Wenige Tage nach unserem Jahrestreffen, am 23. Oktober 2015, fand in Prag eine eintägige wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Die tschechoslowakischen Interbrigadisten und der spanische Bürgerkrieg“ statt. Die Mitglieder des KFSR Ingrid und Gerhard Schiborowski, Sonja Tichy, Hannelore Wagner und Karla Popp nahmen daran teil.
Sehr gern und erwartungsvoll waren wir, Töchter von tschechoslowakischen Interbrigadisten deutscher Nationalität, nach Prag gefahren. Die Einladung war von der Vereinigung der Freunde der Interbrigadisten, unserem Partnerverband in der Tschechischen Republik, gekommen. Von seiner bevorstehenden Gründung hatte unser Freund Pavel Vranský auf dem Jahrestreffen in Berlin vor einem Jahr berichtet. Nun konnte nach so kurzer Vereinsgeschichte diese Konferenz stattfinden! Um es vorweg zu nehmen: Die kurze Reise nach Prag war voller beeindruckender Erkenntnisse, Begegnungen und Erlebnisse.
Im Senatssaal des Tschechischen Parlaments, das seinen Sitz im größten Palais von Prag, dem Waldsteinpalais, hat, begrüßte Senatspräsident Milan Štĕch die Konferenzteilnehmer. Er erinnerte an die Gründung der Internationalen Brigaden im Oktober 1936 und ihre Bedeutung für die Verteidigung Madrids. „In Madrid wird auch für Prag gekämpft“, zitierte er eine Losung der tschechoslowakischen Antifaschisten jener Zeit. Der Senatspräsident hob die Aktualität des Konferenzthemas für die Aufklärung zu den Ursachen von Kriegen hervor.
Historiker, aber auch Politikwissenschaftler, Juristen, Diplomaten, Publizisten und Literaturwissenschaftler referierten über die Entwicklung Spaniens am Beginn des 20. Jahrhunderts, über den Sieg der Volksfront sowie über die Ursachen ihrer Niederlage im Krieg der Franquisten und ihrer Unterstützer vom „Nichteinmischungskomitee“. Die Situation der Spanischen Republik im europäischen Kontext wurde aus diplomatischen, politischen oder juristischen Blickwinkeln dargestellt. Die tschechoslowakische Außenpolitik gegenüber der spanischen Republik sowie die Staatspolitik der ČSR, die sich gegen die Rekrutierung Freiwilliger für die Spanische Republik richtete, waren weitere Themen von Referaten. Ein weiteres Referat befasste sich mit der Unterstützung der Sowjetunion für das republikanische Spanien. Dr. Zdenko Maršálek vom Institut für Zeitgeschichte der tschechischen Akademie der Wissenschaften, den wir in Berlin bei unserem diesjährigen Jahrestreffen als Vertreter unserer Partnerorganisation kennen lernen konnten, sprach über die tschechoslowakischen Interbrigadisten in den verschiedenen Armeen des 2. Weltkrieges.
Ingrid Schiborowski nutzte die Gelegenheit, in der Diskussion die Grüße des KFSR auszurichten und kurz über das Buchprojekt über Frauen im Kampf um die Spanische Republik zu informieren. Sie sprach auch von unserem Wunsch, die Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Freunde der Interbrigadisten weiter zu entwickeln. Vorbereitet hatte sich Ingrid darauf, um den Aufruf des Jahrestreffens und unsere Vorhaben für 2016 vorzustellen. Doch die Zeit …
Zdenko Maršálek, der als Beauftragter seines Instituts die Organisation der Konferenz in der Hand hatte, eine Plakatausstellung betreute und eines der sieben Referate hielt, kümmerte sich auch um uns. Dafür dankten wir ihm sehr. Zdenko beantwortete unsere Fragen, zum Beispiel die nach einer möglichen Außenwirkung der Konferenz. Es ist beabsichtigt, die Konferenzmaterialien in einer Broschüre herauszugeben. Und im nächsten Jahr wird voraussichtlich eine nächste Konferenz stattfinden, dann zu dem Weg der tschechoslowakischen Freiwilligen nach Spanien.
Fotos von der Konferenz:
www.senat.cz/cinnost/galerie.php?aid=17295