Der Vorstand des KFSR 1936 – 1939 e. V. hat sich am 17. Februar 2016 an die B.Z. mit nachfolgender Richtigstellung und Erklärung gewandt:
„…nun ist Mielke viel vorzuwerfen, das aber, was hier in puncto Spanien behauptet wird,…“
Sehr geehrter Herr Schupelius,
klar, nun ist Mielke viel vorzuwerfen, das aber, was hier in puncto Spanien behauptet wird, ist eine „schwarze Legende“, die sich durch alle mögliche Darstellungen schleppt und die von Walter Janka folgenschwer genährt wurde. Birgit Rasch und Gunnar Dedio haben das Buch „Ich. Erich Mielke“ geschrieben, ein sachliches Buch. Die aktuellen Aktenfunde zu Mielke, die dort Verwendung fanden, sprechen ein eindeutiges Bild:
M. war auf Grund seiner Dienststellung und seiner militärischen Funktionen überhaupt nicht in der Lage, an irgendeiner „Säuberung“ oder einer Erschießung teilzunehmen. Soweit das die Akten belegen, kann wohl definitiv festgestellt werden, dass im Spanischen Krieg 1936 bis 1939 von den deutschen Interbrigadisten zwei standrechtlich erschossen worden waren: Einer, weil er einen Befehl nicht ausgeführt und damit Kameraden in Gefahr gebracht hatte. Ein anderer, weil er dagegen opponierte, dass das durch Prieto erlassene Verbot parteipolitischer Betätigung vor allem durch die KPD-Organisation in den Brigaden unterlaufen wurde. In der Endkonsequenz lief das, folgt man der Urteilsbegründung, auf Untergrabung der Kampfmoral hinaus. Damit aber hatte Mielke absolut nichts zu tun, er gehörte weder dem Servicio de Control, noch dem SIM (Servicio de Investigación Militar) der Internationalen Brigaden, noch der Juristischen Kommission der Brigaden an. Er war Operationsoffizier im Stab verschiedener Brigaden und der 27. Division, die längste Zeit aber Verantwortlicher für die Ausbildungslager der Internationalen Brigaden rings um Albacete, wo sich die Base der Brigaden befand. In den Akten der Internationalen Brigaden, die nahezu vollständig überliefert sind, gibt es nicht ein Blatt, das von irgendeiner repressiven Maßnahme berichtet, an der Mielke beteiligt gewesen wäre. Selbst der in Spanien wirkenden geheimen KPD-Abwehr gehörte er nicht an.
Morde gab es im Gefängnis der Internationalen Brigaden in Castelldefels, das für einige Zeit von Milan Ćopić, dem Bruder des Kommandeurs der XV. Internationalen Brigade, Vladimir Ćopić, geleitet wurde. Nachdem durch die spanischen Behörden diese Morde aufgedeckt worden waren, wurde Ćopić angeklagt und zu Tode verurteilt, konnte aber nach Frankreich fliehen. Er fiel dann den Nazis in die Hände und wurde im KZ umgebracht.
Die spanischen Behörden hätten ohnehin jede Art von Selbstjustiz der Interbrigaden unterbunden, denn es wurde sehr darauf geachtet, dass sich auch die Internationalen Brigaden an das spanische Militärgesetzbuch hielten. D.h. auch, dass der Geheimdienst SIM Verurteilungen durch die Juristische Kommission der Interbrigaden überprüfte und gegebenenfalls Inhaftierte in Freiheit setzte. Schon aus diesem Grunde wären willkürliche Hinrichtungen unmöglich gewesen.
Wahr ist allerdings der „Mord am Bülow-Platz“. Dazu hat sich Mielke in einem internen Schreiben an die Kaderabteilung der Kommunistischen Internationale selbst geäußert. Auch das kann man im oben genannten Buch nachlesen. Diese Geschichte war überdies in der BRD längst vor 1989 bekannt.
Wir empfehlen Ihnen, so, wie Sie es den Politikern der Partei „Die Linke“ ins Stammbuch und Ihr Blatt schrieben, bei den Fakten zu bleiben. Sie können das Buch von Birgit Rasch und Gunnar Dedio „Ich. Erich Mielke“ dabei gern zu Rate ziehen. Es ist 2015 im Sutton-Verlag in Erfurt, Thüringen, erschienen.
Wir freuen uns, Ihnen eine kleine Hilfestellung in puncto Mielke geben zu können. Sehr gern dürfen Sie unsere historisch korrekte und sichere quellen- und aktengestützte Information über Mielkes Aktivitäten in Spanien bei der Richtigstellung ihrer Darstellung zur Tätigkeit M.s in Spanien verwenden und Ihrer interessierten Leserschaft zugänglich machen. Nehmen Sie es als unsere freundliche Empfehlung, mitnichten zur Reinwaschung des Herrn Mielke, sondern ganz im Sinne Ihres bekannten fairen und korrekten Umgangs mit Fakten der Geschichte und der Gegenwart. Als Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939 e. V. (KFSR)“ beziehen wir uns in unserem Beitrag ausschließlich auf ihre Aussagen zu Mielkes Wirken in Spanien.
Wir freuen uns und sind gespannt auf die zeitnahe Veröffentlichung unserer historisch-gestützten Darstellung zum entsprechenden Text von Herrn Schupelius in der BZ (Kolumne: „So konnte ich das Bild von Mielke bei der Linkspartei zurechtrücken“, 14. Februar 2016).
Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939 e. V. (KFSR)“, Vorstand
Berlin, 17. Februar 2016