Eröffnungsrede des Irischen Präsidenten, Michael D. Higgens , auf der Jahresversammlung des Gedenkstiftung der Internationalen Brigaden Liberty Hall, Dublin, Samstag, 15. Oktober, 2016

Eröffnungsrede des Irischen Präsidenten, Michael D. Higgens , auf der Jahresversammlung des Gedenkstiftung der Internationalen Brigaden Liberty Hall, Dublin, Samstag, 15. Oktober, 2016

In einer Zeit, da die Welt weiterhin Konflikten, Armut und Machtmissbrauch ausgesetzt ist, ist es unsere Pflicht, dem mit unseren Worten und Handeln moralischen Mut entgegenzusetzen und den Geist des Internationalismus zu demonstrieren.

Foto: IBMT

Es ist uns eine große Ehre, hier auf der Jahresversammlung der Gedenkstiftung der Internationalen Brigaden zu sein, die sehr treffend in der Liberty Hall stattfindet, dem Sitz der Gewerkschaft Dienstleistungen, Industrie, Handwerk und Technik (SIPTU). Ich darf Manus O’Riordan und der Gedenkstiftung dafür danken, dass sie mich eingeladen haben, heute hier mit Euch zusammen zu sein. Ganz besonders begrüße ich Mitglieder der Organisation, die von Großbritannien und weiter angereist sind, um hier bei uns zu sein.

Es passt, dass wir uns im Connolly-Saal dieses historischen und symbolischen Gebäudes treffen. Im Jahr 1936 traf sich hier eine Gruppe von Aktivisten, die, verbunden durch Idealismus, Solidarität, Internationalismus und Mut, wenig später Teil der Internationalen Brigade wurden.

Dieser Monat markiert den 80. Jahrestag der Bildung der Internationalen Brigaden, die formell durch Beschluss der Spanischen Republik am 18. Oktober 1936 gegründet wurden. Circa 40.000 internationale Freiwillige aus über fünfzig Ländern traten den Brigaden bei. Unter ihnen entschlossen sich zweihundert irische Freiwillige, die von der Not der arbeitenden Klassen Spaniens berührt und durch die Bedrohung der Demokratie und dem sich über Europa ausbreitenden Schatten des Faschismus tief besorgt waren, der Internationalen Brigade beizutreten. Mehr als sechzig dieser irischen Internationalisten werden niemals wieder nach Hause zurückkehren.

Die Internationalen Brigaden wurden  mit Mitgliedern aus breiten sozialen und beruflichen Schichten aufgebaut. Einige unter ihnen, wie der Romancier George Orwell, der Dichter WH Auden oder der ehemalige Pfarrer der Kirche von Irland, Robert Hilliard, waren Intelektuelle aus der Mittelschicht, doch weisen Geschichtsstudien aus, dass die große Mehrheit der Iren und Briten, die sich zu den Interbrigaden meldeten, Handarbeiter waren, Arbeiter mit einem außerordentlichen Gespür für soziale und politische Gerechtigkeit sowie die Bedeutung der Verteidigung der Arbeiterrechte, wo diese auch immer in Gefahr waren. Die Untersuchung von Angela Jackson zeigte neben anderen, dass Frauen – von denen viele in medizinischen Einrichtungen und Hilfsorganisationen tätig waren – aus diesem Grunde eine wichtige Rolle in den Internationalen Brigaden spielten.

Das Gemetzel der Arbeiterklasse in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, der in erster Linie eine Auseinandersetzung zwischen den Großmächten war, hatten sie noch frisch in Erinnerung. Der Autoritarismus in deren Wesen, die Kultur der absolutistischen Macht des Faschismus waren allgegenwärtig.

Ní hiad na stairithe amháin ar cheart dóibh a bheith buíoch d’Iontaobhas Cuimhneacháin na Briogáide Idirnáisiúnta. Tá buíochas tuillte acu ó gach aon duine againn, mar is iad a choinníonn cuimhne na fir is na mná Éireannach agus Sasnach a throid go tréan ar son an daonlathais agus in aghaidh an fhaisisteachais sa Spáin.

[Nicht nur Historiker, sondern wir alle schulden der Gedenkstiftung der Internationalen Brigade Dank. Sie hält das Gedenken an die irischen und britischen Männer und Frauen lebendig, die so tapfer für die Verteidigung der Demokratie und gegen den Faschismus in Spanien kämpfte.]

Der Tod von Bob Doyle, den ich erfreulicherweise zu mehreren Anlässen mit Michael O’Riordan und seinen Kollegen treffen durfte, im Januar 2009 markierte das Verschwinden des letzten Veteranen der Connolly-Kompanie. Dies macht uns die Rolle der Stiftung sowie all jener ihrer Unterstützer bewusst, die als bedeutende Hüter der Geschichte auftreten, die einen so wichtigen Einfluss auf die Gesellschaft hatte, in der wir jetzt leben. Wir müssen der Gedenkstiftung dankbar sein für ihr unermüdliches Streben zur Fortsetzung einer vollständigen und ethischen Interpretation der so widersprüchlichen Konflikte, wie der Spanische Bürgerkrieg und dessen Stellung im modernen Europa. Es ist auch angebracht, sich zu vergegenwärtigen, wie lange die Konsequenzen in Spanien weiter wirkten, die Grausamkeit der außerordentlichen juristischen Morde, die Einkerkerungen und das lange Warten auf parlamentarische Demokratie, das folgte.

Das Beschäftigen mit der Vergangenheit mag schwer sein und ein komplexer Prozess, doch ethisch ist es unumgänglich. Der nach dem Fall von Franco von den politischen Eleiten in Spanien aufoktroyierte Pakt von Olvido bestätigt die Befürchtungen, die so oft im Zusammenhang mit einer gründlichen oder ehrlichen Aufarbeitung einer Geschichte bestehen, dass die ihre Macht missbrauchenden Eliten viel zu verheimlichen haben.

Halten wir kurz inne und betrachten die Ereignisse, die zum Spanischen Bürgerkrieg geführt hatten, aus einer größeren historischen Perspektive, so fällt unser Blick sofort auf den Aufschwung des Liberalismus im 19. Jahrhundert in ganz Europa sowie das Anwachsen gegnerischer Strömungen des Autoritarismus, die in der Forderung nach demokratischer Teilhabe eine Bedrohung durch neue Kräfte für die frühere Unantastbarkeit von Monarchie,  Adel und Kirche sahen. Wir können sehen, wie diese wachsenden demokratischen Forderungen sowie die politische Agitation und mit ihr verbundene Organisationen die seltsame Verbindung zwischen Monarchie und Diktatur in ganz Europa der 1020-iger Jahre als Reaktion hervorriefen.

Wir beobachten auch auf dem ganzen Kontinent den Druck auf die fragilen Demokratien, da man versuchte, mit der Klassenkonfrontation unter Bedingungen von Veränderungen und Konflikten zwischen linken und rechten politischen Kräften sowie deren häufigen inneren  Differenzen umzugehen. Leute mit Sympathien für den Faschismus boten der Diktatur ihre Hilfe im Namen der Ordnung an, da sie harte Maßnahmen zur Lösung der Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise für ihre Völker versprach, einer Krise, die Leben und Existenzen in der ganzen Welt fordern würde. Die Politik der Angst bedeutete eine Gelegenheit für die Machtergreifung.

Es wäre jedoch zu einfach, den Ausbruch des Krieges in Spanien am 17. Juli 1936 von Anfang an als direktes Aufeinanderprallen der sich selbst als demokratisch und faschistisch bezeichnenden Kräfte zu verstehen. Wie in allen größeren Kriegen war der spanische Bürgerkrieg das Ergebnis des Aufeinanderprallens überschaubarer sozialer Kräfte, einer verarmten und entrechteten Arbeiterschaft, der fast feudalen Gutsherrschaft, des Bestrebens der Eliten nach Erhalt von Macht und Privilegien, starker regionaler Autonomiebewegungen, einer neuerlich den Großunternehmen verpflichteten Kirche, die sich auf Dokumente wie das Quadragesimo Anna bezog, auf das Rerum Novarum von vor vierzig Jahren, in dem der Marxismus und der Kommunismus pauschal verurteilt wurden.

Hitlers Machtergreifung, die zwei Jahre zuvor in seiner absoluten Gewalt über Deutschland mündete, zusammen mit seiner Allianz mit Mussolini und seinem Bemühen, die Westmächte von seiner Zentraleuropa-Strategie abzulenken, endete damit, dass nationalistische Aufständische Unterstützung von Nazi-Deutschland und dem faschistischen Italien bekamen.

Was die Position anderer Staaten betrifft, nahm der Krieg trotz der Unterzeichnung eines Nichteinmischungsabkommens im September 1936 durch siebenundzwanzig Länder, einschließlich Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und der Sowjetunion, rasch internationale Dimensionen an. Stalin, besorgt durch den Aufstieg des Faschismus in Europa und der damit verbundenen Bedrohung der Sowjetunion, versuchte durch militärische Unterstützung für die Republikaner die Machtübernahme durch die Nationalisten zu verhindern.

Irlands Reaktion auf den Bürgerkrieg war in Europa wahrscheinlich einmalig. Es war ein Krieg, der gespaltene Reaktionen hervorrief, mit Freiwilligen, die zur Unterstützung sowohl der Nationalisten, als auch der Republikaner nach Spanien gingen.

Für manche ist es angesichts der hohen Achtung, die den irischen Interbrigadisten entgegengebracht wird, sogar heute noch schwer zu verstehen, dass die große Mehrheit der Iren, die im Spanischen Bürgerkrieg kämpften, dies auf Seiten von General Franco taten.

Man muss jedoch beachten, dass die Unterstützung für Franco in Irland in konservativen institutionellen Kräften begründet war, die durch einen eher autoritären, denn geistigen, auf Angst basierenden Klerikalismus dominiert wurden. Und wer sich entschied, den Interbrigaden beizutreten, war zu Hause öffentlicher Schande ausgesetzt. Anstatt den spanischen Bürgerkrieg als Kampf zwischen Demokratie und Faschismus zu verstehen, wurde er verbreitet als Kampf zwischen Katholizismus und Kommunismus dargestellt. Doch wurde die Spanische Republik durch katholische und nichtkatholische Geistliche in Nordirland unterstützt.

Die pastorale Warnung der Kirchenhierarchie gegen die Verbreitung linken Gedankenguts in Irland einige Jahre zuvor hatte klar postuliert, dass die beiden Glaubensrichtungen, Katholizismus und Kommunismus, völlig unvereinbar waren. In der Zwischenzeit verbreitete sich die Hemdenbewegung, die als Blauhemden bekannt wurde, unter der Führung von Eoin O’Duffy, der ein Bewunderer des europäischen Faschismus war und demokratische Politik ablehnte, insofern sie Arbeiter einschloss, die für ihre Rechte eintraten. Sie wurde durch Diarmuid Ferritter beschrieben als:

“ein Spiegel für das Irland der zwanziger und dreißiger Jahre”.

O’Duffys siebenhundert Mann starke Irische Brigade wurde durch die katholische Kirche unterstützt. Der Dekan von Cashel segnete sie auf ihrem Weg mit solchen Worten, wie:

„Die Irische Brigade ist ausgezogen, die Schlacht der Christenheit gegen den Kommunismus zu schlagen.”.

Die Kirchenspendenaktion für “Ambulanzen für Franco” war im Lande die größte seit der Kampagne für Katholische Emanzipation von Daniel O Connell im letzten Jahrhundert.

Gleichzeitig waren viele irische Männer und Frauen, wie zehntausende Ausländer, die sich entschlossen hatten, der Spanischen Republik zu Hilfe zu kommen, von der Verzweiflung der demokratisch gewählten spanischen Regierung und den Leiden der Zivilbevölkerung tief bewegt. Sie waren mutig und entschlossen. Nach Spanien zu gelangen, war für die meisten mit großen Schwierigkeiten und Härten verbunden, wie es der verstorbene Michael O’Riordan beschrieb, der sich an seine eigene illegale und geheime Reise über London und Paris als einen “schweren und langen Weg” erinnerte.

Die meisten der Freiwilligen wurden über die Pyrenäen eingeschmuggelt, wo sie eine völlig unzureichende Ausbildung für den bevorstehenden Kampf erhielten. Doch hatte man sie bei der Rekrutierung über den blutigen und brutalen Kampf, der vor ihnen stand, nicht im Unklaren gelassen. Michael O’Riordan erinnert sich an die “authentischen, realistischen und ehrlichen” Beschreibungen dessen, was sie in Spanien zu erwarten hatten, was dazu führte, dass manche Freiwillige wieder austraten und nach Hause zurückkehrten.

In den Reihen der Internationalen Brigaden befand sich ein brillanter junger Dichter,  Charles Donnelly, dessen letzte Worte zu einer fast kulthaften Beschreibung des spanischen Bürgerkriegs wurden, die noch heute, viele Jahre nachdem sie erstmalig auf den Kampffeldern Spaniens, ausgesprochen wurden, erinnert und zitiert werden.

Charles Donnelly, durch Eavan Boland als “dunkler Stern” beschrieben, der “eine Generation verfolgen kann”, entschloss sich im Alter von 22 Jahren, der Spanischen Republik zu Hilfe zu kommen. Gemeinsam mit Hunderten von Angehörigen der Interbrigaden kämpfte Donnelly in einer der blutigsten Auseinandersetzungen zwischen republikanischen und nationalistischen Kräften  – in der Schlacht von Jarama, die gerade mal sieben Wochen nach seiner Ankunft in Spanien stattfand.

Es war während einer Pause des Maschinengewehrfeuers und nur wenige Momente, bevor eine Kugel seine Schläfe durchschlug, da Charles Donnelly eine Handvoll Oliven aus dem Staub pflückte, sie zerdrückte und die fünf einfachen Worte aussprach, die noch nach Jahrzehnten ergreifend nachhallen:

“Selbst die Oliven bluten.”

In Jarama fand eine Schlacht statt, die in den Worten von Cathal O’Shannon viele Jahre später

den “Inbegriff des Krieges mit all seinen Schrecken” darstellte.

Hier kämpften britische und irische Bataillone Seite an Seite und erlitten riesige Verluste, doch erlebten sie auch ihre größte Stunde in ihrem tapferen Kampf, indem sie den Versuch der Franco-Kräfte zur Einkesselung Madrids vereitelten.

Zehn Tage nach seinem Tod wurde Charles Donnellys Körper, “das Gesicht unverbraucht, mit natürlichem Blick”, unter einem jener Olivenbäume in diesem fremden Land fern von seinem heimatlichen Tyrone beigesetzt; seine Familie wusste längere Zeit nichts von seinem Tod, sein verzweifelter Vater konnte viele Jahre lang nicht über ihn sprechen. Doch ist es wichtig sich zu erinnern, dass die Unterstützung für die Spanische Republik in Nordirland Verbindungen zwischen den Religionen stärkte. Die Erinnerung an das Schweigen der Verwandten des verlorenen Sohnes ist so bewegend, wie es in jener Zeit verständlich war.

Es ist traurig, aber solch ein Schweigen war nicht ungewöhnlich. Viele jener, die so tapfer für die Freiheit gestorben waren, wurden zu Hause in Irland über viele Jahre hinweg ausgegrenzt. Viele von ihnen verloren ihr Lehramt. Der Sprecher der Kommunistischen Partei, Eugene McCartan, beschrieb die Angst und Verzweiflung jener, die ihre Söhne an die antifaschistischen Kräfte im spanischen Bürgerkrieg verloren hatten:

„Mit jemandem verbunden zu sein, der gestorben war, war in Irland nicht sicher. Die Katholische Kirche gab die Parole für die Faschisten aus und führte Spenden zur Unterstützung von Franco durch. Es war kein Wunder, dass die Familien nicht aufblicken konnten.“

Doch während O’Duffys Irische Brigade vollständig aus Romanischen Katholiken bestand, dürfen wir nicht vergessen, dass viele überzeugte Katholiken in der Internationalen Brigade kämpften, ohne einen Konflikt zwischen ihren religiösen Überzeugungen und dem Geist der Solidarität zu haben, der sie zum Kampf für Demokratie in Spanien veranlasste und in einigen Fällen zur Opferung ihres Lebens.

Frank Ryan, der Führer des irischen Kontingents der Brigade, schieb bei seiner Ankunft im Konzentrationslager von San Pedro de Cardena bei der Ausfüllung eines Fragebogens, dass er aus zwei Gründen nach Spanien gekommen war: zum einen, um einer demokratischen Regierung zu helfen, zum anderen, weil er glaubte, dass im spanischen Bürgerkrieg nicht die Religion zur Debatte stand, und er zeigen wollte, dass O’Duffy nicht das irische Volk repräsentierte.

Das Irland der 1930-ger Jahre, das diese sich gegenüberstehenden Kräfte hervorbrachte, war ein Irland, das die Extreme des dem Volk aufgedrängten Autoritarismus durchlebte, sei es in Bezug auf die Kultur, den Tanz, die Literatur oder einer moralische Angst vor dem Kommunismus und Furcht. Der Charakter der irischen Interbrigade mit ihrer Mischung aus Sozialisten, Idealisten, Kommunisten und Menschen aller Religionen konnte vielleicht keiner besser in Worte fassen als der verstorbene Paddy O’Daire, ein Führer der Internationalen  Brigade:

“Alle Ursachen sind weltweiter Natur. Freiheit ist unteilbar. Kämpft ein Mensch an einem Ort für Freiheit, so kämpft er überall dafür.”

Der Drang zur Verteidigung der Spanischen Republik mobilisierte den Internationalismus und einen verbreiteten Humanismus, was zu einer Bedrohung des Absolutismus und der tradierten Gewissheiten jener Zeit wurde. Die Reaktion war teuflisch.

Cogadh chróga agus searbh a bhí ann, agus i ndeireadh na dála cuireadh na mílte chun báis agus na milliúin chun díbeartha agus chun príosún, agus níor tugadh deis do ghlún iomlán fás ná teacht faoi bhláth i náisiún dhaonlathach.

[Es sollte ein tapferer und erbitterter Kampf werden, der in einer schlimmen Niederlage endete, die Tausende Hingerichteter, eine Million Exilanten oder Eingekerkerter sowie eine Generation mit sich brachte, der das Recht, in einer demokratischen Nation zu leben, zu wachsen und aufzublühen, verwehrt wurde.]

Auch heute ringt das spanische Volk noch mit der Hinterlassenschaft eines Bürgerkrieges, der ohne Zweifel das wichtigste Kapitel seiner Geschichte des 20. Jahrhunderts war. Es ist ein Kapitel, das eine grundlegende Erbschaft hinterlassen hat, da sich viele Bürger noch Jahre später auf der Suche nach ihrer Vergangenheit befinden, einer Vergangenheit, die vielleicht wegen des Schmerzes oder der Schuld zu Hause nicht diskutiert und oft in den Geschichtsbüchern der Schule ausgelassen wird.

In unserem Engagement bei der Gedenkdekade hier in Irland sind wir aufgerufen, die Herausforderung des ethischen Gedenkens anzunehmen. Solches Gedenken hat stets die Komplexität zu respektieren und muss sich darum bemühen, die Integrität und die Motivationen der Männer und Frauen der Vergangenheit  zu verstehen. Das ist keine leichte Aufgabe. Solch ein ethisches Gedenken bleibt für Spanien eine Herausforderung, wie auch für uns und viele Nationen, wenn gerechter und dauerhafter Frieden erreicht werden soll.

In einer Zeit, in der die Welt weiterhin mit Konflikten, Armut und Machtmissbrauch konfrontiert ist, sind wir aufgerufen, auch künftig moralischen Mut und in Wort und Tat unseren Geist des Internationalismus zu demonstrieren. Wenn wir gemeinsam die Kräfte der Habgier, Intoleranz und Unterdrückung überwinden wollen, die so vielen unserer globalen Mitbürger ihr Recht auf Gerechtigkeit und Freiheit verwehren, so müssen wir achtzig Jahre nach dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs mit großer Sorge zur Kenntnis nehmen, dass fremdenfeindliche, nationalistische und introvertierte Bewegungen erneut im politischen Mainstream quer durch Europa im Aufwind sind.

Wenn wir uns der wachsenden Polarisierung innerhalb der internationalen Gemeinschaft zuwenden, so ist es bedeutsam, unsere Anstrengungen erneut auf den Aufbau von sozialem Zusammenhalt und Solidarität zu konzentrieren. Im einhundertsten Jahr des republikanischen Aufstands 1916 und des 80. Jahrestages des faschistischen Angriffs auf die Spanische Republik sollten wir uns die Quellen und Ziele wahren Republikanertums vergegenwärtigen und weiter danach streben, die Stärke der Überzeugung, den moralischen Mut und die Großherzigkeit aufzuzeigen, die sich unter den Kämpfern in den Internationalen Brigaden verbreiteten.

Der bewegende Geist der Humanität der Interbrigaden wurde vielleicht niemals bewegender artikuliert, als in der Abschiedsrede der großen spanischen Republikanerin, Dolores Ibárruri – oder La Pasionaria, als welche sie besser bekannt ist. In ihrer Ansprache an die Brigadisten auf der Schlussparade in Barcelona im Oktober 1938 sagte sie ihnen:

“Ihr kamt zu uns von allen Völkern, von allen Rassen wie Brüder, wie Söhne des unsterblichen Spanien; und in den schlimmsten Tagen des Krieges, als die Hauptstadt der Spanischen Republik bedroht war, wart Ihr es, Ihr tapferen Kameraden der Internationalen Brigaden, die Ihr mit Euerm Kampfgeist, Euerm Heldenmut und Eurer Opferbereitschaft geholfen habt, die Stadt zu schützen.”

Die Freiwilligen, die den Brigaden aus Europa und Übersee beigetreten sind, setzten ein Beispiel der internationalen Solidarität und des globalen Bürgertums, das auch heute jene inspiriert, die tapfer an der Seite der Unterdrückten, Ausgeschlossenen und Ausgegrenzten marschieren und die gegen Ungleichheit in all ihren Formen ankämpfen, sich für Gerechtigkeit und Freiheit in den Gemeinschaften und Gesellschaften auf der ganzen Welt einsetzen, jene, die dafür einstehen, allen Menschen Bedeutung und mehr Demokratie zuteilwerden zu lassen.

Ba cheart dúinn, mar náisiún, a bheith an-bhródúil as na fir is na mná cróga Éireannach a chuaigh leis an Bhriogáid Idirnáisiúnta sa bhliain 1936. Is mian liom sibh a mholadh as an obair atá ar siúl agaibh le cuimhne agus le luachanna na ndaoine a throid ar mhachaire catha na Spáinne, ar son na saoirse i ngach áit, a choinneáil beo.

[Als eine Nation können wir sehr stolz auf die mutigen irischen Männer und Frauen sein, die 1936 der Internationalen Brigade beitraten. Deshalb bezeuge ich hiermit meine Bewunderung für die Arbeit, die Ihr leistet, um die Erinnerung und die Werte all jener lebendig zu halten, die vor fast achtzig Jahren auf den Schlachtfeldern Spaniens tapfer für “Freiheit überall” kämpften.]

Go raibh míle maith agaibh go léir.

Es lebe die Fünfzehnte Brigade!

Übersetzung: „jowi-uebersetzungen.de“ 

 

 

Foto: IBMT

 

Redaktion KFSR