Interview mit Dr. Kerstin Hommel, Vorsitzende des KFSR 1936-1939 e.V., für Helle Panke – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin am 14.07.2016, Facebook

Heute stellen wir Euch unserer Referentin am 18.7. 2016 für „A las Barricadas! – 80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg unterm Sternenhimmel des aboutblank“ der Helle Panke – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Dr. Kerstin Hommel mit einem Kurzinterview vor:
Liebe Kerstin Hommel stellen Sie bitte kurz ihren Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e. V. (KFSR)“ und dessen Aktivitäten vor.
Wir sind Angehörige und Freunde der Internationalisten, die 1936 – 1939 die demokratisch gewählte 2. Spanische Republik gegen die Putschisten unter General Franco sowie deutsche und italienische Faschistischen verteidigten. Wir nehmen das Vermächtnis der ca. 38 000 Freiwilligen verschiedener Religionen und Weltanschauungen aus 53 Ländern auf, das Beispiel der Internationalen Brigaden im Kampf für eine solidarische, gerechtere Welt. Wir vernetzen uns mit nationalen und internationalen Organisationen, um aktive Erinnerungsarbeit zu leisten, die Geschichte mit den aktuellen sozialen und antifaschistischen Kämpfen in Deutschland, Spanien und anderswo zu verbinden. Dabei müssen auch wir nahezu ohne direkte Zeitzeugen arbeiten – unter Einbeziehung von Angehörigen, Film- und Literaturbeispielen, um den einzelnen Kämpfern (darunter etwa 3500 Deutsche) und der Bewegung von damals ein konkretes Gesicht zu geben. Unverzichtbar ist dabei das Stützen auf Archivmaterial, die Zusammenarbeit mit Historikern. Konkrete Aktivitäten, die wir mit ca. 120 Mitgliedern deutschlandweit bewerkstelligen: regelmäßige Veranstaltungen zum Thema, Lesungen, Referenten auf Veranstaltungen, Herausgabe und Weitergabe von Zeitzeugenmaterial (Publikationen, Zeitschrift „No pasarán“); solidarische internationale Unterstützung beim Kampf um Erhalt von Denkmalen (Madrid), Straßennamen (Warschau) – um die Namen der Kämpfer von damals nicht aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen, Begleitung von Schülerprojekten, Jugendreisen, workcamp, Internationale Reisen zu Orten der Interbrigaden, 2016: Ende Oktober nach Paris – Benicàssim – Albacete – Madrid . s. www.kfsr.info
Sie sind deutlich jünger als aktive Spanienkämpferinnen und Kämpfer heute alt wären. Wie sind Sie zum Verein gekommen und was hat Sie dazu bewogen, die Aufgabe der Vorsitzenden zu übernehmen?
Ich habe keinen familiären Hintergrund, verdanke es aber auch meinen Eltern, die mich zu einem politisch aktiven und kritisch denkenden Menschen erzogen haben. Während meines 8jährigen Auslandsaufenthalts (Slawistikstudium in Lenigrad) in den 80er Jahren habe ich mir nicht nur gute Sprachkenntnisse angeeignet, sondern vor allem die Fähigkeit und das Bedürfnis, „über den eigenen Tellerrand“ hinauszuschauen. Konkret zum Verein gekommen bin ich durch meine Freundin und aktives Mitglied des KFSR Evi Lüders, mit ihren 95 Jahren mit einer eigenen sehr bewegenden Biografie, ihr Vater Otto Kühne war Kämpfer der XI. Internationalen Brigade und der Résistance. Ich habe mich sofort und auch während internationaler Begegnungen in eine große internationale Familie aufgenommen gefühlt, hatte auch das Glück, Spanienkämpfer aus verschiedenen Ländern persönlich kennenzulernen, ihre Motive damals nach Spanien zu gehen. Bei der Beschäftigung mit dem Thema Spanien, Internationale Brigaden eröffnen sich immer aufs Neue nicht aufgearbeitete Fragen, als weiteres Thema bewegt mich die Erinnerungskultur aktuell in Spanien, Deutschland, Europa – in die wir uns einbringen. Durch gewachsene persönliche Kontakte sowie Sprachkenntnisse kann ich als Vorsitzende den internationalen Beitrag des KFSR und das Lernen von den Partnervereinen befördern.
Im Moment stehen viele Bildungsveranstaltungen rund um den achtzigsten Jahrestag des Beginns des Spanischen Bürgerkriegs an. Was hat sich Ihr Verein vorgenommen, wenn dieses Jubiläum vorbei ist?
Wir haben gemeinsam mit der VVN-BdA dazu aufgerufen, diesen 80. Jahrestag zum Anlass zu nehmen, die Kämpfer von damals und ihren Beitrag für ein antifaschistisches, demokratisches Europa zu ehren – u.a. an den z.T. vergessenen Denkmalen allenorts, dies zu einer Tradition werden zu lassen. Besonders an die junge Generation möchten wir unser Angebote für Projekte, Begleitung von Reisen erweitern. Die Zusammenarbeit mit anderen Antifaschisten und Internationalisten möchten wir dazu nutzen, Geschichte konkret anschaulich zu machen und diskutieren, was das Beispiel der 2. Spanischen Republik, der Internationalen Brigaden uns für die gegenwärtigen Auseinandersetzungen mitgeben kann. Andererseits betrachten wir es als unsere Aufgabe aufzuzeigen, welchen unrühmlichen und nicht unbeträchtlichen Beitrag Deutsche auf der Seite Francos für die Niederschlagung der demokratisch gewählten Spanischen Republik, insbesondere auch gegen die Zivilbevölkerung geleistet haben. Wir hinterfragen: Wie verhält sich das heutige Parlament der BRD gegenüber beiden Seiten der Geschichte? Vorhaben neben s.o.: jährliche thematische Treffen in Berlin, Hamburg und Sachsenburg (bei Chemnitz); Publikationen, Einsetzen für eine Kommentierung am Spanienkämpferdenkmal Berlin-Friedrichshain, internationales Projekt „Karte von Denkmalen für Spanienkämpfer“; Unterstützung für spanische Gemeinden & Freunde beim Anlegen eines Parks der Historischen Erinnerung im Jarama-Tal; zahlreiche Forschungsthemen, die wir u.a. mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung angehen möchten, weitere Kooperationspartner gesucht;
Link: https://www.facebook.com/hellepanke/

Redaktion KFSR

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