Die Einstimmung auf den Jarama-Marsch fand traditionell am Vorabend im Ateneo von Madrid statt, mit kurzen Vorträgen und der Preisverleihung für den Sieger des irischen Schülerwettbewerbes, den 16jährigen Anthony Collins. Veranstaltungssprachen waren spanisch und englisch, die britischen, schottischen und irischen Freunde waren wie immer stark vertreten. Der diesjährige Marsch war den Kämpfern der XI. und XV. Internationalen Brigaden gewidmet. Nach der Eröffnung durch die Vorsitzende der AABI Almudena Cros hielt ich den Beitrag für den KFSR, u. a. mit persönlichen Erinnerungen des damals 27jährigen Brigadisten Karl Popp an seine Ankunft am Jarama, die Kämpfe, die Bekanntschaft mit dem Tod. Isabel Esteve von der AABI aus Valencia hatte u. a. diese Dokumente aus dem Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde bereits ins Spanische übersetzt. Damit waren wir Teilnehmer nur annähernd auf den Marsch vorbereitet – wir würden dort ohne Angst entlang gehen, keine Deckung suchen müssen vor faschistischen Bombern und Panzern, und auch der Schlamm an Schuhen und Kleidung war schnell wieder vergessen. Unsere kleine Gruppe des KFSR mit Christiane Mathejka und Dirk Besold (München) hatte noch ein besonderes Geschenk für die Freunde der AABI im Gepäck: „2 Kilo Geschichte“ – die CD-Sammlung „Spanien im Herzen“. Erst eine Woche zuvor von Dr. Jürgen Schebera zum Spanientreff im Berlin eindrucksvoll vorgestellt und in der spanischen Zeitung „El País“ besprochen, soll eine Präsentation in Spanien angeregt werden.
Der Samstagmorgen begann diesig, mit 3 Bussen fuhren wir zum Jarama-Tal. Gemeinsam mit ca. 600 Teilnehmern, darunter vielen Jugendlichen, machten wir uns auf den beschwerlichen Weg, der Schlamm klebte hartnäckig an den Schuhen. Zwischendurch wurde der Front- und Schlachtverlauf vorgestellt, und der seit kurzem bestehende Chor der AABI stimmte bekannte Lieder – Spaniens Himmel, Jarama Valley und den Marsch der Interbrigaden – auf spanisch, deutsch und englisch an. Unterwegs gab es Gelegenheit zu vielen Gesprächen zwischen den Generationen und natürlich international, sogar mit Freunden, angereist aus Australien. Dabei konnten wir auch unseren ¡NO PASARÁN! weitergeben, u. a. an Jugendliche mit der Fahne der Lugansker Republik, die vor kurzem in der Ukraine waren. Sie berichteten von der Gründung internationaler Brigaden dort, von der Notwendigkeit der internationalen Solidarität mit der Bevölkerung. Ich erzählte von meinem Besuch in Donezk, vor 30 Jahren, als Studenten-Singegruppe waren wir auf Tour durch heutiges Kriegsgebiet, haben Konzerte für Bergarbeiter gegeben. Auch 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges ist der Frieden keine Selbstverständlichkeit!
Allmählich lichtete sich der Himmel, ein buntes Fahnenmeer leuchtete in der Sonne, natürlich vor allem die Farben der Spanischen Republik, ebenso auch der Anarchisten, der britischen Freiwilligen, der POUM. Wir näherten uns dem Endpunkt – diesmal am Gedenkstein für Charlie Donnelly bei Valgrande – wo ein kurzes Meeting stattfand.
Es folgte das gemeinsame Essen im Meson „El Cid“ in Morata de Tajuña. Die Stimmung konnte besser nicht sein! Kurze Reden wechselten mit Gesang. Beeindruckend die Worte des Zeitzeugen, des heute 95jährigen Patricio Azcárate Diz, der mit 17 Jahren während der Ebro-Schlacht als Dolmetscher in den Interbrigaden arbeitete.
Im Gespräch mit dem Direktor des benachbarten Museums über die Jarama-Schlacht Goyo (Gregorio Salcedo) erfuhr ich von einer wunderbaren Geschichte. Sein Museum stellt den Kampf der Internationalen Brigaden und republikanischen Einheiten, das Leben unter den Bedingungen des Spanienkrieges sehr anschaulich dar, nicht einfach im heutigen Spanien! Dabei erhält er finanzielle Unterstützung aus Berlin, von Frank Fiedler, von der Familie des Brigadisten Fritz Eikemeier. Mehr dazu in einer nachfolgenden Ausgabe des ¡NO PASARÁN!.
Am Sonntag trafen wir uns zum historischen Spaziergang mit Severiano Montero, Almudena Cros und anderen spanischen und internationalen Freunden an der Plaza de la Moncloa. Von dort verlief er durch die Universitätsstadt bis zum Denkmal für die Interbrigaden, vorbei an Kratern, Einschüssen an Gebäuden, illustriert durch historische Fotos, u. a. mit dem deutschen Brigadisten Hans Kahle. Zum abschließenden Meeting am Denkmal überbrachte ich die Einladung zu den 5. Antifaschistischen Hafentagen in Hamburg und unserem Jahrestreffen in Berlin. Zustimmung fand der Hinweis auf die gemeinsame Vorbereitung des 80. Jahrestages der Gründung der Interbrigaden 2016, eine gute Gelegenheit, die internationale Zusammenarbeit aller Partnerorganisationen zu intensivieren, um so eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu schaffen. Im Sinne des Vermächtnisses der Interbrigadisten!
Unser Dank gilt den Freunden der AABI für die Organisation dieses Treffens. Wir kommen gern wieder.
Kerstin Hommel