient die heutige Veranstaltung in besonderer Weise. Unser herzlicher Dank gilt der Familie Bremer und den Organisatoren dieser der Ausstellung. Sie legt Zeugnis ab über den unermüdlichen Kampf der beiden Reformpädagoginnen für die auch heute noch wichtige Verteidigung der Rechte der Frauen und Kinder, für die Hilfe für Flüchtlinge und für eine Welt ohne Krieg und Faschismus.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, den ehrlichen Dialog mit der jungen Generation zu führen und ihre Einbindung in die Gedächtnisarbeit von heute für Zukünftige zur organisieren.
Der Kampf in Spanien war ein internationaler Kampf gegen den Faschismus. Dieser Kampf ist heute noch nicht vorbei. Wir müssen feststellen, dass es gegenwärtig in vielen Ländern Entwicklungen gibt, die Nationalismus, Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit hervorbringen.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg in der weiteren Geschichtsarbeit, neue Erkenntnisse und der Ausstellung viele Besucher.
Salud! Kerstin Hommel, Vorsitzende des KFSR 1936-1939 e. V., Berlin, 20. Oktober 2016
- Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Radebeul und der VVN-BdA, Region Dresden e.V.